Der Konflikt: sieh mich sexy, aber als Person
Um ihrer selbst willen wird bestenfalls die Mutter geliebt. Wenn uns dies jemand bis heute vorlebt, dann die Italiener. Alle anderen Frauen werden selbstverständlich ebenfalls geliebt, auch um „ihrer selbst willen“, aber eben auch als Frauen mit sinnlicher Ausstrahlung.
„Sieh mich als dein Lustobjekt, aber nimm mich ernst als Person“ – das ist die Botschaft, die Frauen aussenden. Wer meint, dass dies erst seit heute so wäre, der irrt – es ist ein Prinzip, das Menschen erfunden haben, weil die Natur andere Kriterien hat als die Kultur, und die Welt des begierigen Fleisches andere als die Astralwelt der Religionen.
Es hilft nichts: Der appetitliche Happen in der Männerfalle ist zugleich eine Frau, die nach Respekt als Person verlangt – nur eben nicht im gleichen Moment. Jede Frau, die zur wilden Hingabe an einen Mann fähig ist, wird das süße Gift des Verlangens nutzen, um den Mann auf die eine oder andere Art an sich zu binden. Ich kann nur Hohnlachen über Frauen, die behaupten, „die Männer seien gegangen, nachdem sie zum ersten Mal Sex mit ihnen hatten“ Was ist schon Sex? War er wirklich so toll, dass der Mann daran kleben bleiben konnte, dass er immer mehr davon wollte?
Die Lieschen Müllers, die so etwas sagen, haben ein Zerrbild von sich, der Sexualität und der Klebstoff „sinnliches Verlangen.“ Eine Frau, die wirklich meint, ein einziges Mal Sex mit ihr, so recht und schlecht er auch sein mag, sei für Männer die Erfüllung ihres Lebenstraums, sollte sich schleunigst besser informieren. Man könnet auch sagen: Wie kann man nur so blöd sein, zu glauben, Männer würden Sex als „hohes Gut“ ansehen?
Es mag sein, dass junge Frauen zwischen 15 und 25 noch nicht genau wissen, wie sie die Angeln auswerfen müssen, damit die dicken Fische anbeißen. Ja, es mag sein, dass „Sex und Persönlichkeit“ sich erst in das Verhalten einnisten müssen, um als Frau und Person erfolgreich zu sein. Das alles ist ein Lernprozess, und er darf so stattfinden.
Aber eines ist sicher: Wenn Sie einmal 30, 35, oder gar 40 sind – dann wird von Männern einfach erwartet, dass Sie wissen, wer sie sind, was sie sind und wie sie ihre Sinnlichkeit einsetzen. Sie können dann sehr bewusst ihre Persönlichkeit, ihren Körper oder Ihre erotische Finesse (die nicht unbedingt identisch mit einem schönen Körper ist) einsetzen. Und Sie können es in einem Mix tun, den Sie selbst bestimmen, oder jeden Teil separat in den Vordergrund stellen – diese Stellschrauben werden Sie ja mittlerweile kennen, wie ich hoffe.
Dennoch – auch Sie dürfen den Konflikt weiterleben, und dies sogar, ohne Schaden zu nehmen, denn es ist ein überaus menschlicher Konflikt. Niemand hat Ihnen ein konfliktfreies Leben garantiert, oder etwa doch? Schwedische Forscher haben dies anhand junger Schwedinnen festgestellt – aber sie haben den Konflikt nicht lösen können. Am Ende stellen sie nur fest (Zitat):
Die Frage ist, ob Sie für sich und andere zugleich als Person und sinnlichen Objekt (im Original: sexy) sein können.
Man kann den Schweden in diesem Fall nur dankbar sein „für sich selbst und andere“ gesagt zu haben – denn es kommt letztlich darauf an, wie weit man als Person verinnerlicht hat, lustvoll und dennoch „ernsthaft“ zu sein.