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Verliebtheit, Liebe und Sex – geht das zusammen?

Was verheißen diese Augen?

Was verheißen diese Augen?

Verliebtheit, Liebe und Sex – geht das zusammen? Dieser Artikel erörtert kurz, aber dennoch grundlegend, warum Sex ohne Liebe möglich ist, und warum das meiste, was wir über die Liebe hören, in Wahrheit von der Verliebheit handelt.

Als ich jung war, wurde nicht viel geredet über die Verliebtheit, die Liebe und den Sex. Einerseits, weil man das Thema tunlichst mied. Andererseits aber auch, weil die Zusammenhänge damals noch recht unklar waren. Man verdächtigte „die Hormone“, die eben von Zeit zu Zeit verrückt spielten. Man wusste, dass die Verliebtheit die Voraussetzung für Sex war und man behauptete, dass insbesondere Frauen erst einmal ein hohes Maß an Verliebtheit erreichen mussten, bist sie dank geheimnisvoller biologischer zusammenhänge zum Geschlechtsverkehr bereit waren. Oh ja, und dann war da noch die Liebe, die irdische und die himmlische.

Liebe -das meistmissbrauchte Wort

Das Wort „Liebe“ wurden dann auch zum meistmissbrauchten Wort. Statt „ich will dich vögeln“ sagte man eben „ich liebe dich“ – und glaubte es dann größtenteils sogar. Denn soviel hatten wir verinnerlicht: Liebe ist die Voraussetzung für Sex. Kein Sex ohne Liebe. Die Pfaffen trieben es auf die Spitze: Sie stellten die Liebe als Schwert himmlischer und irdischer Tugenden dar, während der Sex feucht, dreckig und des Teufels war. „Nicht Sex, sondern Liebe“ hieß eines dieser Traktätchen, die es beim Herrn Pfarrer gab.

Inzwischen schreiben wir das Jahr 2015. Ein neues Jahrhundert, ein neues Jahrtausend gar. Und immer noch glauben Menschen, dass die Hormone „irgendwie“ wuseln, noch immer ordnen sie Verliebtheit als Liebe ein, und noch immer haben Schlagermacher und Groschenheftschreiber die Kitschliebe fest im Griff. „Verliebtheit + Romantik = Liebe“ heißt die Formel, nach deren Schema das Volk verdummt wird.

Verliebtheit – der nachhaltige Trick der Natur

Wenden wir uns zunächst einmal der Verliebtheit zu. Sie wurde inzwischen als Trick der Natur erkannt, doch ist sie immer noch geheimnisvoll, weil sie das menschliche unser Gehirn nachhaltiger beeinflusst als wir die vom Tierreich gewohnt sind. Denn während das Säugetier für einen relativ kurzen Moment von der Natur gefoppt wird, um sich fortzupflanzen, wird das Gehirn des Menschen offenbar für einige lange Zeit umprogrammiert. Letztendlich bedeutet dies: Der Trick von Mutter Natur, das Säugetier für den kurzen Moment des Geschlechtsakts drogenähnlich zu betäuben, hat beim Menschen Langzeitfolgen – wie immer sie auch zustande kommen mögen. Ob es nun Wochen, Monate oder gar Jahre sind, die das Menschenpaar „ganz wild aufeinander“ ist, scheint individuell verschieden zu sein. Jedoch kann nahezu jeder Mensch davon berichten, diesen rauschhaften Zustand schon einmal erlebt zu haben.

Verliebtheit im Abwind – Liebe im Aufwind?

Weil wir gerade von Paaren reden – die Verliebtheit sinkt langsam, aber stetig, und die Liebe könnte in gleichem Maße zunehmen. Doch anders als bei der Verliebtheit, die einfach „passiert“, ist die Entstehung von individueller Liebe ein weitgehend unerforschter Prozess. Zwar nehmen Wissenschaftler an, dass die Liebe „technisch“ ebenfalls durch Botenstoffe ersteht, doch ist unser Gehirn facettenreich und lernfähig. Die Botschaften, die wir empfangen, wenn uns andere „mögen“, prägen offenbar unser Verständnis von Liebe. Hinzu kommt: je abhängiger wird von anderen (nicht nur vom Partner) sind, umso mehr Liebe erwarten wir, je unabhängiger, selbstbewusster und ich-kompetenter wir sind, umso weniger hängen wir daran, dass uns andere lieben. Die Regel: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ fordert die Balance zwischen Selbstliebe und der Liebe zum Mitmenschen ein – doch die Realitäten folgen diesem Ideal nicht.

