Diese Woche in Dating: Frauen kaufen, Männer mieten
Diese Woche in Dating war voller Müll, und den Schlimmsten habe ich nicht mal gebracht: Zum Beispiel der Pressemitteilung vom „ersten auf die Verführung spezialisiert Unternehmen im deutschsprachigen Raum“ – Papierkorb. Doch es kommt noch dicker: letztens sollte ich mich an einem Millionärsnetzwerk beteiligen, was letztendlich bedeutet hätte, meinen guten Namen für etwas herzugeben, das aus meiner Sicht fragwürdig ist, und vor zwei Tagen kam die Anfrage, ob ich nicht bereit wäre, mir (unter meinem Namen, versteht sich) eine „Datingwebseite für Menschen mit Herpes, HPV, HIV / AIDS, Hepatitis, Chlamydia, Gonorrhea, Syphilis und anderen Geschlechtskrankheiten“ erstellen zu lassen.
Wie gesagt, soweit der Müll, den ich nicht gebracht habe, doch nun zu den Dingen, die ich gebracht habe: zum Beispiel die Sache mit der Webseite, auf der nur edel gesinnte Damen ihre kostbare Zeit an Männer verkaufen, die absolut Dates mit Frauen wollen, die ihre kostbare Zeit Männer schenken, wenn sie ein kleines Taschengeld bekommen. Nein, es handelt sich bei den Damen selbstverständlich nicht um Huren, wo denken Sie hin? Da war es schon lustiger, die Meldung über Ehemänner zu lesen, die ihre Dienste als „Männchen für alles“ anbieten – mit dem Bohrer in der Hand kommt man durch das ganze Land.
Genau so kreuzdämlich ist das „Männershopping“ oder auch „Frauenshopping“, das hinter der Fassade solider Partnerwahl doch nur dazu dient, kleine kranke Egos zu befriedigen: Mehrere Frauen oder Männer an einem Tag zu daten, ist eine Unverschämtheit und eine Abwertung der Person.
Überhaupt Realität: Viele Menschen meinen ja, Online-Dating fände jenseits der Realität statt – aber möglicherweise ist es genau umgekehrt: Gerade Online-Dating hat ausgesprochen viel Realitätspotenzial, was leicht zu beweisen ist. Jedenfalls für alle, die sich jemals ernsthaft mit „der“ Realität auseinandergesetzt haben.
Was gab es wirklich Neues im Dating? Nun zunächst darf ich Ihnen sagen, dass sich nach und nach herauskristallisiert, wie wenig die Evolutionsforscher, die Psychologie und andere Fakultäten voraussagen können, welche Paare „tatsächlich“ zueinanderpassen. Die Sache verhält sich ein wenig wie in der Geschichte von den Blinden und dem Elefanten: Jeder hat ein bisschen Recht, und wenn sie alle endlich miteinander kommunizieren würden und ihre Verbohrtheit aufgeben würden, diese „Blinden“ aka Wissenschaftler, dann würden sie ja vielleicht im Leben noch einmal zu einer Erkenntnis kommen, die dem Volk wirklich hilft. Tun sie aber nicht – schon allein, weil sie ihrer Wissenschaft mehr verpflichtet sind als dem Volk. Dazu ein kleiner Beitrag über die Wahrhaftigkeit der Evolution und der archaischen Triebe, die ja nun sicherlich in die Liebe hineinspielen. Apropos Wissenschaft: Wenn Sie von dem Wort Algorithmus fasziniert sind – damit habe ich fast zwei Jahrzehnte gearbeitet und weiß, was es ist – Sie auch?
Bevor ich vergesse, dies zu erwähnen: Wenn man Wissenschaftler trauen könnte, dann wäre der „unbewusst transferierte Riechprozess“ das Non-Plus-Ultra bei der Partnerwahl. Nun macht es ja nichts, wenn die WELT dies möglichst positiv darstellt, aber es wird etwas peinlich, wenn man eine falsche Quelle zur Theorie angibt. Zwar umschwärmen Männer „wir Motten das Licht“ in dem der Halbweltdamen stehen, aber das heißt noch lange nicht, dass sie alle Motten sind.
In der Welt der Partnervermittlungen gibt es einen neuen Mitspieler am Markt, der jetzt gerade in die Beta-Phase geht: Loverty. Deren Ziel ist es, preiswerter, ehrlicher und vor allem „jünger“ zu sein als die Wettbewerber. Sozusagen eine Partneragentur für die Facebook-Generation, um die es auch inzwischen ein bisschen ruhiger geworden ist. Bei Facebook zu sein, mag ja eine Notwendigkeit aus PR-Sicht sein, aber ob es auch einen Menschen auszeichnet, sein Privatleben wie Perlen vor die Säue zu werfen? Ich bezweifle es.
Von der Discount-Partnersuche zur Ultra-Edel-Partnersuche: „Ham‘ se nicht nen Doktor für mich?“ wollen angeblich viele Frauen wissen, und zwar besonders viele Wählerinnen der Freien Demokratischen Partei. Doch ob nun Cut-and-Paste-Doktor oder Schweiß-und-Tränen-Doktor – liebe Damen, nicht nur in der FDP – sagt mal, habt ihr noch alle Tassen im Schrank? Ich meine, so viele männliche Doktoren gibt es doch gar nicht, dass euer Bedarf erfüllbar wäre, oder? Mindestens den Absolventinnen der Betriebswirtschaft empfehle ich doch, mal die Marktgesetze auf die Suche anzuwenden und nicht die Neo-Prinzessinenhaltung nach Grimms Märchen.
Was gab es noch? eDarling weitet seine Aktivitäten auf Russland aus – was ihnen insoweit leicht fällt, als sie die jüngere und flexiblere Software haben als ein namhafter Konkurrent, und der US-Partner eHarmony verbreitet gerade eine ziemlich dick aufgetragene Story, dass eHarmony-Mitglieder einen gewissen Schutz gegen die Ehescheidung genießen würden. Der dabei gebeutelte Wettbewerber Match.com macht sich derweil Gedanken über die Kosten des Dates und stellt fest: Frauen sind gar nicht so anspruchsvoll, wie man denkt – jedenfalls nicht bei Blind Dates.
Oh, Männer – fühlt ihr euch wohl? Wenn ja, ist es ja gut. Wenn nein, müssen dringen Pflegeprodukte für die Haut her, und wehe jemand sagt jetzt: „Oh, das Wichtigste für meine Körperpflege ist dann und wann eine Frau im Bett“ – ja, was sagen wir denn dazu.
Die Liebepur tritt gegen Ostern etwas kürzer – und ich würde mich ja nun wirklich wahnsinnig freuen, wenn sie bei von der Liebepur inspirierten Artikel (positiv oder negativ spielt keine Rolle) einmal erwähnen würden, dass sie es zuerst in der Liebepur gelesen haben.