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Sich auf Neues einlassen oder im Bekannten verharren?

Die Welt des Online-Datings hat eine Innovation gebracht, die man zuvor bestenfalls bei Bekanntschaftsanzeigen in Zeitungen erleben konnte: Sich auf das Unbekannte einzulassen. Der einzige Unterschied besteht darin, das Online-Dating deutlich transparenter ist – wenn man einmal davon absieht, dass Online-Dating die Kennenlern-Frequenz deutlich beschleunigt hat.

Online-Dating: der Kontakt mit den fremden Verhaltensweisen und Ansichten

Die eigentliche Attraktion besteht heute wie damals darin, Menschen kennenzulernen, die man sonst niemals kennengelernt hätte, weil es keine Begegnungsorte dafür gab. Wer nicht ausging, wer keine Partys oder überschaubaren Veranstaltungen besuchte, wer sehr engagiert arbeitete oder gar bei der Arbeit weitgehend auf sich gestellt war, musste andere Wege finden – und das ist heute genauso. Auch Personen, die aufsteigen wollten oder solche, die bewusst ein Gefälle in der Partnerschaft suchten, waren (und sind) Anzeigen und Online-Dating gute, recht zuverlässige Medien geworden.

Neue Lüste, neue Ängste – andere Menschen sind eben anders

Die Kehrseite der Medaille: Man traf eben auch Randsiedler – solche, die sich nicht anpassen wollten oder in „ihren Kreisen“ nicht (mehr) willkommen waren. Zudem waren (und sind) die Lebensweisen der einzelnen gesellschaftlichen Gruppen unterschiedlich. Das verblüfft gelegentlich und erzeugt in anderen fällen Angst: „Solche Verhaltensweisen gibt es wirklich?“ Von den 1960ern bis weit in die 1980er Jahre hinein wurden beispielsweise Frauen, die „Kennenlernen“ als reines Vergnügen mit wechselndem Erfolg ansahen, von der bürgerlichen Gesellschaft geächtet. Übrigens gilt das als „innere Sperre“ auch heute noch bei vielen Frauen, die sagen, „Dating“ sei für sie „kein Vergnügen“.

Was bis heute geblieben ist: Soll man sich als Single auf Neues einlassen, oder sollte man versuchen, im bekannten Umfeld zu agieren?

Zunächst überwiegen die Vorteile des Bekannten: Man glaubt zu wissen, wie man sich in einem bestimmten Umfeld zu verhalten hat. Das bedeutet, die üblichen Gegebenheiten und Rituale zu kennen, von der Kleidung über die Art des Dates und die Kommunikation bis hin zu der Frage, wann und wie man Intimitäten schenken n oder annehmen darf.

Wer schon einmal online gesucht hat, wird bald finden, dass es andere Ansichten, ander Rituale, andere Treffpunkte, abweichende Kommunikationsformen und unterschiedliche Ansichten über Intimitäten gibt. Meist verwirrt uns dabei nicht die Einschränkung, sondern die Öffnung. Das bedeutet: Wir werden mit Fragen konfrontiert, die wir uns zuvor nicht gestellt haben, müssen Situationen meistern, in die wir noch nie gekommen sind und Entscheidungen fällen, auf die wir bisher niemals trafen.

Die Situationen meistern wie sie kommen

Diese Frage sollten auch Sie sich stellen, wenn Sie Online-Dating beginnen. Sie können sich ganz sicher sein, dass Sie auch bei angeblicher Übereinstimmung auf Personen treffen werden, die völlig andere Denkstruktur haben als Sie selbst, und bei denen sich keine vorgefasste Erwartung oder Befürchtung erfüllt. Und sie benötigen gar nicht viel, um diese Situationen zu meistern: Neben einer gewissen Offenheit für das Ungewöhnliche müssen Sie nur wissen, was Sie wollen und was Sie vor sich selbst verantworten können.

Ihr Repertoire – beibehalten, erweitern oder auffrischen?

Wenn Sie das Abenteuer des Neuen suchen, brauchen sie die physische und psychische Bereitschaft, sie zu bestehen. Wenn sie das Bekannte aufsuchen wollen, reicht möglicherweise Ihr „übliches Repertoire“. Allerdings sollten Sie nicht vergessen, dass dieses Repertoire möglicherweise noch aus der Zeit stammt, als man andere Erwartungen, Hoffnungen und Sehnsüchte hatte.

Was gut für Sie sein könnte

Was für Sie besser ist? Am besten ist, herauszufinden, wie, wann und wo Sie vor sich selbst bestehen können, wenn Sie mit anderen Menschen umgehen. Da wäre dann ein möglicher Platz für Ihre Zukunft.

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