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Wiederkäuer der Dating-Weisheiten und Dating-Dummheiten

Eines der Probleme des modernen Journalismus ist fehlende Differenzierung. Das das zeigt sich nicht nur bei einschlägigen Boulevardblättern, sondern auch bei dem Teil der Presse, der sich ganz bewusst dem „Vermischten“ zuwendet.

Ganz typisch ist das für die Berichterstattung über die Liebe, das Kennenlernen oder das „Dating“. Interessant ist, dass sie Redakteure dabei immer an einem Wortbegriff orientieren, den sie zu kennen glauben, weil sie ihn schon einmal gelesen haben.

Online-Dating – für die Presse ein Eintopf

Wenn sie die Berichte gegenwärtig verfolgen, werden Sie immer wieder finden, dass alles, was grob mit „Tinder“ oder „App-Dating“ bezeichnet werden kann, neuerdings als Synonym für „Online-Dating“ verwendet wird. Interessant dabei ist, dass hier zwei Welten zusammengefasst werden: Während das App-Dating eher einem Glücksspiel ähnelt, kann man das Online-Dating, wie es beispielsweise über Partneragenturen betrieben wird, eher als „Lebensplanung“ bezeichnen.

Dummerweise werden dabei alle Arten von Vorurteilen neu aufgewärmt, so etwa dieses:

Man hat keine Dates mehr, man hat ein Vorstellungsgespräch.

Das Argument ist uralt, wesentlich älter jedenfalls als die Autorin, die es jüngst von sich gab. Es stammt noch aus der Blütezeit der Kontakt- Bekanntschafts- und Heiratsanzeigen. Schon damals (also beispielsweise in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren) wurde ähnliche Argumente heftig strapaziert. Argumentiert wurde mit der „unnatürlichen“ Art, einander kennenzulernen, die jede romantische Neigung im Keim ersticken würde. Was noch auffällt – man hatte in Deutschland seit der Tendenz zur Liebesheirat eigentlich niemals „Dates“, sondern versuchte, Menschen „kennenzulernen“ – und dies oft in viel unnatürlicheren Situationen – beispielsweise beim Tanztee.

Regelmäßig werden auch „neue Tendenzen“ aufgespürt, die alles ander als neu sind. Das sind beispielsweise die als „Ghostwriter“ bezeichneten Stellvertreter, die für andere „flirten“. In früheren Zeiten haben Texter bereits versucht, Anzeigen zu „schönen“ und erste Kontakte mit Textbausteinen aufzupeppen. Das Problem dabei ist nur: Die Ausdrucksweise des anderen kann selten glaubwürdig kopiert werden. Trifft sich der Auftraggeber dann mit der Person, die der „Geist“ vorgeschlagen und schon „angefüttert“ hat, erkennt man den Unterschied. Natürlich kann es sein, dass man sich dennoch verliebt – aber das ist nie aufgeschlossen und ohne Ghostwriter billiger zu haben.

Auch „alle Jahre wieder“ kommt ein pseudowissenschaftlicher Unsinn in die Presse, man würde die „Liebe fürs Leben erschnüffeln“ können. Dafür lässt sich aber kein Positiv-Beweis erbringen, zumal dann nicht, wenn der Versuch mit kaltem Schweiß durchgeführt wird, der in Textilien eindringt.

Also auch Unsinn, aber mit folgendem Text:

Blind-, Speed- oder Online-Dating sind out. Der neueste Trend … heißt Smell- bzw. Geruchsdating.

Man mag dem Urheber verzeihen – schließlich ist der Aufwand, solche Meldungen zu verbreiten, minimal und das Publikum wenig anspruchsvoll. Und doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Form von Journalismus kein eigenes Gesicht hat, sondern eben nur das „wiederkäut“, was die Anbieter von Flirt- und Datingdienstleistungen ihnen ins Ohr blasen.

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