Die Untreue ganz nüchtern
Üblicherweise entsteht eheliche Untreue aus einer zufälligen Begegnung mit einer/einem Unbekannten oder aus einer Begegnung mit einer/einem Bekannten, die diese Person in einem neuen Licht erscheinen lässt. Beide Male spielen die drei Seitensprung-Komponenten zufällige Gelegenheit, prinzipielle Bereitschaft und die Entwicklung des sinnlichen Verlangens die entscheidenden Rollen. Zumeist entwickelt sich dabei zunächst eine gewisse Annäherung, die bis zu einem Punkt vorangetrieben wird, an dem die Frage auftaucht: Tun wir es jetzt oder nicht? Dieser Moment kann vor einer Hotelzimmertür sehr plötzlich aufgrund der vorausgegangenen Faszination plötzlich in die eine wie auch in die andere Richtung umschlagen. Emotionale Seitensprünge haben bis zum letzen Moment eine Art „retardierten Faktor“, idem das ganze Kino von Begierde und moralischen Bedenken innerhalb weniger Minuten abgespult wird. Eine ähnliche Tendenz lässt sich auch bei Verführungen beobachten.
Untreu durch Willkür – das neue Phänomen
Gewillkürte Untreue verläuft ganz anders: Hier steht der Entschluss, den Partner zu betrügen, im Vordergrund, und man sucht bewusst nach einem geeigneten Partner. Diese Art von Suche hat etwas Verkrampftes, weil der Prozess einer erotischen Faszination sozusagen „übersprungen“ wird. Dies ist zwar bei Blind Dates auch der Fall, aber sie dienen ja nicht in erster Linie der spontanen Lustbefriedigung, sondern dem reinen realen Kennenlernen. In der Praxis müsste die Person, die zum Seitensprung bereit ist, also viele Menschen treffen, um bei einer dieser Begegnungen fasziniert zu sein. Das funktioniert aber leider sehr selten, sodass häufig der erstbeste Partner für einen etwas verkrampften Seitensprung genommen wird. Ob die Angelegenheit dann wirklich lustvoll war, darf bezweifelt werden.
Fast vergessen: Bezahlte Liebhaber als Alternative
Völlig anders verläuft die Affäre, wenn einer der beiden als professioneller Verführer auftritt, und der andere in diese Verführung von vornherein einwilligt. Dies ist in der Regel bei bezahlten Dates mit Eskort-Frauen und Eskort-Männern der Fall. Hier weiß der professionelle Teil, das er für seinen Kunden oder seien Kundin eine Atmosphäre der erotischen Illusion erzeugen muss, die exakt seinem Wunschbild von einer „schönen Liebesnacht“ entspricht. Die erotische Faszination wird also künstlich erzeugt, und derjenige, der sie erzeugt, hat darin Erfahrung. Ob diese Begegnungen immer wirklich befriedigend sind, mag gleichfalls bezweifelt werden. Sie beruhen aber auf einer anderen Konstellation als die gewillkürten Seitensprünge. Untreue ganz nüchtern – der gewillkürte Seitensprung oder die arrangierte Untreue sind neue Phänomene, die nur schwer einzuordnen sind. Zwar gab es auch in der bürgerlichen Epoche schon arrangierte Seitensprünge, sie hatten aber einen anderen Charakter, weil sie unter Zuhilfenahme von Kupplerinnen arrangiert wurden und ihnen eine lange Zeit des Schmachtens und Begehrens vorausging.
Das Fazit: Gewillkürte Untreue birgt das größere Risiko
Das Fazit: Wer sich auf arrangierte Seitensprünge einlässt, sollte gut überlegen, ob sich der Aufwand lohnt. Das Risiko, entdeckt zu werden, ist ungleich größer als beim zufälligen Seitensprung, Ausreden für (auch erfolglose) Dates müssen häufiger gefunden werden und der Genuss des Liebesaktes ist höchst fragwürdig.
Nun ist Ihre Meinung gefragt – darf ich darum bitten?