Der ideale Partner, die Wahrheit und allerlei Irrtümer
Dieser Artikel umfasst vier Beiträge für das Magazin „Liebepur“, exklusiv geschrieben von Gebhard Roese, dem Experten für knifflige Dating-Fragen. Die Empfehlung der Redaktion: Lesen Sie alle vier Artikel bis zum Ende – denn dort wartet ein Rat auf Sie, den Sie wahrscheinlich noch nicht kennen.
„Das Zurechtschneiden der Wahrheit ist ihm nicht fremd. Vom Idealbild einer ausgeglichenen Persönlichkeit weicht er ab.“
(Gutachten des Psychiaters Hartmut Pleines im Prozess gegen Jörg Kachelmann)
Oh, wie schlimm, nicht wahr? Da weicht ein Mensch doch tatsächlich vom „Idealbild einer ausgeglichenen Persönlichkeit ab“. Eigentlich müsste es heißen: Von demjenigen Idealbild, das ein Psychiater vom Menschen hat. Denn das Zitat ist ein trauriges Beispiel dafür, wie Sätze geschrieben werden, die keinen Sinn haben: Das Idealbild einer ausgeglichenen Persönlichkeit existiert nicht in Person, sonst wäre es kein Idealbild. Also weichen wir alle zwangsläufig von diesem Bild ab. Die zweite Frage würde sich nun gleich anschließen: Was hätten sie oder ich davon, wen wir einem Idealbild entsprechen würden?
Ich erinnere mich an eine Freundin meiner mittleren Jahre. Sie war ein Idealbild: jedermanns Liebling. Das nützte ihr logischerweise gar nichts: Sie wollte ja nicht jedermann, sondern einen einzigen Mann, der sie wegen anderer, nicht so offenkundiger Eigenschaften liebt.
Die Wahrheit – wessen Wahrheit, bitte schön?
Nun gut, ich will sie nicht langweilen – aber ich habe geprustet vor Lachen über den Satz „das Zurechtschneiden der Wahrheit ist ihm nicht fremd“. Ja, wie denn? Ist irgendjemand von Ihnen da draußen im Besitz „der Wahrheit“? Falls Sie es sein sollten, wäre ihr Name Gott, oder wenigstens sein Messias. Ich will nicht abstreiten, dass ich glaube, im Besitz der einen oder anderen Wahrheit zu sein – aber im Besitz „der Wahrheit“? Ich sitze neuerdings oft auf einem Markplatz in einer Eisdiele. Wenn ich die Ohren spitze, höre ich Dutzende von Wahrheiten, die alle nicht mit meiner Wahrheit übereinstimmen, und seither klappe ich die Ohren hin und wieder zu.
Ja, keine Angst, ich komme zur Partnersuche. Wenn der Suchende schon keine „ideale Persönlichkeit“ sein kann, soll wenigsten der Gesuchte eine solche Persönlichkeit sein, nicht wahr? Ich muss mich nun ein wenig korrigieren, denn gesucht wird nicht die „ideale Persönlichkeit“, sondern das „ideale Match“, als der am besten passende Partner. Am Ende suchen wir dann eben doch wieder „die ideale Person.“
Das Gerede von „Mr Right“ und andere Dummheiten
Wer dergleichen für absurd hält, kennt weder die Ratgeberliteratur noch die Werbung der Singlebörsen und Partneragenturen. Sogar die Wissenschaft wird bemüht, um zu beweisen, dass es „das ideale Match“, also den best passenden Partner“ geben würde. Die Werbung hält sich selten zurück, wenn von „wissenschaftlichen Methoden“ die Rede ist, mit denen man sogenannte „Partnerübereinstimmungstests“ erstellt hat, aber auch der Rest der Anbieter wirft mit Begriffen wie „Traumfrau“ oder „Traummann“ nur so herum – nicht zu vergessen „Mr. (oder Ms.) Right“ – was ist das anderes als „der ideale Partner“?
Der „ideale“ Partner unter 10 Millionen Singles?
Die übrigen Teile:
1. Der ideale Partner, die Wahrheit und allerlei Irrtümer.
2. Der „ideale“ Partner unter 10 Millionen Singles?
3. Die Suche nach dem Idealpartner – was, wenn das Kartenhaus zerfällt?
4. Ein Satz, eine Einstellung, ein Erfolg: anders daten
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