Warum Olympia ganz schlecht für Sie ist
Nichts ist so schlecht für Partnersuchende wie Olympia. Nicht, weil es dort um Sport geht – denn Sport an sich ist nichts Verwerfliches. Nein, es geht um etwas anderes – um die sinnlose Jagd danach, die Beste /der Beste sein zu wollen. Aus dieser Sicht ist Olympia ein Gräuel. Wo bestenfalls die ersten Drei erwähnt werden und dann strahlend auf Siegertreppchen steigen, die ihnen später bestenfalls lukrative Werbeverträge einbringen, das ist kein Vorbild zu gewinnen. Erinnern wir uns lieber der Anderen: Jener, die noch glauben, dass „dabei sein“ alles ist und dafür jahrzehntelang Entbehrungen hinnehmen, sich ihr Privatleben ruinieren und nun mit schmerzverzerrten, von Entbehrung gezeichneten Gesichtern vom Platz gehen müssen. Ethische Grundsätze und Olympia? Da kann man nur hohnlachen. Die am besten Funktionierenden, die am geschicktesten Gedopten, die am entbehrungsreichsten Darbenden – sie alle könnten theoretisch siegen. Wer sein Leben nicht auf das Funktionieren, auf Dopingmittel oder Lebensreduktion aufbauen will, ist in Olympia fehl am Platze.
Olympische Spitzensportler sind schlechte Vorbilder für das Leben
Schlimm ist dran, wer sie sich beruflich als Vorbild nimmt, die Olympioniken. Noch schlimmer handelt, wer seinen emotionalen Lebensplan „olympisiert“. Sie wollen unter den Besten sein? Wie schrecklich. Wissen Sie eigentlich, was sie entbehren? Und sind sie sich darüber klar, dass nur ganz wenige von Ihnen das Potenzial und die emotionale Stabilität haben, „ganz oben“ zu sein und zu bleiben?
Spitzenplätze bei der Partnersuche? Vergessen Sie es ganz schnell!
Noch nicht überzeugt? Dann nehmen wir jetzt die Partnersuche. Wir müssen leider einen Moment jene armen Menschen erwähnen, die den 90 Prozent kompatiblen Partner suchen – oder den „Besten des Jahrgangs“ oder was auch immer. Sie gehören zu den Partnersuchenden, die später am tiefsten enttäuscht sind – und zwar unabhängig davon, ob sie ihn finden oder nicht. Die Chance, sie oder ihn zu bekommen, ist ohnehin ausgesprochen schlecht. Wer sich hier in die Schlange einreiht, sollte wissen: die Chance „dran zu kommen“ ist gering – vor allem, wenn man die „tolle Person“ behalten will.
In manchen Segmenten ist das Angebot an Partner kläglich
Steigen wir hinab von den Treppchen derjenigen, die von der Sehnsucht leben, und gehen wir hinunter zu all denen, die „ganz normal“ suchen. In bestimmten sogenannten „Segmenten“ des Partnermarkts kommen drei potente Bieter(innen) auf ein gesuchtes Objekt. Und das alles rein mathematisch, ohne alle „Ansprüche“ und derartigen Firlefanz. Der Wunsch nach einem Partner etwa gleichen Alters und einer adäquaten sozialen Herkunft (ersatzweise Bildung) reicht da schon, um eine miese Quote zu haben. Das bedeutet: Von drei Suchenden gehen zwei leer aus – aber eben nur statistisch. Tatsächlich sind es wesentlich mehr, weil fast alle noch gewisse Vorstellungen haben, wie der zukünftige Partner aussehen soll – von der eigenen Attraktivität, an der manche Zweifel bestehen könnten, ganz zu schweigen. Sicher, es gibt Lösungen – aber nur, wenn man Abstriche an Alter, Wohnort, Bildung des Partners und noch viel mehr macht. Doch welcher Deutsche liebt schon das Wort „Kompromiss“?
Helfen würde der Wechsel in ein anderes Segment, wenn man nur die Grundlagen ansieht. Hoffnungsfrohe, familienbetonte und kompromissbereite Frauen unter 35 gibt es. Heiratswillige Männer mit eigenem Kopfhaar und Freude an der Arbeit über 50 auch. Doch bei allen wäre da eine gewisse Einschränkung zu machen: Die eigene Kompromissbereitschaft steht auf dem Prüfstand, und die eigene Attraktivität muss neu bewertet werden.
