Psychologie, Religion, Beziehungen: Stochern im Nebel
Studien überall – man muss schließlich in der Psychologie beweisen, wie wichtig man für die Menschheit ist. Die neueste Studie, so hörte ich, habe dies ergeben (gekürzt, aus dem Englischen):
Psychologische Studien haben ergeben, dass religiöse Menschen ein besseres Selbstwertgefühl … haben und psychisch stabiler sind als Nicht-Gläubige. Eine neue Studie, die jüngst in „Psychological Science“ veröffentlicht wurde, ergab nun allerdings, dass dies nur in Ländern zutrifft, in denen der Religion ein hoher Wert zumessen wird.
Das bedeutet im Klartext und auf den Punkt gebracht: Menschen, die mit dem ethisch-sozialen System ihres Landes konform gehen, sind in der Regel selbstbewusster und psychisch stabiler als Abweichler – ob dies etwas mit Religion zu tun hat, ist ausgesprochen fraglich.
Doch damit nicht genug: Die Studie ist vor allem deshalb eigenartig, weil die Befragten alle Mitglieder der Europa-Partnervermittlung eDarling waren – man zog kulturelle Vergleiche zwischen den Ländern, in denen eDarling tätig ist und nahm die Fragebogen, die man bei der Anmeldung dort ausfüllt, als Grundlage der Forschungen.
Aufgrund dieser Vorgehensweise stellen sich natürlich zahlreiche Fragen, die dem australischen Psychologen Dr. John Joseph Ray auffielen – und er bezweifelt bereits daran, dass die Grundlagen für eine Studie ausreichend wären und ob die gewählten Stichproben überhaupt relevant wären.
Eine ganz andere Frage wäre, warum Studien dieser Art überhaupt erstellt werden. Will man den religiösen Fanatikern oder Sektierern in die Hände spielen? Erwartetet man, dass religiös motivierte Gazetten die Veröffentlichungen nachdrucken?
Fraglich ist natürlich auch, was diese Studie für Partnersuchende bedeutet. Heißt dies, dass wir uns in religiös motivierten Ländern den Gläubigen zuwenden sollen, und dass es in weniger religiös motivierten Ländern ziemlich gleichgültig ist, ob wir (beispielsweise) Christen oder Heiden treffen?
Möglicherweise bedeutet diese Art von Forschung nur wieder eines: Man stochert öffentlich im Nebel herum, und gibt dann ein relativ triviales Ergebnis bekannt, in der Hoffnung, damit irgendwie in die Presse zu kommen.