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Die Tricks der Presse bei „wissenschaftlichen“ Sensationsartikeln

Die Presse ist leicht beeinflussbar – und veröffentlichte allein deshalb schon häufiger fragwürdige Studien. Entweder lockte die Redakteure die vorgebliche „Wissenschaftlichkeit“ der Publikationen, oder sie bedienten einfach die Angst der Bevölkerung vor „der bösen Welt“ da draußen.

Das ist heute kaum anders als 1996. Die Furcht, das ein Phänomen mit dem schrecklichen Namen „Cyberporn“. Der Artikel war nicht einmal schlecht geschrieben. Auf eine eingängige, auch heute sicherlich weiterhin abgenickte Einleitung folgte der Hinweis auf die Gefahr der Kombination aus Sex und Computertechnologie, um dann auf eine Studie hinzuweisen. Die gab es zwar, sie war aber viel zu schwach belegt, um als „wissenschaftlich“ zu gelten.

Was den Autor Marty Rimm vor 20 Jahren bewogen haben mag, die Geschichte zu schreiben, kann nur vermutet werden. Bezeichnend ist hingegen, dass er nach einer Weile beschloss, komplett von der Bildfläche zu verschwinden – höchst ungewöhnlich für einen Journalisten, der es bis auf die Titelseite des „TIME“-Magazins schaffte.

Philip Elmer-DeWitt suchte ihn überall – und fand ihn schließlich unter einem neu angenommen Namen – 20 Jahre später. Gesprochen hat er ihn nicht – aber nochmals alle Details der beschämenden Affäre im Wirtschaftsmagazin „Fortune“ offengelegt.

Ich will Ihnen wenigstens die Grundzüge des Tricks zeigen, mit denen Mr. Rimm gearbeitet hat – es ist nicht auszuschließen, dass es morgen wieder jemand tut. Es handlet sich nicht um eine wörtliche Übersetzung, sondern um eine Adaption der Methode.

1. Schritt: ein paar eingängige Informationen zum Abnicken.
Sex ist heute überall. In Büchern, Magazinen, Kinofilmen, Fernsehen, Musikvideos und der Parfüm-Werbung, die an Bushaltestellen gezeigt wird.

2. Schritt: Das Neue ist die Gefahr.

Doch nun schwappt die Pornografie auf das Internet über (heute wahrscheinlich: auf das Smartphone). Plötzlich sieht die Presse die Gefahr, und Eltern und Lehrer empören sich. Die Regierung versucht, diesen Schmutz zu unterbinden – meist ohne Erfolg.

3. Es gibt erschreckende Studien.
Wissenschaftler aus XYZ haben jetzt eine erschreckende Studie vorgestellt, die nächste Woche veröffentlicht wird …“ oder „wie in mehreren Studien bewiesen wurde …“

Das ungeheuerlich daran ist, dass diese Methode mit nahezu jedem Gesundheits- oder Lebensstil-Thema wiederholt werden kann. Teils werden dafür Spezialisten eingesetzt, die fragwürdige Studien mit aktuellen Themen verknüpfen. Teils ist es aber auch journalistischer Leichtsinn, dergleichen ungeprüft zu veröffentlichen. Der Trick, ob fahrlässig oder schmierig verwendet, geht meistens auf: Die Studien liest kein Mensch, die Balkenüberschrift schon.

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