Warum der Steinzeit-Supermacker nicht die beste Tussi bekam
Wenn es wahr gewesen wäre, dass der stärkste Steinzeitmann immer die besten Steinzeitfrauen beschlafen hätte, dann wären wie vermutlich nie aus der Steinzeit herausgekommen. Ob die Steinzeitfrauen nun gar nicht erst so blöd waren, sich von den Alpha-Männern begatten zu lassen oder die Steinzeithandwerker und Steinzeitkünstler so clever waren, sie List und Tücke von sich zu überzeugen, wissen wir nicht. Aber wir wissen eins: Evolutionistischer, die der Theorie „der Supersteinzeitmacker kriegt die Supersteinzeittussi“ anhängen, haben einen relativ übersichtlichen Wissenschaftshorizont.
Der Kunsthistoriker und Buchautor Christian Saehrendt kam auf die Idee, eine andere These zu verfolgen: Was wir geworden sind, sind wir unter anderem auch durch Täuschung geworden. Er behauptet gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“
Die Fähigkeit, sich zu verstellen, sich eine List auszudenken, zu täuschen und die Umwelt zu imitieren, gehört zur evolutionären Grundausstattung des Menschen.
Wir täuschen also unsere soziale Welt ein klein wenig, um ein bisschen mehr vom großen Kuchen abzubekommen. Wenn Herr Ehrlichmann zum Date in Konfektionskleidung auftaucht, ein bisschen nervös ist und unsicher wird, wenn er „zu direkt“ gefragt wird, dann wird er locker von Herrn Pfiffigkeit ausgetrickst, der Maßanzüge trägt, Gelassenheit zur Schau stellt und blauäugig ein paar Wahrheiten zweiter Wahl von sich gibt.
Menschen, die selber recht naiv sind, glauben ja immer, es gäbe nur eine Wahrheit auf dieser Erde – und keine differenzierten Wahrnehmungen der Wirklichkeit. Sagen wir es mal so: Ob ein Mann 1,76 groß ist oder 1,84, lässt sich nötigenfalls feststellen, ob er aber im Beruf Verantwortung trägt, nicht ohne Weiteres. Ob eine Frau sich damenhaft darzustellen weiß, kann ebenfalls leicht festgestellt werden – aber ob der Mann das zweite oder das hundertzweite Date ihre Leben ist, nicht.
Da die kleine List offenbar zur Evolution gehört, werden Menschen mit der Fähigkeit, ein klein wenig listig zu sein, offenbar sogar bevorzugt. Das hätte durchaus Sinn: Wenn es wahr ist, dass der an sich ehrliche Mensch, der gelegentlich aber auch ein wenig listig sein kann, die besseren Chancen in der Evolution hatte als der „gradlinige Langweiler“ dann hat er vielleicht auch die bessern Chance im gegenwärtigen Leben.
Wir können uns also beruhigt zurücklehnen, wenn wir ein klein wenig in die Welt hineinflunkern – nur eben nicht zu viel. Versetzen wir uns /als Männer) vielleicht einmal in die Gedankenwelt einer Frau:
– Wer durch kleine Listen mehr für sich selbst erreicht, dann erreicht er damit möglicherweise auch mehr für uns.
– Wenn er sehr listig ist, dann kann sich seien List auch gegen mich wenden. Das möchte ich lieber vermeiden.
– Wenn er knochenehrlich ist, habe ich wahrscheinlich wenig Spaß mit ihm – und eine Perlenkette gibt es dann wahrscheinlich auch nie, weil das Geld, was übrig ist, aufs Sparkonto muss.
So ähnlich denken auch manche Männer über Frauen – ein klein wenig weibliche List nützt dem Paar auf dem Lebensweg – zu viel kann aber zu Komplikationen führen.
Der zuvor erwähnte Autor Christian Saehrendt ist übrigens der Meinung, dass wir alle inzwischen zu viel Flunkern, und er gibt zu bedenken:
Je mehr man ausprobieren kann, je mehr Images man sich auf den Leib schneidert, desto verzweifelter wird die Suche nach dem echten Ich.
Ja, und was meinen Sie?
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