ZDF durchleuchtet flapsig die Dating-Möglichkeiten der Jugend
Das ZDF hat ein Format, das überwiegend für junge Leute gedacht ist: Leicht, locker, flockig soll es sein – und selbst, wo es ernst wird, bleibt man „cool“ und passt sich an sein jugendliches Publikum an, dem Hintergründe scheißegal sind.
Die Ankündigung klingt dann so:
Liebesalarm in Deutschland! Elf Millionen Singles lassen das Geschäft mit der Liebe boomen. Aber wie findet man am besten einen Partner, und was kostet die Sehnsucht nach der großen Liebe?
Nun kostet die Sehnsucht normalerweise gar nichts, aber lassen wir das mal.
Partnervermittler-Masche: Drei Stunden von einer Vertreterin belabert werden
Die Protagonisten, Anastasia Zampounidis und Wolfgang Trepper, „testen“ die Möglichkeiten, einen Partner zu finden. Das Spektakuläre zuerst: Man ist zielsicher auf eine Vermittlungs-Agentur gestoßen, die mit dem alten Jahrmarkts-Trick arbeitet: tolles Profil einer Frau in der Auslage, nichts dahinter. Stattdessen wird der angeblich partnersuchende Wolfgang drei geschlagene Stunden von einer Vertreterin belabert, die an nichts als ihre tolle Provision denkt. Neuerdings bevorzugen derartige „Dienste“ übrigens Seniorinnen und Senioren als Kunden, weil diese noch in Zeitungsanzeigen-Zeiten aufgewachsen sind und dem Internet weiterhin misstrauen.
Na schön, nichts für junge Leute, oder? Aber was machen die denn eigentlich?
Online-Dating – warum ist die Protagonistin erfolglos?
Zum Beispiel Online-Dating. Anastasia Zampounidis informiert sich zunächst in einer Buchhandlung und kauft gleich zwei Bücher: Eines, das sich halbwegs lohnt und eines, das für Jungs geschrieben wurde, die vorhaben, ihr Flirtvermögen an typischen Barschlampen zu erproben.
Erschreckend dabei ist, wie viele „Werke“ über Online-Dating es inzwischen gibt und wie viele davon absoluter Müll sind. Ob es nun „artifizielle Blauäugigkeit“ ist oder der blanke Populismus: Frau Zampounidis trifft nur eigenartige Kerle und beschwert sich anschließend bei der Hotline des Unternehmens. Das lässt sich gut in Szene setzen, ist aber irgendwie Blödsinn. Profile sind Privatsache, und wenn sie falsch sind, sind sie eben falsch. In der Ankündigung des ZDF las sich das übrigens ganz anderes, nämlich so: „Außerdem stürzt sich Anastasia ins Internet und trifft die attraktivsten Singles.“
Speed-Dating als Lösung aller Probleme?
Frau Zampounidis ist noch jung an Jahren, und so erprobt sie auch das, was „man ja mal versuchen“ kann: Speed-Dating. Das allerdings lobt sie hernach in den höchsten Tönen – und warum, bliebt ziemlich unklar. Wolfgang Trepper kommt die unglückliche Rolle zu, mit einem PUA-Ratgeber bewaffnet dämliche Flirtsprüche an die Frau zu bringen. Immerhin zeigt dieses Beispiel, wie sinnlos Flirtratgeber sind.
Schaler Nachgeschmack: Locker-flockig und Verbrauchermagazin als Eintopf
Was bleibt? Ein schaler Nachgeschmack. Die Sache mit dem Eheinstitut wäre eher ein Fall für ein hartes, kritisches Verbrauchermagazin gewesen – und hat die Jugend, an die sich die Sendung richtet, mit Sicherheit nicht erreicht. Die Online-Dating-Geschichte lehnt sich an ähnliche Buchveröffentlichungen an, in denen Männer eben immer blöd und überheblich sein müssen und eigentlich gar keine Beziehungen wollen. Das hohe Lob für Speed-Dating erschließt sich mir nicht, und lediglich die Sache mit den Flirtratgebern leuchtet ein. Auch ein jüngerer und charmanterer Mann wäre damit gescheitert. Also letztendlich: Ein Eintopf mit vielen Unterhaltungs-Gags, mehr nicht.
Noch mal nachsehen: ZDF.