ESC – Motzer und Jubler – insgesamt aber gute Songs
Ein dunkelhäutiger Ungar, ein Transvestit mit Bart … und beide holten nicht nur beachtliche Punkte, sondern standen an der Spitze des Feldes des ESC, was beweist: Ja, wir können Toleranz – und wir haben viele Gesangstalente. Denn mehr als der Sieg von Conchita Wurst aus Österreich begeisterten die Gesangsstimmen – von wenigen Ausnahmen abgesehen.
An Ende siegte der Transvestit Conchita Wurst mit der musicalähnlichen Ballade „Rise Like A Phoenix“, der nicht nur für Menschen erbauend war, die im Laufe ihres Lebens wegen ihrer sexuellen Orientierung Schmach ertragen mussten. Nein, das Lied passt auch auf die vielen Deutsche, die Misserfolge als Katastrophen ansehen: Fliegt wieder auf wie der Phönix aus der Asche. Ein Lied, eine Botschaft, eine Stimme. Was will man mehr?
Die Niederlande punkteten ebenfalls und kamen auf Platz zwei. Allerdings mit einem einfachen Liebeslied, wodurch deutlich wurde: Aus das angejahrte romantische Liebeslied ist noch nicht gestorben, obgleich irgendwie alles so klang wie einst bei Cindy und Bert. Immerhin muss man sich wohl vergegenwärtigen: Der Schlager spukt in den Köpfen der Verliebten herum, und dafür braucht man immer wieder „Ohrfutter“ – und mehr als Schlager darf man vom ESC eigentlich gar nicht erwarten.
Jubeln konnte man in diesem Jahr vor allem über den Gesang, vor allem über viele schöne Balladen. Wer heute über „mangelnde gesangliche Fähigkeiten“ motzt, sollte sich vergegenwärtigen, dass die Publikumsgunst erst vor einigen Jahren eine Interpretin Platz eins gebracht hatte, die nur mit allergrößter Mühe zur „Sängerin“ hochstilisiert wurde.