Kennet Sie kei Deitsch?
Die Liebe geht über die Grenzen hinaus, nicht wahr? Die in (nun, sagen wir einmal) in Kornwestheim lebende Schwäbin lernt den Hamburger, Oldenburger oder Ostfriesen kennen – kein Problem.
Denken Sie. Denn während man im Norden (und sogar im eigenbrötlerischen Rheinland) gewohnt ist, eventuell bestehende Sprachschranken durch das Hochdeutsche zu überwinden, ist diese Neigung in Süddeutschland kaum verbreitet.
„Mir send Schwoba, mir schwätzet Schwäbisch“, sagt schon die Mutter zur Tochter, wenn auf der Schule Hochdeutsch verlangt wird – und selbst manche Lehrerin spricht einen so schlimmen Dialekt, dass man sich fragt, wie die Kinder überhaupt Deutsch lernen sollen.
Ich kann Ihnen dies sagen: Mit einem „rechten Schwaben“ oder einer „rechten Schwäbin“ bekommen Sie – wie mit manch anderen süddeutschen Volksstämmen – zunächst Sprachprobleme. Das heißt nun wieder nicht, dass dies immer und bei allen Süddeutschen so ist. Je höher der Bildungsgrad, je mehr Erfahrung man außerhalb Schwabens, Badens oder Bayerns machte, umso besser sind die Chancen für eine Verständigung – und umso mehr überwinden Sie auch die kulturellen Unterschiede, die innerhalb Deutschlands tatsächlich bestehen – und die sind oft ganz erheblich. So ist zum Beispiel in Schwaben das Obrigkeitsdenken noch tief in den Köpfen verwurzelt – und für viele Menschen bedeutet „evangelisch“ oder „reformiert“ zu sein, noch dem lieben Gott viel näher zu stehen als jeder andere Mensch – von den Pietisten einmal ganz abgesehen, deren Töchter sich auch im Internet tummeln, obwohl die Mütter und Väter viel lieber sehen würden, wenn sie „jemanden kennen lernen würden, den man kennt“.
Also – wo Dialekt gesprochen wird oder Sie eine abweichende Kultur wahrnehmen können – seien sie vorsichtig – wer heimattümelnd daher kommt, den bringen sie so gut wie niemals weg aus seinem inneren Gefängnis.