Sex-Weisheiten für Lieschen Müller und Froschlocken: Plietsch
NDR-Plietsch: Die größten Irrtümer über Sex und Liebe
Gestern sah ich (nicht zum ersten Mal, obgleich es so schien, als sei der Beitrag neu) „Plietsch“. Plietsch bedeutet auf Niederdeutsch so viel wie „pfiffig“ auf Hochdeutsch. Die Beiträge sind nicht neu, und ich erinnere mich leider nicht, ob sie schon damals (die Liebe Pur kritisierte die Sendung bereits 2013) in Quatsch-Komödien-Form gesendet wurden. Um den Quatschfaktor zu erhöhen, wurde jedenfalls der Ex-Tutti-Frutti-Moderator Hugo Egon Balder, der für alles Eventualitäten verfügbare universell begabte dunkelhäutige Yared Dibaba, die RTL-Frau Frau Barbara Eligmann und die NDR-Rundfunkfrau Elke Wiswedel um eher weniger kompetente Stellungnahmen gebeten. Hinzu kamen noch andere, bekannte Promis sowie EliteParter-Hauspsychologin Lisa Fischbach.
Plakativ und populistisch: Fernsehen für Lieschen Müller
Die NDR-Show lief im Großen und Ganzen so ab, dass die „größten Irrtümer über Sex und Liebe“ ebenso plakativ wie populistisch aufbereitet wurden, wobei die eingeblendeten Moderatorinnen- und Moderatorengesichter sowie das, was aus ihren Mündern quoll, offenbar „witzig“ sein sollten.
Wachsweiche Psychologie und Fünffaktorenmodell
Die Sendung war am besten, wo man sich tatsächlich auf überprüfbare Fakten berief und nicht auf wachsweiche Forschungsergebnisse – doch die einzigen „harten“ Fakten, über die man verfügte, war der Irrtum, die Jugendlichen hätten ihr „erstes Mal“ immer früher. Bei Platz zwei, der Frage um „Gegensätze ziehen sich an“ wurde stattdessen der überlange Beitrag über ein durch ihren Sport verbundenes altes Ehepaar gezeigt. Die angeblichen Forschungsergebnisse, die ganz und gar nach dem sogenannten „Fünffaktorenmodell“ erstellt wurden, können auf der Webseite des NDR noch nachgelesen und verfolg werden. Allerdings ist die entsprechende Studie ebenso zweifelhaft wie die Relevanz des Fünffaktorenmodells für Beziehungen – aber solche Zweifel kann der NDR seinen Zuschauern wohl nicht zumuten: Lieschen Müller will es einfach, in smarten, bekömmlichen Häppchen.
Schlabberwissen um Machos
Vollends zur Farce wurde die Sache bei den „Machos“. Die These: „Machos haben keine Chance“ ist ebenso wenig zu beweisen wie das Gegenteil. Wer nach der Wahrheit sucht (ja, und wer will sie schon wissen) müsste sich fragen: Suchen diese Frauen Männer zum Vögeln, für das dauerhafte Glück zu zweit oder als Vater für noch zu zeugende Kinder? Auch hier hatte der NDR nicht als Schlabberwissen zu bieten.
Was bewirkt der Wissenschafts-Comedy-Quatsch?
Das Ganze könnte als billige Unterhaltung fürs Volk abgetan werden, wenn sich Fernsehbeiträge nicht tief ins Hirn der Zuschauer einprägen würden. Sie wirken viel mehr nach als es entsprechende oberflächliche Presseberichte tun können. In Gesprächen hört man ja oft „ich habe mal gelesen“, aber dies ist nicht so wirksam wie „im Fernsehen haben sie aber gesagt.“
Ja – im Fernsehen – da darf frau vom Mann zwar nicht unbedingt Arschloch sagen (oder doch?), aber der Mann mus eben „auch mal sagen, wo der Frosch die Locken hat“ – das lässt der NDR sein Universalgenie Yared Dibaba sagen. Und der lächelt dabei so süß, dass ihn sich manche Damen wohl am liebsten gleich vom Fernsehschirm wegstehlen würden -denn am „Ende sind wir doch alle Säugetiere.“
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