Presse und Wahrheit: weiblicher Masochismus
Der FOCUS berichtete über „eine kanadische Studie“ (wir wissen natürlich, über welche) und schrieb dies:
Eine Studie zu Sex-Fantasien zeigt: Zwei Drittel aller Frauen haben masochistische Neigungen.
Unterwerfungsfantasien machen noch keine „Masochistin“
Das ist nicht falsch, denn tatsächlich haben die Teilnehmerinnen der Studie entsprechend votiert: 64,6 Prozent gaben an, in ihre Fantasien dominiert werden zu wollen. Sie haben also Unterwerfungsfantasien, was aber nicht gleichbedeutend damit ist, „masochistische Neigungen“ zu haben.
Frauen sind nicht deshalb Masochistinnen, weil sie über verschiedene Formen der sexuellen Unterwerfung fantasieren. Das zeigt auch die Gegenprobe, denn 46,7 Prozent der Frauen gaben an, sie würden gerne „jemanden dominieren“ – und das verschwieg der FOCUS. Es hätte sich auch nicht gut gemacht, zu schreiben: „Die Hälfte der Frauen hat sadistische Neigungen“, doch der FOCUS versucht den Masochismus noch zu untermauern:
In der repräsentativen Untersuchung gab jede zweite Befragte an, den Gedanken an Fesselspiele als erregend zu empfinden. Ein Drittel stellt sich gern vor, geschlagen oder gepeitscht zu werden.
Auch nicht wirklich falsch – denn 51,1 Prozent der Frauen fanatisierten davon, gefesselt zu werden, und immerhin noch 36,3 Prozent davon, geschlagen zu werden. Aber auch hier muss die Gegenprobe genannt werden: Stolze 42 Prozent der Frauen fantasierten nämlich darüber, jemanden zu fesseln, während lediglich 24 Prozent (aber immerhin noch ein Viertel) darüber fantasierte, jemanden zu schlagen, um sich sexuelle Lüste zu erfüllen.
Der Vergleich zu den Männern dürfte ebenfalls erhellend sein: Immerhin wünschten sich 53 Prozent der Männer, sexuell dominiert zu werden und 46 Prozent, gefesselt werden. Und immerhin 29 Prozent träumten sich auch Schläge herbei.
Was bleibt? Der schale Beigeschmack, dass man Frauen seitens des FOCUS die „Neigung zum Masochismus“ unterstellt. Haben Sie schon einmal darüber fanatisiert, im Lotto zu gewinnen? Gut – dann haben sie eine „Neigung zum Millionär“, oder etwa nicht?