Frauen haben zu hohe Ansprüche bei der Partnersuche
Obgleich eine Studie in Österreich feststellt, dass Frauen bei Weitem zu hohe Ansprüche an Männer haben, die unerfüllbar bleiben, werden aus der Studie sogleich andere Schlüsse gezogen. Sinngemäß wird unterstellt, dass sich Männer dem Anforderungsprofil der Frauen unterordnen sollten.
Eine aktuelle österreichische GfK Studie zum Thema „Rollenbilder, Wunsch und Wirklichkeit im Zeitvergleich“ zeigt, dass Frauen immer noch viel zu hohe Ansprüche an Männer haben, die im Alltag unerfüllt bleiben.
So fällt bei den Wünschen der Frauen an die Männer vor allem auf, dass sie zu einem bedenklich hohen Prozentsatz mehr Ausgeglichenheit und Einfühlsamkeit einfordern, als am Partnermarkt zu haben ist. Ob man die absoluten Prozentzahlen nimmt, die das Institut zur Verfügung stellt oder die Eigenschaften zu werten versucht (1), immer klaffen Wunsch und Wirklichkeit um Längen auseinander. Daraus entstehen bei neu von elf gewerteten Eigenschaften Defizite, nur zwei Mal wurden die Erwartungen übertroffen.
Selbstverständlich haben auch Männer zu hohe Erwartungen an Frauen. Sie vermissen vor allem Ausgeglichenheit und Fröhlichkeit, also eher Eigenschaften, die man von „traditionellen“ Frauen erwarten dürfte. Dagegen spricht allerdings, dass sie weit über ihre Erwartungen Eigenschaften wie Häuslichkeit und Kochkünste bekamen, die sie sich offenbar nicht in dieser Intensität erhofft hatten.
Die Leiterinnen der Studie sehen das Ergebnis freilich ganz anders und interpretieren es zuungunsten des Mannes:
Man kann sich aber trotz gesunkener Erwartungen noch nicht entspannen, denn die Ansprüche der Frauen an den „idealen Mann“ sind bei den meisten Wunscheigenschaften immer noch höher, als die Ansprüche der Männer an sich selber. Vor allem bleibt der Wunsch der Frauen nach emotionaler und Beziehungskompetenz des Mannes (beziehungsfähig, verständnisvoll – je 25 Prozentpunkte unter dem Wunschprofil, ausgeglichen sein – minus 31 Prozentpunkte) deutlich größer als der Männerwunsch diesem Anforderungsprofil entsprechen zu wollen.
Allein die Formulierung „Der Wunsch der Männer, diesem Anforderungsprofil entsprechen zu wollen“ ist im Grund genommen ein Affront gegen die Männer. Damit wird suggeriert, dass die Ware „Mann“ gefälligst an die Wünsche der Kundin „Frau“ anzupassen ist, damit die Wünsche der Frauen endlich erfüllt werden können. In ähnlichem manipulativem Stil versucht man sich dann auch mit dieser Äußerung:
Es könnte der österreichischen Männerwelt auch zu denken geben, dass weniger als zwei Drittel (65 %) der Frauen von ihren de facto Partnern glauben, dass sie treu sind oder waren.
Gerade auf diesem Gebiet dürfte inzwischen klar sein, dass Frauen ihre „de facto“-Untreue besser verschleiern können als Männer. Die Zahlen dazu: Männer gaben an, dass ihre Erwartungen an die Treue zu 100 Prozent erfüllt wurden (also zu null Prozent Differenz). Da dies aber nur 74 Prozent der Männer wichtig war, kann man nicht draus schließen, dass „nur knapp drei Viertel der Männer von ihren „de facto“ Partnerinnen glaubten, Treu zu sein.
Den Männern allerdings wird sofort eine solche Relation unterstellt. In Wahrheit wurden diese Daten gar nicht ermittelt, sondern nur, dass die Erwartungen an die Treue 78 Prozent betrugen, die Erfüllung aber mit 65 Prozent leicht darunter blieb. Also haben sich ganze 13 Prozent der Wünsche an die Treue nicht oder jedenfalls nicht vollständig erfüllt. (2)
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man in der Pressemitteilung zum Thema versucht hat, die übertriebenen Ansprüche österreichischer Frauen zu rechtfertigen, während man die Männer in die Rolle der willfährigen Wunscherfüller solcher Ansprüche drängen will. Ich hab meine Zweifel, ob die seine gute Entscheidung ist.
(1) Im Grund hätten die Differenzen bewertet werden müssen, man hat aber nur die „Differenz in Prozent“ zwischen SOll und IST genommen.
(2) Wie wir aus andern Studien wissen, ist die Definition von „Treue“ mehrdeutig.
Zuerst gelesen in Die Presse
Zitate und Zahlen aus: Pressemitteilung GfK.
Pressemeldung als PDF.
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