Die Woche in Dating: Macht die Dating-Welt nicht zum Zirkus!
Umziehen ist nicht ganz einfach – doch immerhin schreibe ich Ihnen heute bereits aus dem neuen Büro der Rosinentexte, aus dem in Zukunft die Textrosinen für meine Kunden kommen sollen. Immerhin glänzen Boden und Wände schon in rötlichen Tönen, die Möbel stehen, die Bücher sind so gut wie ausgepackt, und die Technik funktioniert auch.
Wie Sie unschwer feststellen können, bin ich wieder ganz auf Deutschland und seine Menschen fokussiert. In den knapp drei Wochen, in denen ich fast nichts schrieb, ist auch nicht so viel geschehen, dass ich es jetzt nachholen müsste.
Die Schönen und die bösen Computerviren
Die Woche in Dating war vor allem von den „Nachwehen“ eines Ereignisses bestimmt, das nun wirklich nicht zu den Ruhmesblättern der Online-Dating-Branche gehört: das angebliche Eindringen vieler „hässlicher“ Personen in eine Single-Börse für die Schönen. Dankenswerterweise haben viele meiner Kollegen das Ganze für einen etwas lächerlichen PR-Gag gehalten, aber namhafte Presseorgane haben darüber berichtet, als sei tatsächlich ein böser Computervirus dafür zuständig, dass „hässliche“ Mitglieder in die Singlebörse der „Schönen“ eindringen konnten. Die Berichterstattung wirft abermals viel Licht auf die Glaubwürdigkeit unserer „etablierten“ Online-Presseerzeugnisse.
Apropos „die Schönen“ – was die Singlebörse „eBeauties“ eigentlich wirklich am Markt will, habe ich nicht herausgefunden, und auch die Namensänderung in „eDates“ brachte mir da kaum Erleuchtung.
Rat an die PR-Leute: Dating ist kein Zirkus
Überhaupt, ihr PR-Fritzen, klappt mal die Ohren auf: Dating ist kein Zirkusunternehmen, in dem die „größte Show der Erde“ geboten wird, sondern ein Platz, an dem man Partner sucht. Offenbar schätzen viele PR-Agenturen und Singlebörsen den Unterhaltungswert ihrer Pressemitteilungen höher ein als den Informationsgehalt – und das betrifft durchaus auch einige der etablierten Unternehmen. Das letzte Beispiel, das mit in die Hände geriet, hat mich absolut verblüfft, bis ich an die Details geriet, die eben nicht in der Pressemitteilung standen – „zwei Drittel der weiblichen Singles“ mögen zwar zufrieden sein mit dem, was sie sind – nur heißt das gar nichts, wenn man nicht die Vergleichszahlen der Paare kennt.
Die Branche – Verkäufe, Zurückhaltung und Profilfotos
Dass die OnlineLiebe GmbH mitsamt dem WomenWeb an Cupid verkauft wurde, ist heutzutage nichts mehr als eine Geschäftsmeldung, denn die zuletzt von Andreas von Maltzan ins Leben gerufenen Dating-Seiten kannte kaum jemand, außer den „Zuckerjungs“ natürlich, die auch eher wegen des lustvollen Namens in aller Munde waren. Die „Zuckerjungs“ sollten eine Art Kontaktbörse werden, die nach dem Motto „Zuckerjungen treffen Zuckermamis“ funktionieren sollte – ob es wirklich geklappt hat, ist umstritten, jedenfalls: Verkauft ist verkauft.
Ob „Secret“, die Neugründung von FS24, wirklich so gut läuft? In einem Interview mit „Kress“ wurden eher moderate Töne über den Erfolg angeschlagen – und etwas verwundert war ich über den Frauenanteil dieser neuen Casual-Dating-Agentur – vor allem, weil die Werbung nahezu ausschließlich in Richtung „Frauen, verwirklich eure geheimen Fantasien“ geht.
Nun, dass etwa die Hälfte der Profilfotos bei Partneragenturen und Singlebörsen nicht viel taugt, wissen wir inzwischen – nur welche Profilfotos gefallen denn nun wirklich? Ich meine: Man muss die Augen sehen können – und be2 dachte durchaus ähnlich, meinte aber, man solle die Finger von professionellen Fotografen lassen. Da bin ich ganz anderer Meinung – vorausgesetzt, Sie sind über 30, ist das beste Foto gerade gut genug.
Außerhalb der Branche ist gerade eine neue Kuppelshow angelaufen – und da fragt man ich wirklich: Wie viele Shows dieser Art will uns das Privatfernsehen eigentlich noch zumuten? Irgendwo sind Grenzen, und die sind inzwischen nicht nur erreicht, sondern bereist überschritten.
Die Philosophie des Datings
Unser eher feuilletonistischer Teil beschäftigte sich diese Woche mit dem Kuss – schließlich war Tag des Kusses, nicht wahr? Auch die Wissenschaft kommt nicht zu kurz: Introvertiert versus extravertiert ist ein Auslaufmodell.
Der Sommer bei der Liebepur
Ja – und wie wird es weitergehen? Vor allem werde ich Sie diesmal selbst durch die Sommerpause begleiten, und zu unseren Sommerthemen wird mit Sicherheit die Frage gehören, wie sich ein Mann am sichersten eine Frau angelt – und wie eine Frau zielsicher an den Mann kommt. Mein Motto kennen Sie ja, nicht wahr? Wenn nicht, dann sage ich es Ihnen:
Nur das Leben ist das Leben – und es findet jetzt statt
Vielleicht finde ich ja bei vielen Partnersuchenden damit Gehör: Lassen Sie das Leben nicht „später stattfinden“. Gehen Sie jetzt daran, ihr Leben mit jemandem zu teilen – und glauben Sie mir bitte, es ist bei Weitem schöner, die Liebe zu genießen, als auf sie deshalb zu verzichten, weil die Zukunft noch aussichtsreichere Perspektiven bringen könnte.