Kaum Orgasmen für Frauen beim Casual Dating?
Wissenschaftlerinnen wollen festgestellt haben, dass „Frauen“ nur einen bescheidenen Orgasmusgewinn aus „Hookups“ (Casual Dating) haben. Dabei wird Großmütterleins Szenerie von der NYT als Aufhänger genommen:Wie schon in vielen Generationen zuvor … erfahren Frauen heute, dass Gelegenheitssex (den Frauen) nicht die körperliche Lust bringt, die Männer häufig erfahren. Neue Forschungen deuten auf eine Ursache hin: Frauen kommen in unverbindlichen Beziehungen seltener zu Orgasmen als in ernsthaften Beziehungen.
Man beruft sich dabei auf „Forschungen“ an College-Studentinnen. Demnach kamen in ihnen in festen Beziehungen doppelt so viele Frauen zum Orgasmus als in Kurzzeit-Beziehungen.
Ein Orgasmus bei einer ersten Liebesnacht?
Nun ist ja durchaus möglich, dass sexuelle Erregung und körperliche Entspannung bei ersten Dates in einen Zwiespalt geraten, und möglich ist auch, dass mehr Frauen als Männer diesen Zwiespalt als Hemmung ansehen. Möglich ist auch, dass viele Frauen eben eine längere „Aufheizzeit“ brauchen, als die bei Männern üblicherweise der Fall ist.
Doch was sagt uns das alles?
Der Orgasmus ist schön – aber nicht das ausschließliche Ziel der Lust
Eigentlich gar nichts, wie auch die NYT später zugeben muss. Die entscheidende Frage ist doch diejenige, die Dr. Hebra Herbenick stellte:
Eine Sache, über die wir nie reden, ist die, warum einen Orgasmus zu haben das Hauptziel oder das einzige Ziel beim Sex ist … wo leben wir eigentlich, dass wir behaupten, alle Frauen sollten einen Orgasmus haben?
Einfacher gesagt: Das Hauptziel bei einer schnellen, lustvollen Begegnung liegt darin, dem eigenen Körper die Freiheit der Lust zu gönnen – ob mit „ethisch vollzogenem“ Geschlechtsverkehr oder nur lustvollen Spielen zu zweit. Noch weiter ausgeholt: Selbst in einer Kurzzeitbeziehung ist der Orgasmus nur eine Sache von ein paar Minuten, vielleicht mit einer halben Stunde Nachwirkung. Aber er ist nicht die der einzige Lustgewinn, den man aus Umarmungen, Küssen, Berührungen oder Rollenspielen haben kann. In der Praxis wird keine Frau eine Liebesnacht beginnen, indem sie sagt: „Mein Ziel ist aber der Orgasmus“ – es würde sie als Geliebte disqualifizieren.“
Haben junge Frauen überhaupt genügend Erfahrungen?
Da die Studien fast alle an jungen Frauen durchgeführt wurden, ist es immerhin möglich, das diese weder die Erfahrung noch die Verführungskraft oder die Kommunikationsfähigkeit hatten, Männer zu einer langen, sinnlichen Liebesnacht zu animieren.
Drehen wir die Sache mit den Orgasmen doch mal um: Männern wird von Frauen (und weiblichen Forschern) ständig unterstellt, sie seien zufrieden mit der Art von Orgasmus, den sie bereits nach kurzem oralen, manuellen oder vaginalen Kontakt hatten. In Wahrheit trifft dies allerdings nicht immer zu, denn welchen Lustgewinn ein Mann aus seinem Samenerguss zieht, hängt sehr von den erotischen Qualitäten der Frau ab. Fragen wir also bitte nicht, wie viele Männer (oder eben auch Frauen) beim ONS „irgendwie“ einen Orgasmus hatten, sondern wie viele völlig zufrieden mit der Lust waren, die sie in ihren „kurzen Nächten“ empfunden haben.
Original-Artikel in der NYT.
Zuerst gelesen in „healthland„