Herr Mustermann geht zum Partnerdienst
Nehmen wir einmal an, ich würde Herr Mustermann kennen, der mitten im Leben steht, gut verdient, ein geschiedener Nichtraucher mit einigen Ecken und Kanten um die 50. Sagen wir es gleich – er wäre eine begehrte Beute in der Welt der weiblichen Partnersuchenden. Nun nehmen wir einmal an, er würde sich bei einem Partnerdienst anmelden und zu seiner Freude lesen, dass Sie die Spreu vom Weizen trennt, nämlich so: Der Anteil der Menschen, mit denen er eine „glückliche und dauerhafte Beziehung“ aufbauen kann, beträgt nach Eigenangaben eines Partnerdienstes etwa 0,3 Prozent der Neuzugänge.
Prima, denkt er sich (und wäre er eine Frau, dann hörte ich schon ihren erleichterten Seufzer) – bitte schön, da denkt also der Partnerdienst für mich. Nun nehmen wir Herrn Mustermanns Chancen einmal unter die Lupe:
Selbst wahnsinnig tolle Agenturen haben kaum mehr als 3000 neue Mitglieder pro Tag. Nun ja, Mitglieder – eigentlich müssten wir die Premiummitglieder wissen – aber über sie halten sich die Dienste bedeckt. Rechnen wir also einmal mit 1000 (A) Mitglieder und damit man einen Vergleich mit kleinen Agenturen hat, auch mal mit 500 (B), 100 (C) und 50 (D) neuen Mitgliedern. Nehmen wir außerdem an, die Hälfte wäre weiblich.
Unser Beispielherr kann also mit maximal 1,5 (A) und minimal 0,08 (D) geeigneten Personen pro Tag rechnen – was noch ganz gut klingt. Nun aber ist unser Herr in einem Alter, in dem überhaupt nur noch 20 Prozent der Neuzugänge sind, was ihn betrübt: Im besten Fall würden nur noch 0,3 Personen zu ihm passen. Also flugs zu den Profilen der Damen – und siehe: Irgendwie hat die Agentur ihn falsch eingeschätzt. Er ist zwar spontan, will aber keine Holterdipolterfrauen und er sucht auch keine Dame, die so recht nicht weiß, worauf sie hinaus will. Schon bei grober Profilsicht stellt er bei 4 von fünf Damen fest: nein, Danke. Nehmen wir nun an, er wäre gar nicht interessiert an weiteren sozialen, kulturellen oder ähnlichen Fragen, dann wären seine Chancen im besten Fall noch 0,06 Damen pro Tag (A) im Schlechtesten bereits 0,003 Prozent (D).
Nun muss mein Mustermann aber eine Erfahrung machen, die jeden früher oder später trifft: Auch Damen haben so ihre Eigenarten – und mit unserem Freund will höchstens jede Fünfte so weit gehen, dass sie ein Blinddate vereinbart – das ist mehr als großzügig gerechnet und nur dem günstigen Jahrgang unseres Mustermannes zuzuschreiben.
Am Ende ergibt sich dann, dass mein Mustermann im günstigsten Fall in 90 Tagen 1,08 Damen treffen kann – im Fall (B) 0,54 Damen, im C-Fall 0,10 Damen und im schlechtesten Fall (D) 0,05 Damen. Um die erforderliche Anzahl von sieben Dates zu bekommen, die jemand im Schnitt braucht, um eine wirkliche Beziehung zu erreichen, würde er also fast 600 Tage im Fall (A) benötigen. Gegengerechnet habe ich einmal, wie lange er benötigen würde, wenn er alle (rechnerischen) Partnervorschläge akzeptieren würde – dann würde er nur etwa 4 Monate benötigen (bei 5,4 passenden Parterinnen) – im Fall A – im Fall D? Ach, du liebes Lieschen. So lange wartet kein Mensch.
Anmerkung: Die wirklichen Chancen von Herrn Mustermann sind im Übrigen weitaus besser, als es diese Rechnung vemuten lässt, wenn er selber aktiv sucht..