Vertrauen Sie den falschen Experten nicht
Neun von zehn Aussagen, die über das Dating im Internet getroffen werden, sind entweder von vornherein falsch oder aber veraltet – so jedenfalls meine Beobachtungen. So werden vor allem die Chancen immer wieder „schön geschrieben“, obwohl sie im Grunde genommen in der Größenordnung von ein paar Prozent liegen. Nur durch erhebliche eigene Anstrengung kann man dies selbst ändern: Sehr flirtbereit sein, viele Chancen nutzen, fleißig Kontaktmöglichkeiten überprüfen, viele Menschen anmailen, bei den Neuzugängen fischen sind nur einige der Ratschläge, die stimmen – und darüber hinaus muss man am Erfolg und Misserfolg der Flirtversuche, Emailkontakte und Blind Dates lernen.Kein Märchen: Man muss meist mehrer hundert Profile durchsehen, sie verstehen lernen und die Personen dann geschickt Kontakten. Selbst (männliche) Könner in diesem Metier bringen es kaum auf mehr als 10 bis 20 Prozent Kontakterfolge, die dann immer noch nicht alle im Blinddate enden – wieder gibt es nur eine persönliche Erfolgsquote, die mal bei über 30, mal bei unter 3 Prozent liegt. Darauf folgen Blinddates, bei denen auch nur etwa jedes Siebte zu einer Beziehung führt. Wer männlich ist, muss also tatsächlich bis zu 700 Profile ansehen, um zu diesen sieben Verabredungen zu kommen – und doch finden auch so nur etwa 25 Prozent aller Suchenden den „richtigen“ Partner – und dies noch bei sehr blauäugig aufgemachten Studien.
Ich weiß, was jetzt kommt: Die Gruppe der Besserwisser – das sind die, die vorgeblich oder tatsächlich viel günstigere Erfahrungen gemacht haben – und ich glaube einigen von ihnen sogar. Nur: Lassen wir mal die Damen weg, denen die Emails ins Haus flattern wie Schnee, dann bleiben ein paar erfolgreiche Männer, die sehr sorgfältig Partnerprofile gelesen haben, um dann sehr gezielt tatsächlich in Frage kommende Frauen anzuschreiben, die auch wirklich ins Bild passten – und dann hat es vielleicht beim ersten Blinddate gefunkt. Kismet, sozusagen, das Schweineglück des Mutigen mit Sorgfalt und Geduld.
Das ist aber noch kein Grund, der großen Masse vorzugaukeln, es sei einfach – das ist es nämlich nicht. Falsche Experten, ungenau recherchierende Journalisten und natürlich der Partnerbranche nahe stehende Gruppen möchten natürlich nur allzu gerne, dass die Erfolgsquoten schön gerechnet und schön geschrieben werden. Eines ist sicher: Die Liebe Pur tu es nicht.