Kritik am eHarmony-Matching und die Arroganz der Wissenschaft
Das sogenannte „Matching“ von eHarmony, auf Deutsch als Partnerübereinstimmungstest bekannt, steht seit Jahren in der Kritik – wie im Übrigen auch alle Systeme anderer Anbieter. Das eHarmony-Blog vergleicht die Werbeaussagen mit den Realitäten und Möglichkeiten und kommt zu dem Schluss, dass man bei eHarmony eben auch nur mit Wasser kocht, oder besser gesagt, mit den „Big Five“, dem Fünf-Faktoren-Modell.
Die Wissenschaft im Lexikon – Verherrlichung und Kritiklosigkeit
Es dürfte bekannt sein, was die Liebepur von diesem Modell hält: Das Modell funktioniert bestenfalls theoretisch, wobei sein Schwergewicht im Personalsektor bei der Rekrutierung von Mitarbeitern liegt. Allerdings verlassen sich in der Praxis nur wenige Personalchefs ausschließlich auf diesen Test. Liest man im Online-Lexikon Wikipedia, so fällt auf, dass dieses Modell wissenschaftlich verherrlicht wird, was offenbar an der Herkunft der Autoren liegt. Der sehr kurze Bereich der Kritik, der in der englischen Version von Wikipedia enthalten ist, wurde in der deutschen Version ganz weggelassen. Wer den entsprechenden Artikel in Wikipedia liest, muss glauben, sich in einem absolut gesicherten Umfeld zu bewegen – allerdings wird dort (offenbar bewusst) unter Fremdwörter verklausuliert, was der Test alles können soll:
Das … Verfahren ist objektiv, reliabel und valide. Die Validierung des Verfahrens erfolgte über umfangreiche faktorenanalytische Studien.
Dem wäre entgegenzuhalten:
– Das Verfahren kann nicht objektiv sein, weil sich die menschliche Persönlichkeit nicht objektiv (also neutral, sachlich, ohne Bewertung) erfassen lässt. Der Test mag bei manchen Aufgaben (Außendienstler sollten extravertiert sein) zutreffen, bei anderen aber nicht, wie beispielsweise für die „Objektivität“ der Zuneigung, über die keine verbindlichen Aussagen getroffen werden können.
– Verlässlich (reliabel). Der Begriff bezieht sich auf die wissenschaftsinterne Beurteilung des Tests – und hier gelten andere Kriterien als im wirklichen Leben. Wie verlässlich er wirklich ist, zeigt sich aber erst in der Anwendung. Hier gibt es so viele Zweifel, dass von einer Verlässlichkeit nicht die Rede sein kann.
– Ob der Test im Alltag valide (gültig, verlässlich) ist, können nur Praktiker beurteilen, beispielsweise solche aus dem Personalbereich. Wenn Wissenschaftler von Validität reden, meinen sie etwas Anderes, nämlich die Gültigkeit der Annahmen.
Vorsicht mit „wissenschaftlichen“ Aussagen über die Persönlichkeit!
1. Wissenschaftlich: Wissenschaftliche Verfahren, um Menschen zu beurteilen, existieren nicht. Es handelt sich bei allen Verfahren um primitive Hilfsmittel, deren Einsatz nur begrenzt sinnvoll ist.
2. Die wissenschaftliche Verherrlichung solcher Verfahren nützt den Menschen nicht. Wer beschreibt, was etwas ist und wie es wirkt, muss auch die Konsequenzen ziehen und fragen: „Welchen Nutzwert hat dieser Verfahren für wen?“
3. Die Wissenschaftsgläubigkeit weiter Teile der Bevölkerung wird immer wieder dazu benutzt, wissenschaftliche Behauptungen als Tatsachen hinzunehmen. Kritik an der Wissenschaft wird offenbar inzwischen von Wissenschaftlern selbst unterdrückt – und damit werden bestimmet Wissenschaften dem Evangelium gleichgesetzt.
Die Bedeutung der Psycho-Wissenschaften für Ihr Leben – fragwürdig
Was bedeutet dies alles nun für Sie persönlich? Vor allem dies: Lassen Sie sich niemals von Sozialwissenschaftlern oder Psychologen fremd beeinflussen, solange Sie mit Ihrer Vorgehensweise Erfolg haben. Vertrauen sie auf Ihre Instinkte und Erfahrungen – denn es geht um Ihr Leben, ihre Freude und Ihren Erfolg. Kleiner dieser neunmalklugen Wissenschaftler wird für Sie ihr Leben übernehmen – denken Sie jeden Tag daran, dass sie es selbst führen müssen.