Die Woche in Dating – Presse in der Kritik und Datensicherheit
Es ist schwer, über die Partnersuche zu schreiben. Die Kunden (und damit die Leser) kommen aus allen Kreisen und beginnen kurz über den „bildungsfernen Schichten“, die nur Zeitungen mit riesigen Balkenüberschriften lesen können, bis zu schnöseligen Akademikern, die vor lauter Selbstgefälligkeit kaum noch Rat annehmen wollen. Deshalb ist es im Grund genommen fast witzlos (und ineffektiv), ernsthaft über die Partnersuche zu schreiben. Zudem wird ein Teil der Berichterstattung nunmehr überwiegend vom wirtschaftlichen Standpunkt der Unternehmer aus gesehen. Hier kommt ein Problem ins Spiel: in der heutigen Wirtschaftsordnung vergessen mehr und mehr Unternehmer, dass sie vom Kunden leben, und deshalb auch seien Interessen im Auge behalten sollten.
Deutsche mit miesem Selbstbewusstsein
Am Interessantesten war diese Woche in Dating, wie schwach es um das Selbstbewusstsein der Deutschen bei der Partnersuche bestellt ist: Lächerliche zwölf Prozent glaubten die selbst beurteilen zu können, der Rest vertraute auf andere Menschen – ein fataler Irrtum, wie ich meine, schon wegen der Mitverantwortung, die man anderen damit aufbürdet.
Ein typisches Beispiel dafür, dass Sinnhaftigkeit nicht gerade populär ist, zeigt mein Artikel über die Absagen beim Dating. Schon die Differenzierung „Absage ist nicht gleich Absage“ verwirrt offenbar – aber deswegen werde ich nicht die Sandkastenweisheiten verbreiten, man solle Absagen „auf keinen Fall persönlich nehmen“, wie es die Tagespresse tut.
Presse: Interessenkonflikt oder einfach schlecht geschrieben?
Apropos Tagespresse: Die „Süddeutsche“ kam gerade beim BildBLog ins Gerede – das Problem war aber nicht die Nähe zu einer großen deutschen Partneragentur, sondern der aus Versatzstücken zusammengestoppelte Artikel – Journalismus ist eben auch nicht mehr, was es mal war. Schnell hingeschrieben, aus bequem zugänglichen Quellen und selbstverständlich völlig undifferenziert – so geht moderner Journalismus in der Tagespresse.
Lesen Sie mehr über „kostenlose Singlebörsen“ – und warum sie gar nicht kostenlos sind.
Kostenlos, soziale Netzwerke und Massenverbreitung von Daten
Seit Jahren sage ich allen, die es wissen wollen: Kostenlos ist nicht wirklich kostenlos, es kostet Sie entweder die Konfrontation mit Werbung (leider auch bei mir, wo sie kostenlos lesen können) oder es kostet sie den Verlust ihrer persönlichen Identität. Was da im Moment geschieht, ist derartig empörend, dass man eigentlich vor „Sozialen Netzwerken“ warnen müsste – aber da traut sich kaum jemand ran, schließlich unterstützen fast alle aus schierem Geltungsdrang die bekannten sozialen Netzwerke. Der bekannte Satz „Sie können dort aber ihre privaten Daten schützen“ ist Larifari, weil man ständig aufs Neue aufgefordert wird, private Daten preiszugeben. Doch wie wird die Sache einmal ausgehen? Kostenlos versus Zahlen geht bei verantwortungsbewussten Menschen klar in Richtung „Zahlen und relativ sichere Daten haben“ – denn die Partnersuche ist derzeit so billig wie seit mindestens 50 Jahren nicht mehr. Die Liebepur tritt den Beweis an.
Apropos Daten: White Label Dating heißt ein neues Schlagwort – und was es wirtschaftlich bedeutet, ist mindestens fragwürdig. Für den Kunden des Dating-Dienstes bedeutet es aber, immer breiter angeboten zu werden, was Vorteile, aber auch Nachteile hat, denn man weiß wahrhaftig nicht, in welchem Sinnzusammenhang man morgen als „Single“ angeboten wird.
