König Kunde
Was der Herausgeber sich so denkt
Eines hoffe ich für Sie in Zukunft: dass sie, liebe Leserin und lieber Leser, von „Ihrer“ Flirt- oder Partnerbörse als Kunde behandelt werden – also hoffentlich wie eine Königin oder wie ein König – vorausgesetzt freilich, sie sind auch ein Kunde.
Ich denke, jemand, der im Monat 20, 25 oder noch mehr Euro für einen Partnerdienst bezahlt, hat das Recht auf eine optimale Betreuung – und das sollte es keine Rolle spielen, ob sich der Dienstleister „Flirtbörse“ oder „Partnervermittler“ heißt – doch ist dies immer der Fall?
Wenn man sich ansieht, wie die Betreiber in der Öffentlichkeit auftreten, dann ist man manchmal geneigt, anzunehmen, sie bräuchten gar keine Kunden – „User“ reichen ihnen – Leute, die ihr System irgendwie nutzen. Doch bitte: warum finden Männer zwischen 25 und 35 so schwer Partner? Warum bekommen manche Frauen zu viele Zuschriften, andere so gute wie gar keine? Wie sollte man Texte formulieren und wie wählt man die richtigen Fotos aus? Wie arrangiert man eigentlich ein Blinddate?
Fragen, Fragen, Fragen. Die Antworten finden wir, wenn überhaupt, oft nur an verdeckten Stellen – manchmal von Psychologen verfasst, die nie selbst ein Blinddate hatten. Die Frage „warum werde ich nie entdeckt?“ oder „wie viele Blinddates brauchen Menschen eigentlich im Schnitt, um zu einem Partner zu kommen?“ werden kaum jemals beantwortet – und schon gar nicht individuell. Der Kontakt zum Kunden wird auch öffentlich kaum gesucht. Sagten Sie Blogs? Je mehr ich die Blogs mancher Unternehmen lese, um so mehr zweifele ich an der Kompetenz.
Die Dienste behaupten, dass die Nachfrage nach Beratung gering wäre – und leider kann ich dies als unabhängiger Autor nur bestätigen. Auf der anderen Seite aber kennt wohl jeder die Tränen, das Grummeln oder gar den Hass auf die Dienstleister.
Die Dienstleister sind nun eigentlich gefordert. Schlechte Mundpropaganda (ich schrieb es bereits mehrfach) schadet. Doch merkwürdigerweise betreiben nur wenige eine positive Presse-und Öffentlichkeitsarbeit. Die Presse ist immer gerade gut genug, dass aufzusaugen, was man gerade absondern will – und sei es, dass man sich als größter Werbeträger der Branche anbietet. Ich bin gespannt, ob sich dies jemals ändert.