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Gloriose Ehe-Aussichten für weibliche Akademiker?

Angeblich – so will eine US-amerikanische Studie wissen, haben gebildete Frauen in den USA seit einigen Jahren bessere Eheaussichten als weniger gebildete.

Das überrascht etwas, heißt es doch oftmals, dass Akademikerinnen stets Schwierigkeiten am Heiratsmarkt hätten. Die Frage wäre dabei natürlich, mit welchem akademischen Grad die partnersuchende Frau hat, in welchem Arbeits- und Sozialumfeld sie sich bewegt und wie ihre Vorstellungen von einer Partnerschaft aussehen. Doch auf diese Frage werden Sie auch in den Forschungen des Brookings Instituts in den USA, auf das sich auch deutsche Medien berufen, keine Antwort.

So schreib der STERN ziemlich plakativ:

Gut ausgebildete Frauen wollen heiraten und die Männer begehren sie. Bildungsverliererinnen haben keine Chance gegen Ladys mit Uni-Abschluss.

Das ist selbstverständlich wenig differenziert ausgedrückt, denn wer die Welt in schwarz („Bildungsverliererin“) und weiß („Universitätsabschluss“), teilt, vergisst, dass einerseits nicht alle gebildeten Frauen einen „Universitätsabschluss“ haben und anderseits nicht alle nicht-akademischen Frauen bildungsferne Dummbacken sind. Doch schon an dieser Stelle wird deutlich, was passiert, wenn man nicht wenigstens versucht, zu differenzieren (was auch das zuvor genannte Institut nicht vermochte) (STERN):

Heute sind 75 Prozent aller Frauen verheiratet, die mindestens einen Bachelorabschluss erreicht haben. Bei Frauen ohne Schulabschluss sind es nur 56 Prozent.

Ei potz – da fehlen offenbar alle gebildeten Frauen, die zwar eine qualifizierte quasi-akademische Ausbildung haben, aber eben „nicht einmal“ einen Bachelor. Und nicht nur sie, sondern auch alle, die einen anderen qualifizierten Schul- oder Berufsabschluss haben.

Die Statistiken, auf die sich das Institut ausschließlich beruft, weisen in der Tat aus, dass es einen deutlich positiven Trend für Frauen mit qualifizierten akademischen Abschlüssen gibt, aber sie zeigen beispielsweise keinen Aufwärtstrend beim Bachelorabschluss.

Die Fakten sind nicht ganz so rosig

Die Fakten sehen ohnehin etwas anders aus, denn ergänzende Zahlen beweisen: Frauen mit einer akademischen Ausbildung liegen bei der Eheschließung gleichauf mit den Frauen, die andere Ausbildungen haben. Seit 1970 konnten die Soziologen bei diesem Trend kaum noch Änderungen feststellen. Die Unterschiede, die (in den USA) 1950 noch eklatante waren, sind seither auf auf wenige Prozent zusammengeschmolzen.

Fragt sich, was sich aus den Forschungen ergibt. Kann nun „Entwarnung“ am Ehemarkt der Akademikerinnen gegeben werden? Können wir alle Unkenrufe vom „Downdating“ und ähnlichen Unwörtern vergessen?

Differenzieren – wer sucht da eigentlich?

Wir müssen uns angewöhnen, zu differenzieren, wenn wir die Wahrheit wissen wollen. Denn auch unter den Hochschulabsolventen gibt es besonders hoch qualifizierte und weniger qualifizierte akademische Ausbildungen. Zudem gibt es hochgradig theoretische Studiengänge und andererseits solche, die sofort Theorie und Praxis verbinden, zum Beispiel in der dreijährigen dualen Ausbildung. Die angeblichen Schwierigkeiten liegen auch kaum in den Berufssparten, die in einem „ganz gewöhnlichen“ Arbeitsmilieu (wie zum Beispiel in einem Büro) ausgeübt werden können. Vielmehr scheint es so, als würden die Schwierigkeiten eher bei Personen auftreten, die gesellschaftlich entweder seit jeher als „abgehoben“ gelten oder deren Beruf bei anderen Personen gar „Ehrfurcht“ erzeugt. Das kann für Lehrerrinnen zutreffen wie für Psychologinnen.

Diskussion – möglicherweise wird das „Akademikerinnenproblem“ herbeigeredet

Haben Frauen mit akademischer Ausbildung nun wirklich so schlechte Heiratschancen, wie in Deutschland allgemein angenommen wird? Oder wird dies Phänomen herbeigeredet?

Ich will mich mit meiner persönlichen Meinung nicht hinter dem Berg halten: Wer im gleichen beruflichen Umfeld mit anderen arbeitet, wird sich kaum als „elitär“ fühlen, weil er eine bessere Ausbildung hat. Gerade das Miteinander im Beruf zeigt ja, wie sich praktisches und theoretisches Denken zu einem prosperierenden Ganzen vereint. Es kommt also nicht auf den akademischen Grad an, sondern auf die Rahmenbedingungen der Berufstätigkeit – und zu einem erheblichen Teil auch auf die Prioritäten, die man sich für eine Ehe ausmalt.

Zitat: STERN, unter Berufung auf den Ursprung – hier.

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