Partnersuche und Immobilien: eine Provokation
Manchmal will es der Zufall: Gestern habe ich über die Gemeinsamkeiten zwischen dem Immobilienmarkt und dem Partnermarkt geschrieben, und gestern Abend sah ich dann einen Bericht über die Menschen, die derzeit in Hamburg-Eppendorf um ihre Wohnungen kämpfen.Nun war der Sender allerdings wenigstens so objektiv, zu sagen: Ja, das passt auf Hamburg und Kiel, aber eben nicht auf die kleinen Gemeinden, in denen es genau umgekehrt ist. Dort nagt mancher am Hungertuch, der eine Immobilie besitzt, weil keine Mieter zu finden sind.
Was alles schiefgegangen ist, will ich hier gar nicht beurteilen – es geht mir um Parallelen zur Partnersuche.
1. Nahezu alles, was wir über den „leer gefegten“ Wohnungsmarkt hören, stammt aus der Großstadt. Was wir über den „schwierigen Partnermarkt“ hören, allerdings auch: Ansprüche und Realitäten passen hier wie dort nicht. Zudem werden „gute Wohnungen“ ebenso wie „gute Partner“ künstlich „verteuert“. Besonders die jungen Männer im „heiratsfähigen“ Alter stehen bei den jungen Frauen an, wie die Mieter bei Wohnungsbesichtigungen.
2. Makler machen sich dies zunutze. Was am Wohnungsmarkt der Immobilienmakler ist, ist am Partnermarkt die „persönliche“ Partnervermittlung. Ich kann Ihnen so viel sagen: Immobilienmakler sind gewöhnlich aufrichtiger als Partnervermittler.
3. Im Grundgesetz steht sinngemäß: „Eigentum verpflichtet“ und in der Tat soll die Nutzung eines Eigentums auch der Allgemeinheit dienen. Die meisten Vermieter halten sich übrigens daran. Nicht im Grundgesetz steht, dass ein gutes Einkommen und brillante Bildung auch zu ehelichen oder wenigstens amourösen Beziehungen verpflichten. Das wäre natürlich – objektiv gesehen – auch Unsinn. Aber es ist auch nicht richtig, dass die deutschen Großstadt-Frauen sich nur noch die Rosinen aus der Männerwelt herausklauben.
4. Es kann nicht so bleiben in der Welt der Immobilien. Wenn es nur noch Sahnestückchen zu horrenden Preisen gibt, verkommt der freundliche soziale Umgang miteinander – dann entstehen erschreckende, abstoßende Geld-Eliten. Aber auch in der Welt der Partnerschaften kann es nicht so bleiben. Inzwischen rechnen mir Statistiker vor, dass sich nur noch „Gleich und Gleich“ zusammentun – nicht in der Persönlichkeit, sondern im Elitedünkel, gemessen an „Bildung“ und „Einkommen“. Auch dies zerstört die soziale Durchmischung der Gesellschaft. Wieder entstehen Eliten, die sich absondern. Übrigens unterstützen einige Online-Dating-Firmen solche Tendenzen ganz bewusst, und dies ist ein Politikum und nicht nur etwas „Firmeninternes“. Partnervermittlung verpflichtet zwar nicht explizit zum Gebrauch sozialer Verantwortung, aber es würde manches Unternehmen mehr schmücken als das elitäre Getue.
5. Wir sind alle unseres Glückes Schmiede. Aber die Voraussetzungen müssen stimmen, nach denen jeder sein Glück machen kann. Im Prinzip sind sie da – auch ohne den Staat und seine „Maßnahmen“, dies seit Jahren ins Leere laufen – nahezu überall. Bei den Immobilienpreisen und Mieten in manchen Großstädten ist das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage inzwischen total gekippt. Ob es wirklich an preiswertem Wohnraum fehlt? Nein, sagen viele, das sind Spekulanten am Werk, die Wohnungen ganz bewusst verkommen lassen – eines Tages wollen sie den großen Reibach damit machen. Ich sehe inzwischen viele Frauen und Männer, die aus ihrer vermeintlichen Bildung, dem Ansehen, das ihnen ihr Beruf möglicherweise gibt und nicht selten auch aus der eingebildeten körperlichen Schönheit Profit schlagen wollen. Irgendwann werden sie sich meistbietend am Partnermarkt verhökern lassen – nur wann? Sind diese Frauen und Männer nicht ebenso windige Spekulanten?
Um den Schluss etwas abzukürzen: Die alles ist selbstverständlich nicht ganz so real, wie ich es hier schreibe. Die Vergleiche hinken manchmal ein wenig –aber sie regen hoffentlich zum Nachdenken an. Denn es gibt sie noch, die liebevollen Frauen und die ehrenwerten Männer, die nichts wollen als einen halbwegs passenden Partner zu finden. Notfalls muss man eben das tun, was auch Wohnungssuchende gegenwärtig tun: Ausweichen und sich neu orientieren.