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„Shades of Grey“: Sich aus Verliebtheit unterwerfen?

Aus Liebe völlig hingeben?

Aus Liebe völlig unterwerfen?

Demnächst startet es also, das Kinoereignis, auf das angeblich so viele Menschen sehnsüchtig gewartet: die „50 Shades of Grey“ finden nicht länger im Hirn der Leserinnen statt, sondern auf der großen Leinwand. Inzwischen wissen es fast alle: Die Rede ist von einer recht sonderbaren Beziehung, die in der Öffentlichkeit allgemein mit dem Etikett „Sado-Maso“ belegt wird. In Wahrheit ist es allerdings eine reichlich kitschige, in die moderne Zeit hineinverlegte Aschenbrödel–Variante. Mit dem kleinen Unterschied, dass wir im Märchen nichts darüber erfahren, wie der Königssohn das Aschenputtel defloriert und dominiert – während uns das Buch „Fifty Shades of Grey“ diese Vorgänge recht plastisch vor Augen führt.

Das Besondere an der Geschichte ist schnell erzählt: Mr. Greys Cinderella erweist sich merkwürdigerweise als Jungfrau, sie ist aber auch ansonsten naiv und unerfahren. Das nützt Mr. Grey aus, in dem er sie alsbald mit seiner Passion bekannt macht, den zarten Körper mit einer Peitsche zu traktieren. Hat sie diese einmal genossen, ist „nichts mehr wie zuvor“. Und der Klappentext vermerkt: „Christian (Grey) führt Ana (Steele) ein in eine dunkle, gefährliche Welt der Liebe – eine Welt, vor der sie zurückschreckt und die sie doch mit unwiderstehlicher Kraft anzieht.“

Im Grunde ist „Ana“ ein Sugar-Baby

Wer sich nun fragt, warum Ms. Steele keinen Widerstand leistet, könnte leicht mit der Bemerkung abgespeist werden, dass sie den Luxus genießt, den Mr. Grey ihr bieten kann. Sie wäre damit sozusagen sein „Sugar Baby“, das sich aus lauter Dankbarkeit für die Generosität ihres Lovers auch mal den Hintern versohlen lässt.

Man könnte nun fragen: Wenn es nicht um die Teilhabe am Geruch des Geldes geht, worum geht es dann?

Die Macht der Verliebtheit – und ihr Missbrauch

Offenbar geht es um jene tückische Macht, die uns die Natur einst mitgab, und die unser Gehirn ständig fortentwickelte und verfeinerte: die „alternativlose“ Verliebtheit, unter deren Einfluss wir blindlings in Lust und Verderben rennen, ein jeglicher nach seiner Art und Veranlagung.

Unter dem Einfluss der Verliebtheit geben wir uns hin oder her, machen uns zum Prinzen oder Narren – und lassen uns vielleicht sogar widerstandslos versklaven.

Jeder von uns wird von sich selbst wissen, wie sich das Gefühl der Verliebtheit auf ihn selbst auswirkt – und weil dies so ist, glauben wir oft, die Liebe, die Lust und die Leidenschaft müssten sich auf alle Menschen ähnlich auswirken. Doch damit sind wir mitten in einem gefährlichen Trugschluss. Denn während manche Menschen, schon nach wenigen Tagen der überschäumenden Verliebtheit keine Bindungswünsche mehr verspüren, existieren auch solche, die „unsterblich verliebt“ bleiben – auch dann noch, wenn der geliebte Partner längst entschwunden ist. Forscher vermuten, dass hier ähnliche Effekte am Werk sind wie bei stofflichen Süchten: Manche genießen Alkohol, andere werden süchtig davon.

Tatsächlich ist „Verliebtheit“ das klassische Mittel, mit denen Zuhälter (Loverboys) junge Frauen ködern. Mit derselben Methode arbeiten allerdings auch diejenigen Verführer, die aus anderen Gründen den Widerstand eines Menschen gegen erotische Praktiken brechen möchten. Die Grundaussage ist stets: „Wenn du mich liebst, dann musst du aber auch akzeptieren …“

Wenn die Liebe zum seriösen Handelsobjekt wird

Damit wird dann allerdings die an sich bedingungslose Liebe zum Handelsobjekt, und das halte ich für problematisch – vor allem, wenn jemand versuchen sollte, die Fiktion in die Realität umzusetzen.

Jede Aussage: „Wenn du mich liebst, dann musst du aber auch …“ ist ein Angriff auf die Grundsätze von Freiheit, Gleichheit und Solidarität, wenn nicht gar auf die Menschenrechte schlechthin. Sicherlich kann jeder diesen Angriff abschmettern, der noch abwägen kann – aber eben nicht mehr jeder, der bereits krankhaft verliebt ist.

Insofern rate ich dringend, den Film als das zu sehen, was er eben auch ist: Ein etwas lächerliches Märchen für Frauen, die davon träumen, sich den Zugang zu Macht und Ruhm zu „ervögeln“. Und dabei alles tun, um ihre dort angesiedelten Lover zu befriedigen – inklusive eines tiefrot geschlagenen Hinterns.

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