Studie mit Spätfolgen in Blödsinn
Erstaunlich, was man aus einer Studie alles an unterschiedlichen Ergebnissen herausholen kann. Bereits mehrfach wurde hier in der Liebepur eine Studie angesprochen, die kaum mehr ist als eine Meta-Auswertung zahlloser anderer Studien zum Thema Online-Dating. Solche Meta-Auswertungen sind sinnvoll, weil sie extreme Forscherdummheit, die ja immer wieder vorkommen soll, kompensiert. Mit anderen Worten: Sollten sich 40 von 400 Studien als Bluff erweisen, bieten die restlichen 360 immer noch genügend Stoff, um der Wahrheit näher zu kommen.
Frisch aufgewärmt: Das Märchen vom großen Angebot
Nun kommen aber die Rosinenpicker und suchen sich das heraus, was ihnen gerade am besten gefällt: und siehe da, da ist es wieder, das alte Märchen von dem ungeheuren Angebot, dem Überangebot, dem undurchschaubaren Angebot, das uns im „Word Wide Web“ entgegenströmt.
Zitat „Yahoo-Lifestyle“
Nach der Auswertung von insgesamt 400 Studien zum Thema Internet-Dating kamen sie zu dem überraschenden Schluss, dass die Mehrheit der Singles, die ihr Liebesglück im World Wide Web finden wollen, vom Überangebot potenzieller Partner nicht motiviert, sondern ermüdet wird.
Die Millionen Mitglieder in Deutschland – nur in der PR tatsächlich vorhanden
Ich weiß nicht, wo die Forscher dies ermittelt haben wollen – jedenfalls gibt es tatsächlich einige US-amerikanische Singlebörsen, die ein paar Millionen Mitglieder haben – aber die USA sind andererseits ein Flächenstaat, und andererseits finde die „Singleschwemme“ dort auch nur in Großstädten statt. Ansonsten ist die Sache absoluter Tinnef – es gibt sie nicht, die Singleflut, und wenn man sie dennoch irgendwo findet, dann bei kostenfreien Singlebörsen und gelegentlich auch bei bezahlten Singlebörsen, die die an bestimmten Tagen die Massen einströmen.
In Deutschland kann von solchen „Singleschwemmen“ gar nicht die Rede sein. Nahezu alle namhaften Anbieter verschweigen ganz bewusst die Anzahl der tatsächlichen, zahlenden und aktiven Mitglieder, und veröffentlichen stattdessen Mondzahlen – ein alter Trick der Branche.
Die angeblich geringen Chance beim Online-Dating
Auf der anderen Seite ist es etwas dümmlich [1], dies zu veröffentlichen (Zitat):
Mit anderen Worten: Die Chancen, den Wunschpartner auf Seiten wie „eDarling“ oder „ElitePartner“ ausfindig zu machen, sind relativ gering. Und letztlich auch nicht größer, als ihn oder sie ganz zufällig in einer Bar zu treffen.
Die gleiche Dummheit beging auch „Clack“:
Gehen Sie wieder mal in eine Bar, denn die Wahrscheinlichkeit, dort eine neue Liebe zu finden, ist genauso gross – oder klein – wie auf einer Dating-Website. Ernüchternd, nicht?
Der Unfug mit den „großen Zahlen“ und die Wahrheit
Ich habe Ihnen in einem Artikel bereits bewiesen, warum all die Mutmaßungen über zu große Zahlen Unfug sind – jedenfalls, sofern man nicht in den Top-Ten-Großstädten Deutschlands sucht.
Wenn schon Namen genannt werden: PARSHIP, ElitePartner und eDarling sind Partneragenturen, die zumindest einen Vorteil haben: eine überschaubare Anzahl an zahlenden Mitgliedern, und dann einen Zweiten, nämlich dass Ihnen eine Auswahl von Mitgliedern vorgestellt wird. Ob das immer „die Richtigen“ oder gar sogenannte „Traumpartner“ sind, steht dabei gar nicht zur Debatte – jedenfalls haben sie die Möglichkeit, aus einer Vorauswahl diejenigen Partner herauszufinden, die Ihnen am besten gefallen.
Auswahl-Tipps wie beim Shopping?
Kommen wir nun mal zu den Dating- und Auswahltipps, die von „Yahoo!-Lifestlye“ empfohlen werden, so stellt die Liebepur fest: Das ist das Wunschdenken der Großstädter:
Man rät uns erst einmal eine „Grobe Vorauswahl“ zu treffen – das ist bei den genanten Firmen eigentlich bereist Aufgabe des Anbieters, trifft aber ansonsten zu.
Dann wird uns geraten, eine Best-Of-Liste zu erstellen und daraus einen Favoriten auszuwählen – ein ziemlicher Unfug, weil es ja nun wirklich nicht sicher ist, ob uns ausgerechnet diese Person wirklich kennenlernen will. Dann rät das Yahoo-Magazin noch dazu, weiterzusuchen und „jemanden zu finden, der ihre Nummer eins noch übertrifft“.
Ich habe – mit Verlaub, selten einen solchen Unfug gelesen. Es spiegelt genau diejenige Shopping-Mentalität wieder, die von den Forschern mit Recht angekreidet wurde – sozusagen das favorisierte Negativbeispiel als Beratungsergebnis.
[1] Selbst wenn die Studie dies beinhalten würde: Sie ist US-amerikanisch. In den USA spielen Bars eine viel größere Rolle fürs Kennenlernen, und die Namen, die im Artikel von Yahoo genannt wurden, beziehen sich auf Deutschland.
Lesen Sie dazu auch weitere Artikel über die Studie: Was die Morgenpost daraus machte.
Das Generelle zur Studie (mit Weiterleitung zu einem aussagefähigen Artikel).