Alle reden von Weihnachten – doch wo bleibt die Liebe?
Das „Fest der Liebe“ ist für viele Menschen vor allem eines: ein Fest ohne Liebe. Da sind die frisch Getrennten: Möglicherweise hatte man sogar schon Weihnachtsgeschenke für den Partner gekauft – und nun ist er weg. Wenn’s denn ein Trost ist: Weihnachten wird von vielen „guten“ Eheleuten zum Anlass genommen, sich endlich zu trennen. Derjenige, der geht, flüchtet ja meistens schon wieder in ein neues Nest, während derjenige, der zurückbleibt, die Arschkarte zieht.
Großer Mist auch für die vielen „Frauen zur Linken“: Sie müssen über das Fest der Liebe mal die Liebe vergessen – denn Weihnachten gehört Papi der Kernfamilie. Na schön, es bleibt immer noch der Vibrator, aber der spendet bedauerlicherweise keine menschliche Nähe. Und also beschließt auch manche Mätresse, sich nach Weihnachten einen neuen Beschäler oder Sponsor zu leisten – möglichst einer, mit dem man die Illusion der Liebe erleben kann.
Die Dauersingles? Oh, die haben’s schwer, weil sie es sich immer schwer machen. Viele Frauen über 40 haben sich nicht lieben lassen. Mal wegen der Moral, mal wegen des Schlampenverdachts und mal, was sie geahnt haben, dass alles nur in eine Affäre ausarten würde. Klar wäre da eine Lücke für die Liebe gewesen. Aber sie haben sich eben gesagt: „Entweder ich krieg alles von ihm oder ich will gar nichts.“
Die anderen Dauersingles, diesmal männlich, fürchten den Zugriff: Wenn die Handfesseln mal zuschnappen, geht’s in das gemeinsame Gefängnis, und da kommt man nicht ohne Weiteres wieder heraus. Oder sie starren auf schöne, willige, langhaarige Blondinen mit DD-Brüsten und ohne Zugangskontrolle im Schritt. Am besten wäre wohl, man würde ihnen sagen, dass sie diese Frauen wahrscheinlich am schnellsten in Porno-Filmen oder in natura im Puff finden werden.
Hätten all diese Frauen und Männer ein Fünkchen Verstand, dann wüssten sie, dass der Gewinn woanders liegt: darin, einen vollständig unspektakulären Menschen vorbehaltlos zu lieben – gleich, ob auf Zeit oder dauernd.
Liebe auf Zeit ist den meisten ein Dorn im Auge – und doch erinnern sich die meisten Frauen an ihre kurzen, heftigen und total hingebungsvollen Affären intensiver als an die meisten ihrer „sozial korrekten“ Lover und Partner.
Und Liebe für immer? Da muss man einen langen Weg gehen und ab und an Hürden überwinden. Natürlich ist das Ziel, einmal mit jemandem bis ans Lebensende zusammen zu sein. Aber dazu gehört das kleine bisschen Kompromissbereitschaft, das den meisten Deutschen abhandengekommen ist.
Na – was bleibt also? Nur eines: Die Liebe beim Schopf zu packen, wenn sie einem begegnet – und dann versuchen, sie festzuhalten. Wenn’s nicht gelingt, ist’s schade – aber eben auch nicht zu ändern.
Die Frage ist allerdings: Wie oft versuchen Sie’s eigentlich? Und was spricht eigentlich dagegen, jeden Tag ein Fest der Liebe zu zelebrieren, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt?