Herzensbrecher und die wahre Welt der Verabredungen
Ich sage selten jemandem: „Oh, Danke schön, es ist wirklich hübsch, was Sie da geschrieben haben.“. Vor allem schätze ich Ehrlichkeit, zumal dann, wenn in einen Artikel etwas von der eigenen Lebenswelt einfließt. Da sitzt also ein junger Journalist und beobachtet. Er befindet sich auf einer Party, die offenbar als Nachklang zum „Festival für Junge Literatur“ in Weimar stattfindet. Er beobachtet dort ein Paar, das ganz offensichtlich nicht zusammenpasst.
Er könnte nun alle Register seiner Beobachtungsgabe ziehen, und wirklich tut er genau dies. Aber eben nicht nur. Denn plötzlich kommt ihm die eigene Lebenswelt in den Sinn (Zitat gekürzt):
Ich dachte an die unerwiderten Schwärmereien meiner frühen Jugend, an die Enttäuschung nach kurzen Hoffnungsschimmern, an die Zurückweisungen und an den Schmerz, die Wut, die Verzweiflung und die Angst, niemals geliebt zu werden … Und ich wurde wütend auf all die Jungs und Mädchen, Männer und Frauen, die mit Dates auf Veranstaltungen gehen und sich für sie schämen, weil sie (…) heimlich das Begehren des anderen genießen und Hoffnungen schüren, wo es keine Hoffnungen gibt.
Wenn wir ehrlich sein wollen, müssen wir uns – die Autoren und Berater zuerst – darauf besinnen, dass die Partnersuche keine Reise ins emotionale Schlaraffenland ist. Vielmehr werden wir während unserer Partnersuche immer wieder mit den Sichtweisen der anderen über uns selbst konfrontiert. Dabei ist zunächst völlig gleichgültig, ob uns diese Sichtweisen tief in unsere wunde Seele treffen, weil sie der Wahrheit zu nahe kommen oder in uns den blanken Zorn auslösen, weil sie aus Niedertracht geäußert werden.
Wir mögen eine dicke Elefantenhaut gegen die oft unqualifizierte Kritik andrer entwickelt haben. „Tu, was du willst, die Leute reden sowieso“, sagt man in meiner ursprünglichen Heimat. Aber die Haut wird dünner, wenn da ein Mensch vor einem sitzt, den man schrecklich gerne lieben würde. Wenn dieser nun sagt: „Mit dir geht es schon gar nicht“, dann flitzen die Pfeile eben doch tief in die Psyche, und leider auch dann noch, auch dann noch, wenn wir wissen, dass unser gegenüber dies böswillig oder hinterhältig sagt. Sicher, die Elefantenhaut wächst wieder zu. Doch mit jedem Mal, das zur Ablehnung führt, erfahren wir auch ein wenig die Abwertung: „Als Partner(in) ungeeignet.“
Ja, nun wäre es an der Zeit, Trost und Rat zu verteilen, nicht wahr? Aber dazu bin ich zu ehrlich: Rat gibt es im Dutzend billiger, und Trost nützt nur sehr kurzzeitig, aber nicht auf Dauer.
Nur dies will ich noch sagen, sozusagen zum Tagesabschluss: Wir spielen jeden Tag ein neues Spiel, und es heißt „Was wird sich vom Morgen bis zur Nacht ändern?“ Sehen Sie, und manchmal ändert sich eben alles. Seien sie vor allem darauf vorbereitet. Das ist es, worum ich Sie heute bitte.