Viele Single-Frauen suchen angeblich nicht – na und?
Normalerweise pfeife ich auf Pressemitteilungen, zumal, wenn in Ihnen Antworten auf Suggestivfragen verwurstet werden. Und deshalb überlas ich auch dies:
Über elf Millionen Singles leben in Deutschland. Doch nicht alle von ihnen sind auf der Suche nach einem neuen Partner – zumindest nicht aktiv: Über 60 Prozent der Singlefrauen und ein Drittel der Singlemänner sind nicht auf Partnersuche. Mit dem Alter steigt die passive Haltung sogar, vor allem Frauen werden zurückhaltend.
Doch nun hat Heise online die Zahlen aufgegriffen und sie nach meiner Auffassung missinterpretiert.
Wer glaubt, dass diese Zahlen irgendeine Bedeutung haben, ist schiefgewickelt: Man kann nicht eine einzelne Position aus dem Lebensgefüge herausnehmen und es zum Maßstab aller Dinge erheben. Die echte Partnersuche ist für Singles eine Möglichkeit, sich zu verändern, und es gibt eben Singles, die bis zu einem gewissen Alter gar nicht daran denken, dies zu tun. Die „Suche an sich“ hingegen bedeutet gar nichts.
Die späte Suche – das eingeschränkte Leben
Sicher – die Gruppe derjenigen, die „jetzt nicht ausdrücklich und zielgerichtet suchen“ nimmt zu. Aber nicht, weil es so schön ist, Single zu sein, sondern weil Partnerschaften, Familien und Kinder bei jungen deutschen Frauen kaum noch eine Bedeutung haben. Sie wollen entweder Spaß oder Karriere, und unkritische Menschen sagen dann: „Das ist doch aber durchaus legitim“. Doch darum geht es nicht – sie verscherzen sich die Zukunft eines sinnreichen udn erfüllten Lebens – udn sobald sie dies bemerken, ist es oft schon zu spät. Denn in der Praxis des kritischen Partnermarktes sinkt die Attraktivität einer Frau als Lebensgefährtin und Mutter mit jedem Lebensjahr über 25. Doch das will zunächst neimand wahrhaben. Frauen glauben, mit 35 noch äußerst attraktiv zu sein, und sie meinen, für ein erstes Kind recht es dann immer noch.
Frauen im Flaschenhals – ab 35 wird der Ausgang zur Liebe enger
Das ist durchaus möglich – nur bildet sich gegen 35 ein Flaschenhals von Frauen, die entweder noch einen Partner finden oder sich in Affären flüchten. Gegen 45 wir es zudem noch schwieriger, Affären zu haben, und ab dann beginnt etwas, dass jeder Berater kennt: Diese Frauen versuchen, sich das Singleleben „schön zu reden“.
„Nicht suchen“ heißt nicht, dass es keinen Partnerwunsch gibt
So mag es denn zutreffen, dass 60 Prozent der weiblichen Singles zum Zeitpunkt einer Umfrage nicht suchen, was aber nicht heißt, dass sie sich nicht nach einem Partner sehnen. „Suchen“ setzt – vor allem im Alter ab 36 – bei Frauen einen relativ kühnen Entschluss voraus, nämlich offensiv an den Markt zu gehen – wenn jemand sich nur sehnt, aber nichts dafür tut, dann sucht er/sie auch nicht.
Suchen ist Kupfer, Einlassen ist Gold
Viele Beobachter, insbesondere aber die Singlebörsen und Partneragenturen, haben offenbar ein ganz eigenartiges Verständnis für das Wort „Suchen“. Es ist nämlich gar nicht wichtig, wie viele Singles irgendwie „suchen“. Viel wichtiger sind Wunsch und Möglichkeit, sich „einzulassen“. Selbst bei relativ konservativen Singlebörsen findet man heute Frauen und Männer, die zwar suchen, aber sich keinesfalls auf etwas einlassen wollen, was auch nur entfernt nach „Veränderungen“ riecht. Denn dies ist der Punkt, an dem sich die Geister scheiden: Viele Deutsche wollen nichts verändern, aber dennoch einen Partner „haben“. Da verwundert es nicht, wenn frau/man sich diesen mal eben beim Casual Dating verschafft, wo man sich Frauen und Männer zum „Sofortverzehr“ wünschen kann. „Sich einlassen“ ist zwar gegenwärtig nicht sehr populär – aber es ist der einzige Weg, aus der Dilemma der „Suche oder Nichtsuche“ herauszukommen – und möglicherweise aus dem Dilemma, einen Menschen nach dem anderen zu konsumieren, bis man die Nase voll von der Liebe hat.