Plötzliche Erfolgshürde – man ist einer unter Tausenden
Wie bei Olympia gehen die Partnersuchenden mit extremen Ambitionen durch viele Stufen der Vorauswahl. Die erste Kröte, die zu schlucken wäre, ist die Antwortquote – nicht die Anzahl eingehender Beschmuse-E-Mail. Wer eine günstige Antwortquote erreicht, ist immerhin qualifiziert für den Aufstieg. Bei jungen, wenig erfolgreichen Männern liegt die Quote bisweilen unter einem Prozent – bei Frauen über 40 ist es oft ähnlich. Liegt Ihre Quote über 20 Pozent, sind sie ein Glückspilz, und alles über fünf Prozent ist schon „ganz gut“. Wenn Sie als Mann ernsthaft und ehrlich von attraktiven Frauen angeschrieben werden, gehören sie zu den Glücklichen, die sich nicht um den Erfolg sorgen müssen. Als Frau werden Sie ohnehin angeschrieben – und die Bedeutung dieser Schreiben ist oft sehr gering.
Wenn Sie nicht zu den Königinnen und Königen der Attraktivität gehören (das sind etwa 95 Prozent der Männer und mindestens die Hälfte der Frauen), dann versuchen Sie bitte gar nicht erst, ohne selbst initiierte Email-Kontakte auszukommen. Suchen Sie, schreiben Sie fleißig und zielgerichtet, und lehnen sie nicht jede(n) ab, die/der ihre „Ansprüche“ nicht zu 100 Prozent erfüllt.
Blind Dates – gezielte Begegnungen oder Serientaten?
Wenn sie in die zweite Vorauswahl geraten, dann sind Sie dann schon weit gekommen – nämlich bis in die Nähe ihres Wunschpartners. Das nennt man dann Blind Date und es ist nichts als ein Versuch, die gegenseitige Attraktivität abzuklären. Bei der Chance auf ein Blind Date gibt es eine simple Regel: Menschen, die nicht sehr attraktiv sind, sind auch nicht wählerisch bei ihren Blind Dates. Die Bedeutung dieses einfachen Satzes kann fatal sein: Männer stehen im Ruf, Frauen für Blind Dates zu treffen, die „leicht zu haben sind“ – die Absicht ist eine lustvolle Nacht mit Feuchtigkeitsaustausch und Lustschreien und kaum mehr. Aber auch immer mehr Frauen treffen Männer ausschließlich, um romantische Nächte mit ihnen zu verbringen – manchmal müssen sie nicht einmal romantisch sein, sondern nur ausgesprochen erregend.
Warum Menschen gezielt nach Verlierern suchen
Dabei schweige ich von den Frauen, die Männer treffen, um sie herunterzuputzen oder die nach einer Mini-Inquisition vernichtende Urteile fällen, was offenbar zur Stärkung ihres Selbstbewusstseins dient. Klar, dass all diese Maschen nur dann „gut laufen“, wenn man sich mit Verlierern trifft, und also werden potenzielle Verlierer(innen) ausgesiebt, die zu solchen Dates gebeten werden. Neben denjenigen, die zufällig an viele Verlierer(innen) geraten, weil sie zu viele Menschen völlig unqualifiziert zu Blind Dates treffen, kommen die anderen. Diese Verlierer und Verliererinnen werden ganz gezielt gesucht, angesprochen und ausgebeutet. Wer „nach schwerem Schicksalschlag“ einen Partner sucht, lockt Hyänen an, die den Rest der verbliebenen Emotionen ausweiden wollen. Wer schreibt, auf keinen Fall eine „Affäre“ zu wollen findet sich fast todsicher nach dem Blind Date mit dem nächsten Filou im Bett. Negative Wünsche locken regelmäßig Menschen an, die Ihnen das Fell über die Ohren ziehen wollen: Hat es einmal bei jemandem geklappt, wird es wieder klappen.
Tipp: Keine großen Sieger suchen und keine ewigen Verlierer treffen
Mein Tipp: Orientieren Sie sich nicht an den „großen Siegern“ und meiden Sie ebenso die notorischen Verlierer. Es gibt ein Straßenmädchen, das einen enorm reichen Banker geheiratet hat und ein Partygirl, das von einem Königssohn vor den Altar gebracht wurde. Wenn Ihnen dergleichen zufällig passiert – na fein. Aber wenn Sie sich am Flaschenhals des Ansehens, des Einkommens oder auch nur des Aussehens herumdrängeln, dann sind Sie nichts als die Verfügungsmasse der Person(en), die sie gerne hätten. Versuchen Sie vielmehr, eine solide Beziehung mit einem halbwegs sympathischen, zuverlässigen und humorvollen Menschen einzugehen. Er wird zumindest diesen Vorteil haben: Er schaut auch bei Ihnen nicht auf jedes Detail – und wird Sie nehmen, wie sie sind.