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Wie halten wir es mit der Sexualmoral?

Wie geht die Redaktion der Liebe Pur eigentlich mit moralischen Fragen um? Wie kann man eine Liebes-Gazette interessant halten, Leserinnen und Leser mit spektakulären Themen neugierig machen – und zugleich „moralisch“ denken? Ich versuche, Ihnen eine Antwort zu geben.

Horrormeldungen verkaufen sich immer gut, und eine der beliebtesten Horrormeldungen ist jene, die Jugend sei „völlig übersexualisiert“. Ja, sie würde (da sie ja wohl größtenteils Apps benutzt) nun auch noch das Opfer von Tripper und Syphilis. An allen Ecken und Enden der Gesellschaft plustert man sich auf: Da gibt es die moralinsauren Schwaben-Bewegungen, die Sex einfach „Pfui Teufel“ finden und ihre Kinder möglichst vor allen diesbezüglichen Informationen bewahren möchten. Auf der anderen Seite kämpfen Leute, die die Masse mit ihren Sammlungen von sexuellen Identitäten nerven, die im Grunde außerhalb der Szene niemanden interessieren. Da plustern sich Feministinnen und andere selbst ernannte Gutmenschen auf, wenn angeblich „sexistisch“ gesprochen oder geschieben wird – in Wahrheit versuchen sie, ein verdecktes Rede- und Schreibverbot durchzusetzen. Dickbackige Frauen empören sich öffentlich über Seitensprünge, sehen aber als ganz selbstverständlich an, wenn sie selbst die Initiatorinnen sind – jedenfalls solange es geheim bleibt.

Besserer Sex aus dem letzten Haut- oder Gedankenfetzen?

Die Frauen-Gazetten sind in letzter Zeit voll davon, wie man auch noch aus dem letzten Haut- und Gedankenfetzen bessern Sex herausquetscht oder wie sich die besten künstlichen Rüttler für den Orgasmus finden lassen. Oder wie man sich als Frau trotz mancher Bedenken noch an den letzten Trend von Schmergeilheit oder Fetischismus anhängen kann. Ja, und es wird gelesen, teilweise gar verschlungen.

Kurz und schlecht: Die eine Seite dröhnt uns den Kopf voll, wir müssten die Freizügigkeit einschränken, während die ander Seite uns belehren will, dass wir sie erweitern müssten.

Sex – reduziert auf das Ehepaar „Normalo“?

Die Redaktionen von Online-Magazinen (wie diesem hier) haben das gleiche Problem. Von uns wird erwartet, dass wir die Liebes- Beziehungs- und Sextrends realistisch darstellen, sie zugleich aber auf „Herrn und Frau Normalo“ zurecht schneidern. Die Wahrheiten kommen dabei manchmal deshalb zu kurz, weil wir den „Normalos“ einige erotische Details ersparen wollen. Manchmal aber auch, weil wir (aufgrund der Verbreitung der Auflage) etwas überspitzen müssen. Und manchmal eben, weil es in jedem Leserkreis die Neugierigen gibt, die sich am „Fremdschämen“ aufgeilen.

Doch welchem Trend folgen wir eigentlich? Was ist die Moral?

Verspannte Menschen und Ideologen sollten schweigen

Man kann Moral oder „Sexualethik“ nicht erkennen, wenn man verspannt ist, das heißt, wenn man einer Doktrin folgt. Dieser Satz ist brisant, weil er beinhaltet, dass bestimmte Gruppen (zum Beispiel christlichen Kirchenvertretern) die Kompetenz für die Sexualmoral abgesprochen werden muss. Es wäre an ihnen, dies zu widerlegen.

Sexualität – nüchtern, pragmatisch, gut

Im Grund wäre (und ist nach meiner Auffassung) eine nüchterne Betrachtung nötig. Sexualität ist eine der wichtigsten Triebfedern, die unser Handeln bestimmen, und sie wird biologisch gesehen von drogenähnlichen Substanzen gesteuert. Wir treten damit ins soziale Erwachsenenleben ein und versuchen, Befriedigung aus der Sexualität zu ziehen. Dabei erkennen wir Möglichkeiten und Grenzen, die teils von uns selbst ausgehen, teils aber auch von anderen. Ob wird also aus der Anstrengung, die unsere Sexualität uns auferlegt, einen persönlichen Gewinn ziehen, ist abhängig von dem Erfolg unseres Handelns.

Warum das „Alte Testament“ für eine moderne Moral taugt

Das sind die nüchternen Tatsachen. Was hat dies nun mit der Sexualmoral zu tun? Die Antwort liegt – und nun werden Sie sich wundern – im Zehnten Gebot des Mose:

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat (besitzt).

Das bedeutet: Sie sind moralisch, solange Sie nur das begehren, was frei und gleich zu Ihrer Verfügung steht, aber nicht das, was ein anderer Mensch als „Seins“ ansieht. Allerdings muss noch etwa dazu kommen, nämlich etwas Ökonomie.

Die Menschen der damaligen Zeit waren – was heute oft vergessen wird – wesentlich pragmatischer als uns dies heute von den Pfarrern vermittelt wird. Dieses zehnte Gebot ist gar nicht wirklich „heilig“, sondern ein Gebot der sozialen Ökonomie. „Such dir ein eigenes Glück, zerstöre nicht das Glück anderer.“

Ökonomische Moral und Sexualmoral sind keine Feinde, sondern eng miteinander verwoben, ja, sie sind so gut wie deckungsgleich. Demnach ist ein Vorgehen moralisch, das durchaus mit der Absicht auf persönlichen Gewinn der gegenseitigen Unterstützung dient und dabei alle bereichert. Das trifft auf unser Wirtschaften genauso zu wie auf unsere Sexualität.

Was ist nun die Sexualethik, die Moral im Sexuellen?

Im Grund ist es einfach: Es ist das Prinzip, einen Trieb in Lust zu verwandeln, und diese Lust idealerweise mit jemandem zu teilen, der das auch gerne möchte. Und das alles in der Hoffnung, dass damit langfristig auch ein Nutzen für die Gesellschaftsordnung entsteht.

Das gegenseitige Glück, die Lust miteinander zu teilen

Das Prinzip kann, wir wissen es zur Genüge, nicht immer und überall konsequent durchgesetzt werden. Sich sexuelle Illusionen zu kaufen oder sie zu verkaufen, ist keine ethisch vertretbare Einstellung, aber dennoch eine Tatsache. Die Vorstellung, dass zwei erwachsene Menschen, die miteinander das Glück einer erfüllten Sexualität genießen und dabei keinem Dritten Schaden, moralisch handeln, wird sich kaum widerlegen lassen. Bedenken? Oh ja, es gibt Facetten. Aber um sie alle zu erwähnen, müsste ich ein Buch schreiben – und das habe ich nicht vor.

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