ZDF Aspekte: arrogantes Gefasel über Liebe und Partnersuche
Aspekte, die Kultursendung des Zweiten Deutschen Fernsehens im neuen Gewand, wollte das „Ende der Liebe“ darstellen – und versagte kläglich
Die moderne Partnersuche ist mit vielen Irrtümern über das Leben, die Liebe und die Partnerschaft behaftet. Die Liebe Pur schreibt darüber aus unterschiedlichsten Sichtweisen. Gestern versuchte die ZDF-Sendung „Aspekte“ nun, Licht in die Frage zu bringen, ob denn die „romantische Liebe“, ja vielleicht die Liebe überhaupt, den heutigen Menschen abhandengekommen wäre.
Was wir sahen, war so dürftig, dass sich das ZDF eigentlich schämen müsste, ihn zu verbreiten. Das ZDF machte in „Populismus für die gebildeten Stände“, indem man nachplappert, was dort gerade en vogue ist.
Die These: Die romantsche Liebe ist abhandengekommen. Voraussetzung dafür, dass sie abhandenkommt, wäre eigentlich, dass sie existiert hat. Dem hätte man nachspüren können, tat es aber nicht. Stattdessen behauptete man gleich noch, nicht nur die romantsche Liebe sei uns entglitten, sondern offenbar die Liebe überhaupt, und das ZDF textete:
Aber warum röchelt die Liebe ausgerechnet jetzt aus dem letzten Loch? Weil wir die Utopie romantischer Vorstellungen als hirnrissiges Konstrukt sentimentaler Groschenromanschreiber entlarvt haben? Weil Frauen heute selbstgewiss und gleichberechtigt auf die hohe Minne pfeifen? Weil wir nicht mehr an die oder den Richtige(n) glauben? Oder weil Kapitalismus und Liebe nur auf den ersten Blick gut zueinanderpassen?
Wer so fragt, will gar nicht genau hinschauen. Die Liebe röchelt nicht aus dem letzten Loch, die Groschenromanschreiber haben niemals aufgehört, ihre Aschenbrödel-Märchen zu verbreiten, nur liegen diese heute im Buchhandel als „Weltliteratur“ aus. Die „Hohe Minne“ ist eher eine Fantasie von Oberstufenpädagogen als eine relevante Tatsache, und Frauen sind nach wie vor sinnlich. Wer an den „Richtigen“ oder „die Richtige“ glaubt, ist entweder naiv oder er/sie leidet an Realitätsverlust. Und der Kapitalismus, das haben wir nun wirklich zum Abkotzen häufig gehört, ist an allem schuld.
Was das ZDF deutlich machte, ist dies: Eine relativ privilegierte Gruppe redet der Bevölkerung eine Kulturkrise ein, die im Grunde genommen von ihr selbst vorangetrieben wird. Denn außerhalb des konservativen Bürgertums und der linksorientierten Kulturkritik, die sich auf Eva Illouz beruft, ist nur scher auszumachen, wie und warum wir uns von der sinnlichen Liebe entfernt haben. Man schaut auf Oberflächen, Claims und Populisten, statt in die Tiefe vorzudringen – dort, wo Menschen einander suchen, finden und lieben.
Nur dann und wann klang durch, was sich wirklich verändert hat: Beispielsweise hat sich inzwischen eine gewisse „Gleichheitsideologie“ durchgesetzt, die stärker als früher den Standesdünkel betont („wir Akademiker“). Doch daran haben gerade jene Kreise erheblichen Anteil, die nun den Verlust der „romantischen Liebe beklagen, denn in ihren Kreisen findet der Wandel statt.
Wie wenig die sogenannte „Wissenschaft“ über die Liebe zu sagen hatte, konnte man anschließend im Interview mit der Soziologin Christine Wimbauer hören: Alles wirkte fad, wie nachgeplappert und angelesen, verstaubt und lebensfremd, selbst wenn sie in einzelnen Aussagen recht haben könnte.
Insgesamt gab das ZDF eine absolut schwache Vorstellung mit dem Beitrag „Das Ende der Liebe“ – und das ist Schade, denn Partnersuche ist tatsächlich ein wesentlicher Bestandteil der Kultur – allerdings nicht in der arroganten Darstellung, die das ZDF wählte.