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Online-Partnervermittler – Steinzeit des Internets mit Tücken?

Schade, wenn ein Kunde den online geschossenen Vertrag storniert. Und sehr verständlich, dass sich die Betreiber deutscher Singlebörsen und Partneragenturen darüber ärgern – glauben sie doch, das Geld bereits fest im Sack zu haben.

Doch was ist eigentlich los, wenn jemand von seinem gesetzlich verbrieften Kündigungsrecht Gebrauch macht? Dann kann es Ärger geben – und zwar reichlich. Die Frage ist allerdings nicht nur, wie sich das juristisch auswirkt. (Der STERN berichtet gerade ausführlich). Die eigentliche Frage ist: Warum sind Singles so unzufrieden mit den Angeboten, dass sie so schnell wieder kündigen oder Schaum vor dem Mund bekommen, wenn sie den Namen eines Online-Partervermittlers hören? Ich will einmal versuchen, hier ein paar klärende Worte darüber verlieren, die nichts mit Juristerei zu tun haben.

Passen die Single-Kunden überhaupt zu den Online-Partnervermittlern?

1. Das Geschäftsmodell der Partneragenturen ist, auch wenn ständig das Gegenteil behauptet wird, nicht mehr aktuell. Es spricht den modernen Menschen nicht wirklich an, weil es eine Kombination aus längst angejahrten Heiratsmaklermodellen unter Verwendung moderner Technologie darstellt. Dieses Modell eignet sich nach meiner Auffassung bestenfalls noch für Menschen in mittleren Jahren mit eher etwas konservativer Gesinnung.
2. Nachdem zu Anfang nur Menschen mit Neugierde, Elan und Durchhaltevermögen Kunden wurden, (das war vor der Fernsehwerbung) sind es heute eben „Fernsehzuschauer“. Also Menschen, die ein etwas angejahrtes Medium zur Information benutzen und tatsächlich den Botschaften glauben, die dort verkündet werden. So nehmen sie auch die Claims der Werbung für „bare Münze“.
3. Ob die Erfolge der Agenturen wirklich so hoch sind, seit die Breitenwerbung intensiv betrieben wird, darf bezweifelt werden. Während beispielsweise PARSHIP behauptet, 36 Prozent der Kunden erfolgreich vermittelt zu haben, glaubt eine andere Quelle, dass der Erfolg nur 12 Prozent beträgt. Beide schöpfen zwar aus unterschiedlichen Quellen, doch machen diese Zahlen immerhin nachdenklich. Interessant auch, dass die „Frustkündiger“ glauben, sie hätten zu wenige oder die falschen Partnervorschläge bekommen.

Fernseh-Konsumenten glauben offenbar den Werbe-Claims

Der eigentliche Grund am Misserfolg liegt aber tatsächlich bei den Kunden. Sie haben offenbar in vielen Fällen den Claim „Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single bei PARSHIP“ (oder eine vergleichbare Webeaussage) für bare Münze genommen und erwarten daher, dass Online-Partervermittler Zauberformeln besitzen, mit denen sich Partner innerhalb weniger Online-Stunden und bei ganz wenig Kontakten verkuppeln lassen. Und dazu sage ich mal ganz klar: In 14 Tagen hat man vielleicht ein Schnupperdate, aber keinen Lebenspartner gefunden.

Kluge Benutzer, die alle vorhandenen Ressourcen ausnutzen und entscheidungsstark sind, schaffen es allerdings durchaus in drei Monaten, während ein Normalnutzer nicht länger als ein halbes Jahr suchen sollte. Hat sie oder er dann immer noch keinen Partner gefunden, wird’s Zeit für Alternativen.

Falsche Vorstellungen vom „Verlieben“ beim Online-Dating

Ich denke, es kommt vor, dass Produkte nicht zu Kunden passen und Kunde nicht zu Produkten, und insbesondere Online-Partervermittler sollten dies wissen. Wer einen Partner sucht, sucht niemals nur einen Partner, sondern er hat auch bestimmte Vorstellungen, wie so etwas geschehen könnte. Und wenn man – wie fast alle Online-Partervermittler, Menschen hinter dem Fernseher hervorlockt und sie mit flachen Mainstream-Argumenten, wie „Verlieben“ vor den Bildschirm setzt, dann glauben sie eben, dass sie nicht mehr tun, müssen als – sich zu verlieben.

Meine Befürchtung: Den Online-Partnervermittlern ist es eh egal. Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie sich ein dickes Fell gegenüber jeder Form von Kritik zugelegt haben.

Dennoch meinte jüngst das Portal „Aboalarm“:

Partnervermittlungen im Internet erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Doch gerade die großen und teuren Plattformen, zu denen auch PARSHIP gehört, müssen aufpassen, denn sonst nimmt der Erfolg auf Dauer ab. Teure Abos sowie verbraucherunfreundliche Kündigungs- und Widerrufsbedingungen sind nicht nur ein Problem für die Nutzer. Denn dauerhaft setzen die Kunden dann eher auf Alternativen.

Ist der Kunde den Anbietern alternativlos ausgeliefert?

Diese Meinung in Ehren, aber die Alternativen fehlen eben. Man kann TINDER nicht ernsthaft als „Alternative“ bezeichnen, wie es „Abaolarm“ tut. Und vor allem deshalb haben die Online-Partnervermittler noch die Nase vorn – weil die Alternativen fehlen. Selbst Gründer sind nicht schlauer geworden: Sie kopieren das elitäre Prinzip der Partneragenturen, das da heißt: „Du weißt nicht, was für dich gut ist –aber wir …“. Typisches Beispiel ist das, was die Inhaber der App ONCE gerne Redakteuren ins Ohr blasen (Zitat NDR):

Deshalb setzt die neue Dating-App Once aus Frankreich auf eine künstliche Verknappung des Angebots. Mit nur einem Vorschlag pro Tag soll die Romantik wieder Einzug halten ins Liebeswerben.

Wenn’s denn schon die Redakteurinnen und Redakteure glauben, wie soll ich dann dem „Durchschnittssingle“ noch klar machen, wie dünn die Suppe ist, die da gekocht wird?

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