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Was bedeutet Romantik in der Liebe?

War es nun romantisch oder die reine Wollust?

War es nun romantisch oder die reine Wollust?


Von Romantik in der Liebe redet jeder. Doch was ist eigentlich „Romantik“ in der Liebe?

Sehen Sie, da haben wir es: Sage ich die Wahrheit, werden die Frauen dieser Erde mich verdammen. Und weil ich dies nicht beabsichtige und sonst auch sonst niemand, erdichten, erfinden und erlügen wir uns eine „Wahrheit zweiter Klasse.“

Sie sagte aus, dass es zwar keine romantische Liebe gäbe, aber der Glaube daran würde die Menschen so verzücken, dass sie diese Liebe ständig herbeireden würden.

Ich zitiere diesmal ein wenig, und zwar Dies:

(Das Konzept der romantischen Liebe) … wurde in den Romanen des 18. Jahrhunderts zum Zwecke der Unterhaltung erfunden. Der Idealvorstellung nach sollte ein Mensch, den wir lieben, all unsere Sehnsüchte und Träume erfüllen können.

Die Realität des 18. Jahrhunderts alles andere als „romantisch“: Der Brautvater machte mit dem zukünftigen Ehemann einen Vertrag, der mit Handschlag besiegelt wurde. Hatte der Mann so um die Hand angehalten, waren beide verlobt. Die Tochter, die Braut, die Verlobte? Sie konnte protestieren, was ihr aber zumeist nicht viel nützte.

Die „romantische Liebe“ entstand, wie könnte es anders sein – in der Epoche der Romantik. Sie umfasste ungefähr 50 Jahre deutscher Geschichte und entstand aus einer Gegenbewegung zur Aufklärung, also zum rein rationalen Betrachten der Welt.

Romantiker wünschen sich eine andere Welt als die, die sie vorfinden

Die Romantiker waren (und sind Idealisten). Sie versuchen, die Welt, die sie umgibt, auf einfache, naturnahe und immerwährende Gedanken zu reduzieren. Die letztendlich zu einer Verklärung des Geistes führen. Menschen wie die Gebrüder Grimm lösten eine bis heute währende, träumerisch-psychologische Welle aus, die in den „alten“ Märchen und Sagen wahrhaftig einen „tieferen Sinn“ vermieteten. Autorinnen und Autoren des Schöngeistigen versuchten, die Seelen sprechen zu lassen, was sehr selten gelang. Stattdessen begann eine flache Kitschliteratur, „Gefühle als solche“ in Aufgüssen Form zu interpretieren. Psychiater fielen auf die romantischen Ideen herein und umkränzten sie mit einer Pseudo-Wissenschaft, wofür Carl Gustav Jung beispielhaft stehen mag. In der Musik finden wir die verschiedensten Ansätze, von Franz Schubert über die Liebes-Schlager bis zu Blues und Jazz.

Lehrbeispiel „Der Sandmann“

Was die Romantik wirklich war, wusste kaum jemand besser als Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, der allgemein als einer der geistreichen deutschen Romantiker angesehen wird. In seinem Briefroman „Der Sandmann“ entlarvt er romantische Gefühle als Konstruktionen.

Wenn der Student Nathanael die Tochter seines Professors Spalanzani liebt, dann ist das durchaus romantisch – für ihn. Für alle anderen Beteiligten ist es hingegen ein Lügengespinst – für den Professor, weil er weiß, dass seine angeblich Tochter eine Maschine ist, und für Coppola, der die Illusion durch sein „Perspektiv“ perfekt gemacht hat.

Das klassische Beispiel zeigt, dass es bei der Erzeugung von Romantik fünf Kräfte gibt:

1. Den Wunsch, die Realität durch einen künstlich eingebrachten Effekt zu versüßen. (Nathanael).
2. Ein Umstand, der uns erlaubt, die Realität auszublenden. (Bei Hoffmann das Perspektiv).
3. Diejenigen, die ihr Spiel mit den romantischen Wünschen der Menschen beherrschen. (Spalanzani).
4. Die Püppchen, Lockvögel und Turteltauben, die sich wissend oder unwissend zum Werkzeug machen lassen. (Olimpia).
5. Die Unsicheren, die für möglich halten, es können doch so etwas wie eine andere, bessere Realität geben. (Die Kommilitonen von Nathanael).

Sie werden jetzt sagen: „Aber ich habe es selbst erlebt, und es war romantisch.“Wenn Sie das sagen sollten, dann überlegen Sie bitte einmal, wann Sie die Situation, in der sie waren, als romantisch empfunden haben. Denn normalerweise gilt: Die persönliche erlebte Romantik entsteht erst aus der Retroperspektive, also aus einer Befrachtung in einer Zeit, die weit nach dem Ereignis liegt.

Die Wissenschaft nimmt mittlerweile an, die Romantik sei ein kulturelles Phänomen, das aus der Verliebtheit entsteht. Die Verliebtheit selbst ist ja eher ein biochemischer als ein gedanklicher Prozess, und man könnte annehmen, dass ein Kulturmensch intellektuell und emotional nicht zulassen kann, von seinen Trieben beherrscht zu werden. Insofern wäre die Romantik nur eine Umformung des biologischen Sexualtriebs und hätte dann wirklich nur noch Unterhaltungswert.

In der Liebes-Literatur entsteht die Romantik auf eine andere Art: Dabei werden die Daten und Fakten, Alltagsnöte und Widersprüche, Begierden und Bedürfnisse sowie Verständnisprobleme und Ungereimtheiten einfach „weggefiltert“, um der Romantik möglichst viel Raum zu belassen. Der „Konflikt“, den es auch im Liebesroman gibt, wird von vornherein so aufgebaut, dass er nur dazu dient, Spannung zu erzeugen. Ist er gelöst, gibt es das bekannte „Happy End“.

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