Besseres Matching – glücklichere Ehen?
Eine besonders gerne und häufig aufgestellte Behauptung kommt aus den USA und ist über sie auch nach Deutschland eingewandert: Je besser das „Matching“, also die psychologische Übereinstimmung zwischen den Partner ist, umso glücklicher wird die Ehe.
Glückliche Ehen? Was ist denn das, bitte?
Schon bei der Aussage „glücklicher“ scheiden sich die Geister. Eine Ehe, die geschieden wird, muss nicht zwangsläufig immer „unglücklich“ gewesen sein, und eine Ehe, die lange hält, andererseits nicht zwangläufig glücklich. Glück ist nun aber nicht messbar, die Ehedauer hingegen schon.
Forscher rechtfertigen sich, um weiter forschen zu können
Es ist das übliche Spiel: Aus Gründen der Werbewirksamkeit, aber auch aus Gründen der Rechtfertigung sogenannter „Forschungen“ wird mit Begriffen herumgekleckert, die höchst privat sind: Glück, zum Beispiel. Die Damen und Herren Forscher wissen natürlich genau, dass Scheidung nicht unbedingt „Scheitern“ bedeutet, und sie wissen auch, dass sie gar nichts in der Hand haben, um die tatsächlichen Scheidungsgründe festzustellen.
Matching kann positiv sein, solange nicht übertrieben wird
Selbstverständlich ist ein „moderates Matching“, also ein Abgleich gewisser sozialer, kultureller und psychologischer Merkmale, für die Partnersuche nicht unsinnig – dies wurde auch hier bereits mehrfach betont. Die Diskrepanz liegt vielmehr in den abenteuerlichen Behauptungen, die daraus abgeleitet werden.
Scheidungen und Matching – kein Zusammenhang erkennbar
Besseres Matching? Am wenigsten Ehen wurden geschieden, als es große Scheidungshürden und enorme wirtschaftliche Abhängigkeiten gab. Die meisten Ehe der Vergangenheit (historisch bemessen) wurden aus wirtschaftlichen oder sozialen Gründen geschlossen, ohne überhaupt jemals auf „passende“ Partner zu achten. Ehen hatten glücklich zu sein, so wollte es die Fassaden-Politik der Bürgergesellschaft, und nahezu jeder hat zu diesem Lügengebäude beigetragen – von wenigen Ausnahmen abgesehen.
Warum das „bessere Matching“ gar nichts nützt
Wer behauptet, ein „Besseres Matching“ würde glücklichere Beziehungen hervorbringen, der weiß nichts, aber auch gar nichts, von der Dynamik menschlicher Entwicklungen. Nirgendwo auf dieser Welt ist die Diskrepanz zischen psychologischer Lehrmeinung und Lebenstatsachen so groß wie in der Beurteilung von „passenden“ Paaren.
Manche Psychologen kennen den Grund, andere ignorieren ihn: Der Mainstream der Lehrmeinungen geht davon aus, dass sich angebliche „charakteristische“ Merkmale (Fünffaktorenmodell) selten oder gar niemals verändern. Nur einige wenige Abweichler sagen, dass sich durch die Beziehungen beide Partner in erheblichem Umfang verändern, ja, dass völlig neue Strukturen entstehen.
Psychologie: Starr und altbacken, ohne Dynamik
Es ist, wie es ist: In die Psychologie hat die Kybernetik niemals ernsthaft Einzug gehalten. Die dynamischen Regelkreise der Beziehungen, die schwer nachvollziehbar und damit schwer zu erforschen sind, „passen“ den relativ simpel strukturierten Lehrmeinungen nicht.
Jede gute Ehe verändert die Partner
Wer eine gute Ehe (oder eine gute Beziehung anderer Art) führen will, sollte wissen, dass sich jede Beziehung in ihrem Verlauf verändert, dass es offene und geheime Regeln gibt und dass sich beide Partner in der Beziehung auch persönlich verändern. Wenn die Partner sich dann noch gelegentlich die Hände geben du sich in den Augen sehen, um sich über ihr Glück zu freuen – dann ist mehr gewonnen als mit irgendeiner „psychologischen“ Übereinstimmung.