Nochmals Daten: Woher will eine Metasuchmaschine eigentlich die Daten von Partnersuchenden nehmen, wenn diese angeblich geschützt sind? Kopfschütteln? Bei mir jedenfalls. Daten zum Dritten: „Anmelden mit Facebook“ ist auch die Devise bei einem Dienst, in den sich Friendscout24 eingekauft hat. Klar ist, was damit beabsichtigt wird – nur ob es auch Erfolg hat? Die Zeit wird zeigen, ob man mit „Social Dating“ auf der richtigen Spur ist.
In der Branche kaum beachtet: Das Ranking der Partneragenturen hat sich beim Singlebörsen-Vergleich verändert, und dabei gab es eine Überraschung – das lesen Sie besser selbst.
Die Vermarktung der Tollpatsche und der populistische Männerhass
Dass „fremdschämen“ oder die klammheimliche Freude am Unglück oder der Tollpatschigkeit anderer ist nicht nur bei Doko-Soaps ein Thema, sondern auch in zahllosen Büchern – eigentlich sollte man all diese Sender, Autorinnen und Autoren verbal niedermachen – aber das nützt leider gar nichts, denn sie werden dadurch nur noch populärer.
Übrigens ist vor einigen Tagen erstmals eine dieser Autorinnen mit einem Artikel tief in die Grube gefallen: die Gizmodo-Journalistin Alyssa Bereznak musste hinnehmen, dass sie als das bloßgestellt wurde, was sie ist: eine populistische Schreiberin, die auf den Effekt des Männerhasses setzen wollte, und dafür Gegenwind bekam.
Deutsche sind Heimlichtuer
Deutschland, so will eine Studie wissen, ist zwar Spitzenreiter im Online-Dating, aber auch Weltmeister im Verheimlichen der Online-Partnersuche – diesen Schluss lässt jedenfalls eine internationalen Studie zu. Leider wurde sie online durchgeführt – aber die Tendenz ist so eindeutig, dass ich einige Daten veröffentlicht habe.
Psychologen wissen kaum etwas über Partnerschaften
Wer Psychologen zutraut, etwas über die Partnerwahl aussagen zu können, ist ganz schön mutig: der Beweis fehlt in jeder Hinsicht, und was die Damen und Herren wirklich wissen, ist mehr oder weniger ein windiges Sammelsurium von Annahmen. Da wäre nämlich ein Unterschied, den sie offenbar nur schwer begreifen: Die Kriterien bei der Partnerwahl haben keinen Einfluss auf die Qualität der Beziehung. Das sage nicht ich, sagt Professor Guy Bodenmann.
Döntjes
Erotische Ausstrahlung ist keine Frage des Alters – das wissen alle, von der „Großen Dame“ bis hin zur Escort-Lady. Allerdings strahlen namhafte ältere Politikerinnen nicht gerade Erotik aus, genauso wenig wie Weisheit. Sehr schade für die Republik.
Zum Schluss zum Humor – diesmal zum Schwarzen Humor.“Online wartet der Tod“ – jedenfalls im Kriminalroman.
Nicht nur humorvoll, sondern auch ernsthaft kann man etwas von Vögeln lernen: Man kommt eher zusammen, wenn man neugierig ist. Leider hat da jemand auch ziemlich dummes Zeug gebrabbelt. Wir nahmen es mit Humor.
Die Liebepur wird übrigens in diesem Monat fünf Jahre alt. Angesichts dieser Tatsache und mindestens der Anzahl sinnvoller Beiträge müssten wir eigentlich an der Spitze der Medien stehen, die sich mit Online-Dating beschäftigen – tun wir aber nicht. Zeitungen, so schlecht ihre Berichterstattung auch sein mag, haben immer noch wesentlich mehr Einfluss als die Liebepur. Bei der Leserschaft der Boulevardpresse ist mir das klar – aber warum sich ZEIT- oder SPIEGEL-Leser nicht mehr an der Liebepur orientieren, ist mir immer noch nicht klar.
Nun, es muss wohl an mir liegen. Vielleicht ändere ich das ja im sechsten Jahr unseres Bestehens.