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Vergessen Sie Schönheit – wie man Faszination erlernt

In den 1920 Jahren war sie der Traum von Paris: Kiki de Montparnasse, bürgerlich Alice Ernestine Prin. Die Maler und Fotografen, allen voran der Primus der experimentellen und erotischen Fotografie jener Jahre, Man Ray, rissen sich um sie. Doch sie war weder wirklich schön, wenn man die Ebenmäßigkeit des Körpers oder die Gesichtslinien als Maßstab nimmt, noch hatte sie eine natürliche sinnliche Ausstrahlung wie Nusche Eluard, und sie hatte nicht den exotischen Charme einer Josephine Baker, die ebenfalls nicht wirklich schön war.

Was fasziniert die Männer an Frauen?

Was fasziniert die Männer so an dieser Frau? Ihre Frivolität? Ihre Sinnlichkeit? Ihre Bereitschaft, sich den Männern hinzugeben, die ihr gefielen (und keinen anderen)?

Frauen werden jetzt sagen: nun ja, sie hat eben mit vielen geschlafen – deswegen war sie so beliebt. Doch wer es sich so einfach macht, der verkennt, wie faszinierend Frauen für Männer sein können, auch wenn sie niemals (oder höchst selten) körperlich mit ihnen intim werden.

In Wahrheit ist es die Faszination, die davon ausgeht, wie sie an einem Glas nippen, wie sie sich durch die Haare streichen, wie sie die Augen aufschlagen, wie und wann sie lächeln, kichern oder ordinär lachen. Ist es die Kleidung? Zwei Frauen mögen dasselbe Konfektionskleid tragen, doch wirkt die eine faszinierend, die andere lächerlich darin. Es ist also niemals das, was man trägt (oder zur Schau trägt), sondern wie man es trägt oder eben zur Schau trägt.

Wir haben jüngst in einer unserer Publikationen vorgeschlagen, sich Jimmy Luncefords (da ist ein Jazz-Musiker, der eine wundervolle Big Band leitete) Motto zu eigen zu machen: „T’Ain’t What’cha Do, It’s The Way How’cha Do It“ – unübersetzbar, aber so ungefähr: „Nicht wichtig, wasde machst, ist wichtig, wiedes machst. Das ist der volle Ernst der Redaktion, obgleich es eigenartig klingt: Zwei Gesten können fast gleich sein, ja, sogar ähnlich ordinär – und dennoch wird man die eine Geste als sinnlich ansehen, die andere als geschmacklos.

Was bedeutet Faszination für Partnersuche und Dating?

Die „große Faszination“ ist nicht erlernbar. Vornehme Damen können sie mir einem Lächeln hervorbringen, und Straßenmädchen können es ebenso. Frauen, die sie haben, wissen es zumeist und geben sich bescheiden, was die Attraktivität noch mehr erhöht.

Kann man es auch lernen? Ja, man kann die Faszination stufenweise erhöhen. Manchmal reicht ein Friseurbesuch, ein Kosmetikerinnentermin, eine andere Quelle für die Ober- und Unterbekleidung und vielleicht ein bisschen Schauspielunterricht.

Dabei ist nicht wichtig, wie man sich benimmt, wenn ein interessanter Mann in den Fokus kommt, sondern dass man immer versucht, mit einer positiven, bisweilen durchaus sinnlichen Haltung zu faszinieren. Frauen wissen zwar oft, was sie tun müssen, wenn ein Mann auf sie zukommt – sie wissen aber oft nicht, wann und wie der Mann sie als faszinierend wahrnimmt.

Irgendwie ist es wie in der Schule: Durch Förderunterricht kann man relativ schnell von einer Sechs auf eine Vier kommen und von einer Drei auf eine Zwei. – aber kaum von einer Sechs auf eine Zwei – und das ist in der Liebe auch gar nicht nötig. Ein „bisschen faszinierender“ im richtigen Moment zu sein, das macht es aus.

Mein Vorschlag: Kleine Schritte in Richtung Faszination gehen, diese aber permanent einsetzen. Viele Frauen machen es leider umgekehrt: Sie versuchen mindestens, von einer Fünf auf eine Zwei zu kommen – und halten dies auch wirklich ein paar Stunden durch – und am nächsten Morgen sind sie dann wieder allein, weil der Zauber der Faszination nur für eine Nacht reichte.

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