Seid umschlungen, Millionen
Wenn es darum geht, mit „Millionen Nutzern“ herumzuprahlen, sind Dating-Seiten sicherlich ganz vorne in den „Top Ten“.
Lovoo, das konzeptionell Badoo ähnelt und auf das spontane Kennenlernen von Leuten in der unmittelbaren Umgebung ausgelegt ist, also das sogenannte “Casual Dating“, hat den Firmenangaben zufolge rund 1,2 Millionen aktive Nutzer.
Was mich in doppelter Hinsicht verwirrt. Erst einmal: Was bedeutet denn in diesem Fall Nutzer? Ich kann Ihnen mindestens ein Dutzend „Netzwerke“ aufzählen, in denen ich „mal irgendwie Nutzer“ war, die ich aber dennoch so gut wie niemals benutze. Angeblich soll die Zahl der aktiven Nutzer von Lovoo bei 200.000 liegen – und auch da hätte man ja einmal nachfragen können, was diese „aktiven Nutzer“ denn eigentlich „aktiv“ tun.
Zum Zweiten werden neue Nebelkerzen geworfen: Gerade hat man seitens der Fachleute in Deutschland versucht, den Bereich „Causal Dating“ stark an Erotik orientiertem Dating zu bewerten, da tauchen schon wieder Leute auf, die den Begriff verwässern wollen. Wenn „Casual Dating“ inzwischen niveauvolles erotisches Dating ist (im Gegensatz zu Sex-Dating, wo es nur ums Bumsen geht), dann waren lupenreine reine Telefon-Applikationen im Datingbereich bisher bestenfalls Flirtdienste und schlimmstenfalls „Abschlepphilfen“.
Das Schlimme daran ist: Bald wird niemand mehr wissen, wo und wie man eigentlich wen für was kennenlernen wird, Flirt, ONS, Affäre, finanzielle Interessen, Beziehung, Ehe? Wenn es einmal so weit sein wird (und der Tag ist nicht mehr fern) dann bekommt die gesamte Branche ein Glaubwürdigkeitsproblem. Will sie das?