Wahrheit, Wissenschaft, Liebe und Dating
Manche von Ihnen fragen sich sicherlich: „Glaubt dieser Gebhard Roese eigentlich, im Besitz der einzigen Wahrheit über die Liebe zu sein?“ Nein, das glaube ich nicht. Doch ich halte an diesem Grundsatz fest: „Kühner, als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln“. Leider muss man heute nicht nur das Bekannte bezweifeln, denn viele „Wahrheiten“, die uns Forscher auftischen, sind in Wahrheit nichts als windige Konstruktionen, die recht wenig mit unsrem tatsächlichen Leben zu tun haben.
Ich schreibe nun seit fünf Jahren für die Liebepur, und als ich damit begann, war mir nur die Liebe wichtig. Ich wollte sie, soweit mir dies mit meinen bescheidenen Mitteln möglich war, aus den Klauen der Wissenschaft reißen. Diese Wölfe im Schafspelz, die vorgeben, die Liebe zu beforschen, um uns in Wahrheit einzuordnen und abzustempeln, verdienen, öffentlich vorgeführt zu werden. Übrigens sehr zu ihrem eignen Nutzen – denn erst in der Kritik der Wissenschaft zeigt sich, wer zu unserer aller Nutzen forscht und wer zu unserem Schaden.
Unsere offizielle, gängige Presse, insbesondere die Boulevardpresse und die Mainstream-Medien, die inzwischen Boulevardcharakter erreicht haben, erweisen unserem Volk einen Bärendienst. Sie veröffentlichen sensationslüstern jeden Unfug, wenn er denn nur von einer Universität kommt. Vielleicht meinen sie sogar, dies sei guter Journalismus: Kommentarlos gewöhnlich verlässliche Nachrichten zu verbreiten soll ja die Grundlage der guten Berichterstattung sein. Kommentare seien abzutrennen – sie seien schließlich Meinungsbeiträge, keine Tatsachen.
Was wäre, wenn auch die sogenannten wissenschaftlichen Beiträge nichts wären als Meinungen? Was, wenn Wissenschaftler Tatsachen konstruieren würden?
Warum eigentlich „was wäre, wenn?“ Was ich hier wie den Teufel an die Wand male, ist längst die Wahrheit. Sagen etwa die „Big Five“ etwas darüber aus, wie wir Menschen tatsächlich leben und lieben Fühlen wir uns von ihnen ausreichend beschrieben? Akzeptieren wir das Weltbild, das dahinter steht? Nein, nein und nochmals: nein. Niemand von uns will dieses Weltbild zu seinem Lebensbild machen, schon allein deswegen, weil es uns die Freiheit nimmt, Zwischentöne zu entdecken – aber vor allem auch die Freiheit, uns zu verändern.
Damit Sie nicht glauben, ich sei ein Ignorant: Ich bezweifle nicht, dass die Wissenschaft uns allen Nutzen bringen kann. Sogar das Forschen an der Liebe kann dann nützlich sein, wenn es uns hilft, unsere eigenen Vorstellungen vom Leben, der Partnerschaft, der Liebe und der Lust zu verwirklichen.
Vor einigen Tagen habe ich bemerkt, wie unsicher Menschen über sich selbst sind, die beispielsweise mit 40 wieder einen Partner suchen. Sie klammern sich an Schemata, die es in dieser Form längst nicht mehr gibt. Sie verlangen Lebenshilfe für Bereiche, von denen wir erwarten, dass Erwachsene sie beherrschen. Sie reden darüber, wie Männer sind oder Frauen, aber sie wissen kaum, wie sie selbst sind und was sie selbst wollen. Hilft die Forschung Ihnen? Weiß ein Wissenschaftler etwas mit ihnen anzufangen? Hilft es Ihnen, in ein Psycho-Kästchen einsortiert zu werden? Nein, nein und wieder: Nichts als „nein“.
Sehen Sie, das ist einer der Gründe, warum ich mich jeden Tag an meine Tastatur setze, und nicht aufgebe, die Wahrheit herauszufinden und Ihnen Wege aufzuzeigen, wie Sie die Welt der Liebe, der Lust und der Beziehungen in einem anderen Licht sehen können – wenn sie wollen. Übrigens gibt es fast überall vor Ort weise Mitmenschen, die Ihnen dabei helfen können, zu sich selbst zu finden, wenn Sie mögen.
Falls sie bis hierher gelesen haben – vielen Dank. Es war mir ein Anliegen, Ihnen dies heute zu schreiben.