Neuer Dating Zusammenschluss – wie real sind die Aussichten?
Etwa 50 Singlebörsen will man schon fest an der Hand haben – dies behauptet jedenfalls der Gründer eines angeblich „neuartigen“ Verbundes von Singlebörsen. Das klingt nach einem riesigen Potenzial – doch über die Details hat man bisher noch gar nichts gehört. Das wäre aber sinnvoll, denn geplant ist, im zweiten Halbjahr 2012 (also nicht durch den Erwerb der Singlebörsen) etwa 16.000 zahlende Mitglieder zu gewinnen. Wer weiß, wie teuer heute auch nur ein Interessent, geschweige denn ein Mitglied ist, der muss solches Zahlen kritisch ansehen. Bei den 16.000 Mitgliedern die ja zunächst einmal „eingesammelt“ werden müssen, soll es aber nicht bleiben: Im Jahr 2013 will man die Anzahl der zahlenden Mitglieder gar auf 76.000 erhöhen, also 60.000 Neumitglieder gewinnen.
Dabei will man in einen Markt gehen, der seinen Zenit längst überschritten hat, denn gerade der Standard-Singlebörsen-Markt stagniert seit einigen Jahren, während die Werbungskosten pro Mitglied dramatisch angestiegen sind.
Man könnet nun argumentieren, dass durch den Zusammenschluss Synergien entstehen – doch hier fehlt die Information, wie man diese aus den zuvor genannten 50 Einzelbörsen generieren will. Zudem kostet die Fusion von 50 Einzelunternehmen zunächst einmal nichts als Geld – und hier sind nicht die Kosten für den Kauf der Unternehmen gemeint, sondern die Kosten der Fusion.
Die Praxis wird zeigen, wie schwierig es ist, 50 Einzelideen zu einer gemeinsamen Idee zu vereinen – kaufmännisch, technisch und werbemäßig. Für so etwas muss zunächst einmal eine Zielgruppe gefunden werden, und diese muss dann sorgfältig angesprochen werden. Es nützt nichts, hier auf Luftschüsse ins Internet zu hoffen – das haben schon andere erfolglos probiert.
Ich weiß als Ex-IT-Organisator aus persönlicher Erfahrung, wie schwer es ist, mehrerer Unternehmenskonzepte zu einem zusammenzuschmelzen und in Datenbanken zusammenzufassen. Die erforderlichen Mannstunden, die für das Software-Konzept und die Umsetzung angesetzt werden müssen, sind zu Anfang fast nicht kalkulierbar. Will man dann auch noch „innovativ“ werden, so bedarf es neuer Konzeptionen, die erst einmal in Ideenwerkstätten entwickelt werden müssen – und dort arbeitet man auch nicht „umsonst“, und wenn alles nicht nur konzipiert, sondern auch in Bit und Byte und Wort und Design umgesetzt wurde – dann ist man erst in der Alpha-Testphase, der dann vielleicht bald die Beta-Phase folgt.
Bei weiteren Recherchen zum Thema stieß ich auf eine Information der „Wiener Zeitung“. Demnach wird der eigentliche Betreiber des neuen Verbands die unter „Erosandmore.net“ firmierende Pankl & Hofmann Aktiengesellschaft sein, die auf ihrer Webseite erstaunliche Informationen über die in Aussicht genommenen Märkte verbreitet.
Des Weiteren sollen diese Webportale/Medien weniger für klassische Kontakte und Beziehungen, sondern für Freizeitaktivitäten und unterschiedliche Motive und Interessen wie „Jung trifft Reif“, Swinger, Seitenspringer, Gays, Escorts, Callgirls, Laufhäuser, etc. betrieben werden.
Da wir keinen Zweifel haben, dass man auch versucht, diese Eigenankündigungen umzusetzen, müsste die Beurteilung der Mitgliederzahl wie auch der Kosten pro Nutzer im Grund neu aufgerollt werden. Denn zwar ist auf dem sogenannten „Casual Dating“-Markt noch eine Nische frei, aber auch hier werden die Chancen höchst unterschiedlich bewertet – und die Kosten pro Mitglied liegen mittlerweile erheblich höher als bei konventionellen Singlebörsen.
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