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Online Dating – doch ein Scheidungsverhinderer?

Forscher sind immer schnell bei der Hand, eine Begründung für ihre Ergebnisse zu suchen – den Beweis hingegen bleiben sie oft schuldig.

Eine mögliche Frage, die man stellen könnte, würde so lauten:

Ein Maßstab zufriedenstellender Ehen könnte die Scheidungsrate sein. Sie ist in Deutschland seit dem Jahr 2000 zunächst stetig gestiegen und erreichte ihren Höhepunkt 2004 mit einer Scheidungsziffer von 424,9. Seither sind die Scheidungsziffern geringfügig gefallen, und zwar auf gegen 390 Scheidungen auf 100 Ehen.

Soweit die Tatsachen – doch die geistigen Spekulanten aus der Wissenschaftsbranche verdrehen sie, wie sie wollen, und interpretieren sie in einer Weise, für die Paul Watzlawick einmal den Ausdruck „schreckliche Vereinfacher“ prägte. Da zu erwarten ist, dass der dabei entstehende Unsinn auch wieder in die einschlägigen Verlautbarungen von Online-Dating-Unternehmen (1) übernommen wird, sei hier einmal aufgezeigt, was wahr ist und was reine Spekulation.

Die Ökonomin Marina Adshade konfrontierte Partnersuchende mit dieser Versimpelung (anhand etwas günstigerer britischer Daten):

Eine mögliche Erklärung besteht in der Art, in der Menschen einander heiraten, und im Besonderen, wie sie einander treffen.

Danach folgt der übliche Hinweis aufs Internet, und dann folgt die etwas langatmige Erläuterung:

Vor den Internet-Zeiten gab es nur einen relativ kleinen Markt, auf dem man sich nicht leisten konnte, sehr wählerisch zu sein … das Internet öffnet uns den Markt für Begegnungen und Heiraten und die verfügbare Anzahl an Partnern ist viel größer geworden. Dies führt dazu, dass Menschen länger suchen und vor allem nach jemandem suchen, der perfekt zu ihnen passt.

Das kling plausibel – ist aber in Wahrheit ein ausgemachter Blödsinn. Denn die Ehedauer bis zur Scheidung beträgt im Schnitt gegen 14 Jahre – mit steigender Tendenz. Rechnet man noch gut drei Jahre für die Kennenlern- und Verlobungszeit dazu, so kommen wir beispielsweise 2011 auf einen durchschnittlichen „Kennenlernjahrgang“ von 1994 – nicht gerade ein Jahr, indem das Online-Kennenlernen blühte.

Ökonomen sollten eigentlich besser rechnen können – und sich möglicherweise überlegen, was sie sagen, bevor sie Zeitungen ein Interview geben.

Die Behauptungen stammen von der Ökonomin Marina Adshade, die eine Professur an der Universität von Vancouver (Britisch Kolumbien) innehat. Sie wurde zitiert nach dem „Independent“.

(1) In der Vergangenheit wurden manche ausgesprochen „laue“ Forschungsergebnisse sofort von den einschlägigen Betreibern in PR-Maßnahmen umgesetzt.

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   (24. Mai 2013)