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Populisten und die lebensgefährliche Internetsucht

Freunde, höret: Ihr seid möglicherweise „lebensgefährlich erkrankt“ – und das vielleicht sogar, ohne es zu wissen. Das ist mal wieder (und nicht untypisch) eine der gro0en Seifenblasen, die uns unsere Bürger- und Skandalpresse aufgetischt hat. Heißt es in der Überschrift einer Zeitung noch „Internetabhängigkeit, kann lebensgefährlich sein“, eine Nachricht, die von der KNA verbreitet wurde.

Zwischen „kann“ und „ist“ liegt in der Wissenschaft allerdings ein riesiges Gebirge, denn zunächst einmal ist auch nicht im Ansatz beschrieben, was Internetabhängigkeit eigentlich ist. Sicher könnte man sagen: „Wenn jemand seine sozialen Kontakte, seinen Beruf und seine Gesundheit vernachlässigt, dann könnte er möglicherweise süchtig sein“ – und sich damit als „krank“ qualifizieren. Könnte – könnte aber auch nicht. „Sucht“ oder „Abhängigkeit“ sind komplexe Probleme, die einer gründlichen Diagnose bedürfen. Vor allem die nichtstofflichen Süchte sind kaum erforscht. Soweit zur Wissenschaft.

Andererseits beinhaltet die Entdeckung eines neuen Suchtverhaltens selbstverständlich auch Möglichkeiten, Psychiater und Psychotherapeuten eine völlig neue Klientel zuzuführen. Letztendlich „macht die Seelenindustrie aus uns allen Patienten“, wie der kritische Fachjournalist Jörg Blech sich jüngst äußerte.

Medienabhängig nannte man das noch vor ein paar Jahren und meinte Fernsehen. Seit die Medien immer mächtiger und raffinierter geworden sind, versuchen sie natürlich, immer mehr Menschen zu erreichen. (Autorinnen und Autoren übrigens auch). Die Neuen Medien sind raffiniert bei der Kundenbindung – ohne Zweifel –aber können sie eine spezielle Sucht, die Internetsucht, erzeugen? Oder ist diese „Krankheit“ eben doch nur eine Erfindung von ein paar psychologischen Populisten, die gerne hören, dass wir von ihren Büchern reden?

Wissenschaftler, Psychotherapeuten und Ärzte lehnen sich weit hinaus, wenn sie die wirkliche oder angebliche „Medialisation (1) des Menschen“ als krankhaft bezeichnen.

Wer sich so weit hinauslehnt, könnte leicht abstürzen, denn bisher hat sich die Gefahr sämtlicher Mediensüchte im Nachhinein als Gegacker erwiesen.

(1) Eigentlich: Medialisierung. Der Begriff ist umstritten und gilt als Hohlwort für die Macht der Medien über das Individuum. Neu ist das alles nicht. Schon Marshall McLuhan behauptete 1964, „Das Medium ist die Botschaft“.

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