Liebe – ein Lernprozess

Wie es scheint (und wie uns ernst zu nehmende Wissenschaftler sagen) wird die Liebe, wie wir sie überwiegend verstehen, intuitiv erlernt. Das bedeutet: Wir lernen an den Situationen, in denen wir Liebe annehmen und schenken. Anzustreben wäre freilich, die Liebe bewusst zu erlernen und dabei eine eigene „sich selbst bewusste“ Liebespersönlichkeit zu entwickeln. Wäre dies so, dann wüssten wir genau, wann wir Liebe großzügig schenken könnten und wann wir sie besser dosieren sollten. Noch wichtiger wäre freilich, wenn wir uns sicher wären, wann und von wem wir Liebe rückhaltlos annehmen sollten und wessen Liebe wir besser genau überprüften. Auf diese Weise würden wir uns manche Irritation ersparen.

Sex verlangt keine Liebe

Und der Sex, die Lust, die Begierde, die Wollust? Auf diesem Gebiet hat sich viel verändert, und dennoch verbleiben viele alte Muster in den Köpfen. Der größte Irrtum, so scheint es jedenfalls, ist die angeblich unteilbare Verbindung von „Sex und Liebe“. Für eine solche Behauptung gibt es keinerlei Begründung, und auch die Anzeichen sprechen dagegen. Sex hat mit höchster Erregung des Körpers zu tun, der durch die Aussicht darauf, aber auch durch die Handlungen, in einen Ausnahmezustand gerät. Liebe hingegen ist ein eher ruhiger geistig-emotionaler Prozess, der keine Spontanität benötigt. Und auch die Praxis zeigt: Wir benötigen keine Liebe, um Sex zu haben. Und seit Frauen ihre Sexualität nicht mehr deckeln müssen (was früher die Regel war) hat sich auch bei ihnen viel verändert. Der Zustand der „Verliebtheit“, lässt sich mechanisch oder gedanklich in kurzer Zeit erreichen, sodass auch die Bereitschaft zum Geschlechtsverkehr innerhalb kurzer Zeit erzeugt werden kann – jedenfalls in viel kürzerer Zeit, als es noch in den Lehrbüchern der 1950er Jahre stand.

Das Fazit: Ungleiche Schwestern – Liebe, Verliebtheit und Sex

Was ich Ihnen hier geschrieben habe, ist aufgrund der Kürze solche Artikel selbstverständlich stark vereinfacht. Ich wage aber dennoch, dies als „Stand der Dinge“ zu behaupten:

1. Verliebtheit ist ein biologischer Trick, der beim Menschen ziemlich nachhaltig wirken kann. Die daraus angeleiteten Illusionen sind chic und lassen sich gut vermarkten.
2. Liebe ist eine Art „sozialer Klebstoff“ mit biologischen Grundlagen, dessen Grundlagen wir aus der Erfahrung gewinnen. Besser wäre, wir würden lernen, eine eigene Liebespersönlichkeit zu gestalten und zu verinnerlichen.
3. Sex bedeutet, von Wollust erregt und befangen zu sein. Die dazu nötige körperliche Bereitschaft und temporäre „Verliebtheit“ lässt sich schnell erzeugen – auch von Frauen. Es ist nicht erkennbar, dass „Sex haben“ von „einander lieben“ anhängig ist.

Jenseits dieser Grundsätze bestehen allerdings Schleichwege und Schotterstrecken, Umleitungen und Einbahnstraßen. Vielleicht schreibe ich Ihnen davon ein andermal.

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