Partnerwahl – Achtung, Sie werden manipuliert!
Wenn Sie im Internet einkaufen, dann wird Ihnen seit einiger Zeit Produkte angeboten, die Sie „vielleicht interessieren“ könnten. Mittlerweile wird schon „das Bewegungsverhalten einer Angebotsseite in Echtzeit festgehalten“ (1). Dabei werden – beispielsweise – auch ständig neue Produkte in den Vordergrund gestellt, die Sie möglicherweise kaufen würden. Aufgrund dieser Tatsachen und der über Sie gespeicherten Informationen werden Ihnen ständig neue Vorschläge unterbreitet, was sie noch kaufen könnten. Die marktstarken Internet-Händler rotzen sie auf diese Weise mit ihren vermeintlichen „Empfehlungen“ voll, bis es Ihnen zum Hals heraushängt – und Sie den Anbieter wechseln.
Manipulation bei klassischen Heiratsmaklern und Partnervermittlern
Der Manipulation bei der Partnerwahl waren noch nie Grenzen gesetzt. Von je her gaben die Heiratsmakler versucht, Mädchen und Frauen durch „Empfehlungen“ unter die Haube zu bringen, die ansonsten wohl allein geblieben wären. Der Trick aller Heiratsvermittler ist durch Jahrhunderte gleich geblieben: Sie behaupten, über eine Art Geheimwissen zuverfügen, welche Menschen zueinanderpassen, und sie reden dabei beiden getrennt voneinander, dasselbe ein. Ja, da wäre jemand, und er würde vielleicht passen, sogar ganz wunderbar … wenn man ihm, dem Vermittler, nur die Chance geben würde, beide zusammenzuführen. Der Schalmeienklang war ebenso willkürlich wie die Auswahl – so funktionierte es eben. Die Psychologie dahinter, wie sie auf den Kunden wirkt: „Da ist jemand, der über mehr Wissen über mich verfügt als ich selbst, und ihm vertraue ich.“ Es ist übrigens nicht auszuschließen, dass heutige Ehe- und Bekanntschaftsvermittler noch ganz ähnlich arbeiten.
Online-Partnervermittler – Wissenschaft als Orakel
Adaptiert haben dies so gut wie alle Online-Partnervermittler. Sie versuchen, sich gleich mit den Begriffen „wissenschaftlich“ oder „psychologisch“ in den Vordergrund zu drängen. In Wahrheit – dies ist schon oft gesagt worden – stehen dahinter Tests, die allesamt in die Jahre gekommen sind, und die niemals dafür gedacht waren, „Partnerübereinstimmung“ festzustellen. Wieder greift der alte Trick: „Da gibt es ein Verfahren, das sehr durchdacht und wissenschaftlich geprüft ist, und mithilfe dieses Verfahrens kann eine Maschine besser wissen, wer zu mir passt, als ich selbst.“
Zwei Methoden der Singlebörsen – teils äußerst manipulativ
Doch wie ist es eigentlich bei Singlebörsen, Flirtbörsen und anderen Einrichtungen, bei denen man den vermeintlich „passenden Partner“ finden kann? Auch hier hat die Manipulation längst begonnen. Gerade, nachdem die „wissenschaftlichen“ Partnersuchmethoden der Partneragenturen in Zweifel gezogen werden, buhlen viele dieser Anbieter damit, über neuartige Verfahren zu verfügen, die tatsächlich bessere „Treffer“ bei der Partnersuche landen.
Ein Teil dieser Anbieter arbeitet dabei mit ähnlichen Methoden wie die Partneragenturen. Nur wird hier aus nichtssagenden Angaben („Was esse ich gerne, welche Musik höre ich gerne“) versucht, eine Art Gemeinsamkeit zu konstruieren. Das funktioniert im Ergebnis auch: Man erreicht damit den „Vorstellungseffekt“. Indem man Herrn A also Frau B, C und D vorstellt, glaubt dieser, er müsse sich näher mit der Person beschäftigen.
Ein anderer Teil arbeitet ganz anders. Bei deren Methoden wird das „Klickverhalten“ analysiert. Zu Anfang arbeiten diese Systeme so, dass eine Zufallsauswahl der altersmäßig und nach sonstigen verfügbaren Kriterien angeblich „passenden“ Partner(innen) vorgeschlagen werden. Dann aber wird die Auswahl dadurch optimiert, dass manche Profile häufiger, andere weniger oft angeklickt werden. Nehmen wir an, Sie suchen eine relativ verlässliche Frau zum Heiraten zwischen 35 und 40, klicken aber ständig Frauen ohne Beziehungswunsch mit großen Brüsten unter 30 an, dann werden Ihre Wünsche maschinell optimiert. Die Folge: Sie bekommen in Zukunft häufiger Frauen für Affären angeboten. Das dahinterliegende System kümmert sich dabei nicht darum, ob Sie nur neugierig waren, oder ob es Ihrem tatsächlichen Wunsch entspricht, diese Damen kennenzulernen – es kennt nur eines – „künstliche Stupidität“, die viele Marketingleute als „künstliche Intelligenz“ bezeichnen würden.
Künstliche Stupidität als Maßstab für die Partnersuche?
Wie dumm solche Systeme sind, kann man in einschlägigen Versandhäusern beobachten: Wenn sie aus einem sehr großen Angebot sehr unterschiedliche Produkte zu überaus unterschiedlichen Preisen kaufen, verwirren Sie das System – es wird Ihnen also keine brauchbaren Empfehlungen mehr geben können. Kaufen Sie hingegen immer ähnliche Produkte zu ähnlichen Preisen, werden ihnen mit künstlicher Stupidität immer wieder genau diese Produkte empfohlen, obgleich Ihr „Sättigungsgrad“ bereits erreicht oder überschritten ist.
Lesen Sie morgen bitte weiter: Ist Manipulation bei der Partnersuche unumgänglich?
(1) Zitat aus den „Manufaktum“-Nachrichten Herbst 2012
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