Dating: US-Amerikaner und Kanadier werden lernfähig
US-Amerikaner hat man bisher im europäischen Datingmarkt für nicht lernfähig gehalten – und vor allem deshalb konnten sich die lokalen Unternehmen in ihren Marktkenntnissen sonnen, wobei besonders Meetic für Frankreich und PARSHIP für Deutschland stand. Obgleich der Einbruch von US-Dating Unternehmen nicht überall gelingt, haben inzwischen doch einige Unternehmer geschafft, auf dem Europamarkt Fuß zu fassen. Der „seriöse“ deutsche Markt ist zwar gegenwärtig noch fest in den Händen deutscher Verlage (PARSHIP, ElitePartner) und einer Telefongesellschaft (Friendscout 24) , aber auch hier wird immer noch fleißig gebaggert, um Marktanteile zu gewinnen.
Mittlerweile haben sich die eher traditionellen Online-Singlebörsen und Partneragenturen besonnen, dass fremde Märkte eigenen Gesetzen folgen. Sowohl Match.com wie auch eHarmony verfolgen seither neue Strategien. Sie versuchen nicht mehr, das Europageschäft direkt zu machen, sondern überlassen das Tagesgeschäft erfahrenen europäischen Unternehmen, an denen sie Anteile halten.
Branchenkenner wissen es schon lange: bestenfalls im Vereinigten Königreich waren für US-amerikanische Anbieter Marktanteile zu gewinnen, doch auch dies funktionierte niemals reibungslos. Wenn man vom „Platzvorteil“ absieht, auch in einer Art „englisch“ miteinander zu kommunizieren, so ist doch das Dating-Verhalten in beiden Ländern höchst unterschiedlich. SDeitb einiger zeit müssen auch britische Unternehmen feststellen, dass sie den Europamarkt nicht einfach „kapern“ können – sie wiederum haben die falsche Auffassung von außerbritischem europäischem Humor.
Jedes Land verlangt ein eigenes Werbekonzept
Sowohl Match.com wie auch eHarmony setzen gegenwärtig weltweit auf höchst unterschiedliche Werbekonzepte. Bei eHarmony ist dies überschaubarer, weil man hauptsächlich auf den US-amerikanischen und den verbliebenen britischen Markt setzt – angeblich träumen US-Amerikaner vom Erfolg, während Briten von der Reise zum Erfolg träumen – und das ist ein erheblicher Unterschied. Übrigens herrscht sogar im deutschsprachigen Markt bei der Dating-Werbung ein Mentalitätsunterschied: Kürzlich sah man für PARSHIP im österreichischen Fernsehen eine wesentlich humorvollere Werbung als in Deutschland.
Differenzierter geht Match.com die Sache an: Hier sieht man viele Märkte, zu denen unterschiedliche Werbekonzepte passen müssen – zum Beispiel (Zitat):
In Deutschland werden Bildungsaspekte der potenziellen Partner als Prioritäten angesehen und sie werden deshalb auf Datingseiten hervorgehoben.
Wie es weiter hieß, sein bei Briten und insbesondere Australiern der Humor besonders wichtig, während US-Amerikaner sich gerne bereits in der Werbung als glückliche Paare sehen würden. Auch politische Aspekte seien in den USA wichtiger als beispielsweise in England, wo sie kaum eine Rolle spielen würden.
Angriff auf den Sex-Dating-Markt aus Kanada, den USA und England
Neueste Baustelle US-amerikanischer, kanadischer und britischer Marktstrategen mit Blick auf Deutschland ist der Sex- und Seitensprung-Datingmarkt. Hier versuchen Unternehmen wie Ashley-Madison (Kanada), das Dating-Imperium von Brandon Wade (z. B. Whats Your Price, USA) oder die „Dating Factory“ (UK) mit Gib´s Mir (registriert auf Zypern eigentlich „Be Naughty“, UK), mit Vehemenz in den deutschen und europäischen Markt vorzudringen. Während Brandon Wade und die Leute von „be Naughty“ (betrieben von der Dating Factory) noch Probleme mit der deutschen Mentalität (und wohl auch mit der Sprache) haben, ist Ashley-Madison längst beim „gepflegten Seitensprung auf nette Art“ angekommen – sehr zum Leidwesen von Konkurrenten und Kirchenkreisen.
In dem einschlägigen Artikel im Magazin „TheMarketer“ wird ausführlich auf das Marketing der US-Dating-Unternehmen weltweit eingegangen. Aus ihm stammt auch das Zitat.