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Das Presse-Possenspiel: Zwei Prozent Ehen durch Online-Dating?

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Der an sich dankenswerte Artikel von SPIEGEL-Mitarbeiterin Anne-Sophie Hessler enthält eine Angabe, die schlecht recherchiert ist – um nicht zu sagen: Sie ist im Gesamtzusammenhang eine Fehlinformation.

Gemeint ist diese Passage (SPIEGEL):

hnehin wird die Kraft des Online-Datings maßlos überschätzt. Nach einer repräsentativen Allensbach-Studie lernen sich 27 Prozent aller Paare im Freundeskreis kennen, 16 Prozent in einer Bar, 11 Prozent bei der Arbeit und gerade mal zwei Prozent über Single-Portale im Netz.

Eine ähnlich fehlerhafte Information muss auch irgendwo in den Zettelkästen anderer schlecht recherchierender Journalisten liegen. So schrieb die FAZ (Bettina Weiguny) einen annähernd deckungsgleichen Satz. Erneutes Zitat:

Allerdings wird die amouröse Kraft des Online-Dating maßlos überschätzt. Nach einer repräsentativen Allensbach-Studie vom Anfang des Jahres lernen sich 27 Prozent aller Paare im Freundeskreis kennen, 16 Prozent in einer Kneipe, 11 Prozent im Büro und gerade mal zwei Prozent über Single-Portale.

Warum wird diese Studie immer wieder zitiert? Ganz einfach: Das Allensbach-Institut ist ein renommierter Name, und deshalb versuchen die Redakteurinnen, mit diesem fragwürdigen Satz ihre Artikel zu vergolden.

Allerdings gib es überhaupt nur zwei Umfragen, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen – und beide beziehen sich auf einen sogenannten repräsentativen Querschnitt durch die Gesamtbevölkerung. Darin liegt bereits die Manipulation: Die Personen, die zwischen 1930 und etwa 2000 geheiratet haben, hatten noch nicht viele oder gar keine Möglichkeiten, sich „online“ kennenzulernen. Die ersten Online-Paare gab es zwar schon um die letzte Jahrtausendwende, jedoch waren es noch sehr wenige. Denn der eigentliche Boom setzte erst gegen 2003, also vor 10 Jahren ein. Das bedeutet nun aber, dass sich an der Gesamtbevölkerung gemessen nur sehr wenige Menschen online kennengelernt haben.

Damit beginn nun aber auch die mehr oder weniger bewusste Datenfälschung. Denn wenn es erst seit zehn Jahren populär ist, einander sich im Internet zu begegnen, dann müsste man die Menschen fragen, die heute heiraten. Übrigens hat der Singlebörsen-Vergleich dies getan – durch Befragungen von Standesbeamten.

Die Liebe Pur stellt daher fest: Ob man den Satz so formuliert wie im SPIEGEL oder so wie in der FAZ – beide Aussagen grenzen an Manipulation, denn beide beginnen damit, dass die „Kraft des Online Datings überschätzt“ wird, und nennen als Beweis Zahlen, die völlig aus dem Sinnzusammenhang gerissen wurden. Das ist – mit Verlaub – kein guter Journalismus.

GrafiK: Die Sättigung wurde von mir nach der aktuellen Entwicklung geschätzt, also nicht nach den bisherigen Steigerungsraten – dies zu tun, ist leichtsinnig und manipulativ.

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