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Die unsinnige und überflüssige Diskussion über das „Matching“

„Matching“ heißt der Prozess, der dabei helfen soll, Menschen zusammenzubringen. Die Behauptung geht dahin, über ein wissenschaftliches System zu verfügen, das Menschen nicht nur gründlich auf ihre psychischen Grundzüge (Persönlichkeitsmerkmale) hin analysiert, sondern das sie auch noch „passend“ zusammenführt.

Matching ist wissenschaftlich umstritten

Keine Frage – die Sache ist umstritten. Außerhalb der speziellen Anbieter von Datingseiten und weniger Wissenschaftler, die der Branche nahestehen und bereit sind, ihre Namen für solche „Matching-Systeme“ herzugeben, ist ein solches „wissenschaftliches“ System unbekannt.

Historisches zum Matching

Die übrigen werfen gerne mit Namen herum und scheuen sich auch nicht, dabei Sigmund Freud und Carl Gustav Jung zu erwähnen – beide haben niemals ein Matching-System entwickelt, auch nicht im Ansatz. Es ist allerdings richtig, dass Carl Gustav Jung versucht hat, eine Art Ordnung in die Persönlichkeitsmerkmale zu bringen – allerdings war dies kein wissenschaftlich fundiertes System, sondern eher ein kühner Versuch. Angeblich beruhen häufig verwende Tests, insbesondere der von Myers-Briggs, auf C.G. Jung. Ganz generell muss aber der Persönlichkeitstest vom Matchingprozess getrennt werden können, um beide auf ihren Wahrheitsgehalt zu untersuchen. Üblich ist neben dem Myers-Briggs-Test auch das Fünffaktorenmodell (Big Five) oder das ebenfalls umstrittene 16-Faktoren-Modell, das auch sogenannte „Persönlichkeitswerte“ umfasst, die schwer zu erfassen („menschliche Wärme“, Empfindsamkeit“)

Warum der Streit um das Matching?

Um das Matching wird hauptsächlich in den USA gestritten, und dies vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen. Im Streit sind vor allem die Gegner und Befürworter des Verfahrens von eHarmony (in Deutschland eDarling), das sowohl vom Wettbewerb wie auch von angeblichen Erfindern besserer Systeme ständig angegriffen wird.

Geheimniskrämerei als Wurzel aller Diskussionen

Die Angriffe basieren auf einem relativ einfachen System: Keine Online-Partneragentur legt ihre Verfahren tatsächlich offen, und deshalb haben alle eine verwundbare Stelle. Offiziell werden Konkurrenzgründe genannt, doch viele Beobachter nehmen an, dass die Verfahren eher „gewogen und zu leicht befunden“ werden könnten, wenn sie mit anspruchsvollen wissenschaftlichen Methoden untersucht würden. Doch auch die Befürworter angeblich „besserer“ Systeme haben schlechte Argumente: Sie verweisen dauernd auf ihre „besseren“ psychologischen Verfahren, können aber nicht beweisen, dass dadurch auch bessere Passungen („Matches“) erzielt werden. Dabei werden höchst abenteuerliche Zahlenspiele verwendet, auf die die „Liebepur“ bereits hinwies.

Besseres Matching? Am Ende fänden Sie noch 0,6 Partner – mit viel Glück und Toleranz

Hier noch einmal die Behauptung:

Gegenwärtig würden etwa 3,5 Promille (0,35 Prozent der Personen in einer Datenbank) als „kompatibel“ eingestuft, also etwa 3 Personen aus tausend Mitgleidern. Würde man ein besseres Verfahren wählen, dann würden noch 48 Personen aus 10 Millionen Mitgliedern „perfekt“ passen, also etwa 0,005 Promille oder 0,0005 Prozent. Bei kleineren Datenbanken wäre es (nach dieser Rechnung, die ich für falsch halte) ebenfalls lächerliche 0,03 Promille (3 auf 100.000). Das Verfahren wird nach diesem Rechentrick als „100 Mal besser“ bezeichnet.

Psychologisch-Mathematische Spitzfindigkeit kontra Dating-Realität

Dabei biegen sich – mit Verlaub –die Zehennägel. Es gibt in Deutschland keine Online-Partnervermittlungen, die wesentlich mehr als 200.000 aktive und zahlende Mitglieder hat – selbst diese Zahl ist schon „schön gerechnet“ (die Zahl ergibt sich aus dem veröffentlichen Umsatz). Sinnvollerweise dividiert man durch zwei, da sich die Partner ja nicht selbst finden möchten und zumeist einen Partner des anderen Geschlechts suchen, und noch einmal aller mindestens durch fünf, wenn man unterstellt, dass nicht alle Menschen Partner von 18 bis 78 suchen, dann ergäben sich für jedes so bewertete Mitglied noch 0,6 Partner in Deutschland. (0,03 Promille oder 0,003 Prozent aus 20.000)

Man sieht – die Diskussion um das Matching ist eine völlig sinnlose, an den Haaren herbeigezogene und aus wirtschaftlichen Erwägungen künstlich aufgebauschte Diskussion.

Vielleicht hätte man einmal auf einen jungen, etwas flapsigen Gründer hören sollen, der einem Journalisten sagte: „Mir ist egal, was für ein Matching-System ich habe – ich weiß nur, dass ich eines brauche.“

Wenn Sie der Meinung sind, dass die von mir recherchierten Zahlen unrichtig sind oder Sie eine andere Meinung über die Verfahren haben – lassen sie es mich wissen.

Via: eHarmonyBlog . Die Zahlen basieren auf einem Kommentar von Fernando Ardenghi, der angeblich über „bessere“ Verfahren verfügt, und zwar zu diesem Artikel, aus dem auch das Zitat stammt.

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