Heterosexualität und Schule: nur ein Etikett für Denkschwache?
Alle Toleranz jenen, die sich zur LGBT-Gemeinschaft bekennen. Und Hochachtung für jene, die sich niemals dazu bekennen würden, weil sie glauben, selbst zu wissen, was gut und richtig für sie ist, ohne dies öffentlich auszustellen. Das ist die Einstellung, die ich für richtig halte, wenn über sexuelle Orientierung diskutiert wird. Aber da hört die Gemeinsamkeit auch schon auf – denn die LGBT-Leute arbeiten ja schon im Titel ihrer Gruppen mit Etiketten – und die würden sie gerne auch allen anderen aufkleben. Dann wären wir übrig gebliebenen „heterosexuell“. Ein Etikett für alle? Welche Anmaßung!
Lächerliches Etikett: Heterosexuell
So viel ist sicher: „Heterosexuell“ sind wir historisch gesehen noch nicht lange. Es ist ein Etikett, dass uns allen solange verpasst wird, bis wir uns andere Etiketten aufkleben oder uns weigern, jemals ein Etikett zu tragen. Mir ist lieber, jemand würde sagen: „Ich bin ein Mensch, und ich bin sexuell“ als dass er sagt: „Ich bin selbstverständlich heterosexuell.“ Sagen sie selbst, was ist das schon, „heterosexuell“ zu sein? Etwas, das die Wissenschaft für uns erfunden hat. Wenn Sie ein Mann sind und so „hetero“, dass Ihr Penis jederzeit aufspringt, wenn eine Frau in ihre Nähe kommt, sagen Sie doch besser: „Ich bin ganz Mann und wild darauf, Frauen zu vögeln“ – das ist ehrlicher und nicht so blödsinnig wie zu sagen, „ich bin heterosexuell“. Bei Frauen gilt das selbstverständlich in ähnlicher Weise. „Ich bin heterosexuell“ ist ein Hohlsatz für Hohlköpfe – kaum mehr, und er verschleiert mehr als er erläutert.
Der schwierige Weg ins Erwachsenwerden – Eltern sind gefordert
Wer jung ist, will wissen, wie es ist, sexuell zu sein. Denn „sexuell“ war er vorher nicht in dem Maße, in der er es während der Pubertät ist. Der Sexualkundeunterricht ist also dazu da, Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, sexuell erwachsen zu werden und sich dabei „in seiner Haut“ wohlzufühlen. Das allein wäre ein sinnreiches Anliegen, aber nicht einmal das können Lehrer wirklich erreichen.
Eltern überschätzen den Einfluss der Schule – da ist ein alter Hut. Und Eltern schieben gerne an die Schule ab, was ihnen unangenehm ist. Weil das so ist, befürworten sie überwiegend den Sexualkundeunterricht. Doch, ob positiv oder negativ – die Schule kann, den jungen Frauen und Männern nur Richtungen aufzeigen, aber keine Wegweisungen erteilen.
Luftnummer Diskussion über Sexualkunde
Insofern ist die gesamte Diskussion über den Sexualkundeunterricht eine Luftnummer. Die Schule wird weder die „Vielfalt der sexuellen Orientierungen“ beeinflussen können (weder negativ noch positiv), wie die Kirchgänger und die naiven Gutmenschen befürchten, noch kann sie Sexualkunde „bewusst auf Partnerschaft, Ehe und Familie“ ausrichten.
Sachlichkeit mit sozialem Sinn statt Christen-Bürger-Ideologie
Ja, junge Menschen haben die Sehnsucht nach stabilen Paarbeziehungen – schließlich sind die Eltern dafür oft schlechte Vorbilder. Aber es ist lächerlich, statt eines sachlichen, naturwissenschaftlichen Sexualkundeunterrichts mit sozialen Aspekten nun in eine von Christentum und Bürgertum geprägte Ideologie hineinzutreiben. Statt Ideologie zu verbreiten, sollten sich die öffentlichen Lautschwätzer eher einmal überlegen, wie sie die Grundlagen legen können, aus denen „stabile Paarbeziehungen“ erwachsen.
Psychologen sollten keine unerfüllbaren Forderungen stellen
Manche Psychologinnen und Psychologen sind offenbar auf etwas hereingefallen: Sie glauben, dass die Schule einen „Sinnzusammenhang“ zwischen sexueller Lust und und sozialer Wahrnehmung herstellen kann. Möglicherweise sollte man einmal zurückfragen, ob sie es selbst gekonnt, gefordert oder angestrebt hatten, als sie zwischen 12 und 16 Jahre alt waren. Oder ob sie es heute können.