Sie sucht Ihn – heute und vor 100 Jahren
Wenn sich etwas verändert hat in den letzten 100 Jahren, dann ist es die aktive Partnersuche der Frauen.
Wie war es damals (in einer wohlhabenden Bürgerfamilie)?
Sie sucht ihn vor 100 Jahren – die Braut hat keine Wahl
1913 – der Vater suchte den Bräutigam für die Tochter aus. Das musste er auch, den der Bräutigam verlangte nach einer kräftigen Mitgift. Die „Konvenienzehe“ lag in ihren letzten Zuckungen. Das „Ja-Wort“ der Braut in der Kirche war die Bestätigung nach außen, dass sie mit der Ehe einverstanden war – in Wahrheit war kaum eine Tochter wirklich einverstandene mit der Wahl des Vaters. Die „Hochzeit“ als Erfüllung? Eine „glückliche Braut“? Das“ romantische Liebesglück?“ Alles ein Bluff, den man als bürgerliches Theater aufzuführen hatte.
Sie sucht ihn vor 50 Jahren – der Kampf mit den Eltern
1963 – Die Kriegs- und Nachkriegs-Geborenen werden nach und nach Flügge und außerdem sehr aggressiv. Staat und Gesellschaft sind zwiespältig darüber. Sie hatten sich eine devote Jugend gewünscht, die weiterhin bürgerliche Traditionen bedient. Die Mütter und Väter halten den Daumen auf ihre Töchter: kein Sex vor der Volljährigkeit oder Verlobung. Eltern sahen nicht gerne, wenn die Mädchen in die aufkommenden „Discos“ gingen. Nach der Eheschließung gaben viele Frauen ihren Beruf auf –sehr viel sollten dies später bereuen.
Sie sucht ihn vor 25 Jahren – die Revolution entlässt ihre Töchter
1988 – Im Westen Deutschlands (BRD) übernimmt die neue Frauengeneration das Ruder – Sie alles sind die Kinder der Emanzipationsbewegung, die gegen 1970 ihren Anfang nahm. Frauen beginnen nun nicht nur, über ein eigenständiges Leben nachzudenken, sondern sie suchen sich auch selber ihre Partner. Immer mehr Frauen entscheiden sich für ein freies, unabhängiges Sexualleben und denken erst später an die Ehe.
Kulturkonflikt – immer noch
Durch die Selbstständigkeit und die rasch voranschreitende Emanzipation ergaben sich Rollen- und Partnerkonflikte, die bis heute andauern. Nach wie vor glauben viele Frauen, nicht selbst suchen zu müssen, sondern glauben, gefundene zu werden – mit teilweise fatalen Folgen. Zwei Welten entstehen parallel – aber in beiden gelten unterschiedliche Regeln. Die eine Welt sucht im Mann den edlen Ritter, den Gentleman und Notfallernährer. Die andere Welt den Liebhaber, Kumpel und Lebenspartner. Bisweilen treffen sich die Regeln in einer Person – dann wird die Suche heikel und der Umgang miteinander schwer.
Rat: In jedem Fall von der Vorstellung emanzipieren, wie „Frauen sein sollten“ oder „wie Männer sein sollten“. Versuchen Sie, von Fall zu Fall auszuhandeln, wie man miteinander umgeht, und sorgen Sie dafür, dass Sie „das Spiel des Lebens“ auch spielerisch angehen, wenn es sein kann.