Flirten kostet Geld
Es gab einmal Zeiten, da konnte man im Internet ohne Anmeldung kostenfrei flirten – nicht ganz so komfortabel, wie heute, aber es ging. Die Pioniere hofften, das investierte Geld wieder herauszubekommen, indem Sie Werbung einstreuten – und teilweise ist es ihnen auch gelungen. Wer das berühmte Dotcom-Sterben durch Beharrlichkeit, neue Ideen und Finanzspritzen überlebte, hatte offenbar Chancen, doch noch zum Erfolg zu kommen.
Für den deutschen Markt hätte damals kaum jemand einen Pfifferling gegeben: Zu wenige Leute online, das Bedürfnis eher schwach ausgeprägt, die typischen Kunden nicht unbedingt Internet-Fanatiker.
Das hat sich inzwischen gründlich geändert – und „kostenlos“ ist zum Wunschdenken geworden. Niemand, der den nötigen Erfolg haben will, kann sich in Deutschland auf Dauer leisten, kostenlos anzubieten – so groß sind die Werbeeinnahmen nun auch wieder nicht, während die Werbungskosten heute schon in „hohe Millionenbeträge“ gehen.
Man mag sich fragen, ob die gigantischen Werbeausgaben mancher Agenturen wirklich nötig sind – schließlich ist Erfolg allein und die Mundpropaganda dafür auch ein Werbeargument – aber man versucht es eben, weil Wachstum im Datingbereich derzeit offenbar erste Unternehmerpflicht ist. Wer auf Prognosen hört, weiß zweierlei: Erstens arbeiten nicht alle Agenturen mit dem erforderlichen Gewinn, zweitens haben bestenfalls 20 Prozent der Agenturen die erforderliche Anzahl von Mitgliedern, um auf Dauer mitzuhalten und drittens wird erwartet, dass der Markt in ein paar Jahren gesättigt sein wird. Darauf muss man als Unternehmer vorbereitet sein.
Kein Unternehmer kann sich leisten, Dienste auf Dauer wirklich kostenlos anzubieten, und nur wer Geld verdient, kann auch Arbeitsplätze schaffen. Auf Dauer wird es nicht reichen, sich auf den Lorbeeren seiner genialen Software oder (angeblich) ausgefeilten Psychotests auszuruhen – auf Dauer werden Leute an die Tür klopfen und Service verlangen – und das geht nicht mehr ohne Personal. Flirten darf, kann und muss Geld kosten.