Wer schreibt für liebepur?

TopBlogs.de das Original - Blogverzeichnis | Blog Top Liste

Der Mai – wie immer, nur nicht so heimlich und frivol

Wie einst im Mai …

Einst zog es die Jungfrau durchs Gefild‘ – „ihr ist so wild, ihr ist so mild, das Mieder quillt – oh welch ein Bild!“ Man gestattete der Jungfrau damals sogar, vor „verhalt’ner Wonne zu schluchzen“. Eine namentlich unbekannte Diseuse sang dieses Lied irgendwann einmal zum Mai.

Der Mai, der Frühling, die Wonnen der Lust – all dies wurde heimlich besungen, während der deutsche Bursch‘ „dä-här Mai ist gekommen“ hinausträllerte.

Das Leben ist doch nicht ausschließlich Wollust“, sagten die Alten und verwiesen darauf, dass doch das Leben nun erst begänne. Man solle doch bitte nicht so dringlich sein mit dem Wunsch nach einem Liebchen, zumal …“. Die Alten hätten gerne mehr nach dem Wort „zumal“ gesagt, aber sie bissen sich eher auf die Zungen, als jetzt über „das Geschlechtliche“ zu reden. Sie hätten sagen wollen, dass es doch nur darum ginge, dem animalischen Trieb zu folgen. „Die jungen Frauen“, so hieß es „unter Erwachsenen“, würden ohnehin nur nachgeben, wenn man sie stark bedränge, und an dieser Stelle schüttelte dann Tante Elise immer heftig den Kopf: „Sie sind ja so dumm, die jungen Dinger, so dumm“. War da nicht ein Leuchten in ihren Augen, wenn sie es sagte?

Der Dichter (1) sang verschlüsselt, worum es ging:

Jeder blaue Abend sehnt
Sich nach deiner Nacktheit Maien
Heiß das Blut den Leib mir dehnt,
Sich in deinem zu befreien.

Das Spiel mit der Lust – damals im Mai: Salamitaktik vor dem Akt

Ja, ja … wer hätte schon gewartet, aufgegeben, sich entsagt? In Wahrheit lernte alle ein Spiel, das es heute nur noch selten gibt: Der Mann bedrängte die Frau, die ihm vorspielt, unnahbar zu sei. Wenn er lange genug drängte und dabei charmant war und sich als generös erwies, dann gab sie vielleicht nach. Es musste nicht immer gleich sein, was der Dichter sagte „sich in deinem Leib zu befreien“ – auch Berührungen hatten ihre Reize. Manche junge Frau konnte ihrem Jüngling schon dadurch Wonnen bereiten, dass sie die Bluse aufknöpfte und ihm die Schönheit dessen darbot, was damals „der Busen“ hieß. Junge Männer nahmen, was sie bekamen, Frauen gaben, was sie wollten und konnten. Kein Mann versuchte damals auch nur, ihr Spiel zu durchschauen – es reichte ihm völlig, wenn sein Spiel aufging.

Spiele der Lust heute – die verführbare Verführerin

Die Zeiten sind anders geworden. Frauen erproben sich in vielerlei Weise, kennen mehr Spiele als früher und spielen sie bewusster aus. Im Gegensatz zu früher (noch vor 50 Jahren war es so) ist das erotische Spiel nicht auf die „Jungmädchenzeit“ beschränkt, die sich bestenfalls in ein paar Jahren maß, sondern auf ein Jahrzehnt oder mehr. Wer mit 16 ein aktives Geschlechtsleben aufnimmt, setzt dies meist über 10 Jahre fort, mit steigender Tendenz bis hin zu 20 Jahren. Gegen 25 ändert sich das Bewusstsein oftmals noch einmal ein wenig – schon dann sind die Spiele der 18-jährigen nicht mehr gefragt. „Verlocken und verweigern“ in Serie, Salamitaktik im Nachgeben, kleine Lüste scheibchenweise? Ein bisschen albern, nicht wahr?

Das neue Spiel heißt oftmals „die verführbare Verführerin“. Dann geht frau Flirten oder Daten, sucht den Herzkönig, hat aber auch noch einen Joker für den ONS im Ärmel. Wenige Spielzüge genügen, und er sitzt in ihrer Falle, während er glaubt, dass sie ihm auf den Leim gegangen ist.

Der Mai ist gekommen – und die Brüste quillen wieder, gelegentlich durchaus sichtbar – ach, wie peinlich-schön nicht wahr? „Sie knospen auf“ (2) sagten die Dichter und beschrieben die Leiber ihrer Geliebten schwelgerisch in Details. Demnächst wird die lüsternen Frauen und Männer wieder der Leichtsinn packen, und wenn er sich mit der aufkommenden Lust paart – dann ist eigentlich alles wieder wie immer im Mai, nur nicht mehr so heimlich und so frivol.

(1) Alfred Richard Meyer: Lippen.
(2) Peter Bauer: Der Frühling.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr aus der Rubrik:
intime fragen

 Die schwer verliebten älteren Herren
   (18. März 2012)
 Nikolaus zwischen Süße und Strafe
   (5. Dezember 2011)
 Liebe suchen: Wert, Zeit und Geld
   (8. November 2011)